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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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fetten, faulen – natürlich, es war der Sportlehrer –, der auf ihn zeigte und ihn anschrie: »Bleib verdammt noch mal für den Rest des Abends weg vom Ball, du Streithammel! Ich meine es ernst, bleib verdammt …«
    »Ich gehöre zur Band!«
    »Du kleines Stück …« Harrison wurde angerempelt, weil jemand hinter ihm auftauchte und ihn beiseitestieß. Sie kam die Treppe heruntergerannt, und der Reißverschlusszipper ihres Rocks klimperte jedes Mal, wenn ihre Brüste hüpften.
    »Onei – aua .« Eugenes Kopf schmerzte. Andrew Lu hatte ihn tatsächlich fertiggemacht.
    »Er gehört ganz dir, Süße!«, rief Harrison und schloss die Tür, sodass sie allein auf dem kalten, nur schwach erleuchteten Parkplatz zurückblieben, wo unter ihren Füßen der Kies knirschte.
    Oneida drückte ihre verschränkten Arme eng an ihren Körper, um sich zu wärmen, und würdigte ihn keines Blicks. Was immer es gewesen sein mochte, das sie derart theatralisch aus dem Turnsaal getrieben hatte, war verpufft und hatte sich vor Kälte zusammengezogen, und sie blickte sich nervös um, als hätte sie eine wirklich dumme, wirklich vorschnelle Entscheidung getroffen. Eugene verübelte es ihr nicht, denn schließlich hatte er das Gleiche getan, wusste jedoch noch nicht, ob er es bedauern sollte oder ob es im großen Ganzen eine Rolle spielte. Einzig das gute Gefühl, als seine Chucks in Verbindung mit Andrew Lus Magen traten, zählte, wie er gestoßen und Andrew Lu eine Lektion erteilt hatte. Vielleicht verfügte er ja doch über etwas Macht.
    »Wo ist dein Wagen?« Sie rieb sich die Nase.
    Sie rutschten von beiden Seiten auf die Vordersitze. Das Austesten weiterer Tricks auf dem Rücksitz stand außer Frage, genauso wenig wie sie Interesse am Küssen hatten. Eugene schaltete die Zündung ein und drehte die Heizung auf die höchste Stufe.
    »Was willst du?«
    Die Frage kam so abrupt, und durch das Dröhnen der Heizung klang Oneidas Stimme so gedämpft, dass Eugene fand, er könne mit Recht so tun, als habe er nichts gehört.
    »Was willst du, Eugene?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Was willst du denn? Denn ich glaube nicht, dass ich es bin.«
    Sie wirkte sehr verletzt, und Eugene wünschte sich, er hätte es nicht gesagt, obwohl die Antwort auf diese Frage genau das war, was er hören wollte. Zusammen mit einem Blutschwur, keiner Menschenseele jemals sein Geheimnis anzuvertrauen.
    »Willst du das wirklich wissen?«, fragte sie.
    »Ja, ich will es wirklich wissen.«
    »Ich möchte, dass du mir sagst, was du willst.«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, ich weiß es nicht.« Seine Stimme quiekste dabei.
    »Du lügst, du Dumpfbacke. Jeder will irgendwas, und ich habe dich zuerst gefragt.« Sie verschränkte erneut die Arme über der Brust, verhedderte sich dabei in ihrem Reißverschlusszipper und zog ihn mit spastischen Bewegungen bis zum Hals hinauf zu.
    Sein Kopf tat mörderisch weh. Womöglich hatte Andrew Lu ihm eine Gehirnerschütterung verpasst. Wenn man vom Teufel spricht: Aus dem Augenwinkel sah er eine Gestalt auf einem Fahrrad wie verrückt in die Pedale treten und die Schuleinfahrt hinunter und dann auf die Straße fahren. Wenigstens hatte man sie beide rausgeschmissen. Bau du nur einen Unfall, du Trottel , sagte er sich. Fahr dein Fahrrad in einen Graben .
    »Gut«, sagte er. »Ich möchte dein größtes Geheimnis von dir erfahren. Meins habe ich dir bereits erzählt.« Es auch nur beiläufig zu erwähnen, bereitete ihm schon Bauchschmerzen.
    Sie grub ihre Schneidezähne in ihre Unterlippe und sog die Luft ein. »Warum willst du das wissen?«, fragte sie gereizt.
    »Einfach, weil ich es will. Du hast mich doch auch nicht um eine Erklärung gebeten, als ich dich zum ersten Mal küssen wollte, oder?«
    »Das habe ich schon getan, und du hast es mir erklärt«, sagte sie und errötete dann so heftig, dass Eugene es selbst im schwachen Schein der über der Tür zum Turnsaal angebrachten Flutlichtanlage sehen konnte. »Du sagtest mir, ich sei womöglich die einzige Person auf unserer ganzen Schule, die es wert sei, es zu erfahren und dass du, wenn du nicht bald Sex haben würdest, vermutlich stirbst.«
    »Ach ja. Richtig.« Eugene lehnte sich nach hinten.
    Eine gefühlte Ewigkeit lang starrten sie schweigend geradeaus. Vom Schülerparkplatz aus blickte man auf den Football-Trainingsplatz, der vom Herbsthochwasser schlammig und voller Blätter war. Im Dunkeln konnte Eugene gerade noch die Umrisse so

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