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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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sie und stülpte sich zwei schwarze Ohren an einem Stirnband über das Haar.
    »Oh! Du bist Catwoman!«
    Sie zuckte die Achseln. »Kann schon sein. Ich meine, ich bin eine Katze und ich bin ein Mädchen, also könnte man es so interpretieren. Aber ich« – sie wedelte mit ihren Händen – »ich weiß nicht. Ich bin einfach nur eine schwarze Katze. Ich dachte, dir …«
    »Tust du! Es gefällt mir! Es gefällt mir total gut!«, sagte Eugene mit ein wenig zu hoher Stimme. Er versuchte zu lächeln, um ihr zu zeigen, wie glücklich er war, obwohl er alles andere war als das, nämlich etwas, wofür er keinen Namen hatte, was er aber zunehmend als verrückt und unsinnig und auch ein wenig debil anzusehen begann. Warum gefiel es ihm nicht? Warum bin ich so ein blödes Arschloch? Da taucht ein Mädchen, das zulässt, dass ich ihm meine Zunge in den Mund schiebe, in einem schwarzen Bodysuit auf, aber ich kann mich dafür nicht so begeistern, wie ich das eigentlich sollte. Und der Grund dafür ist nicht, dass sie darin keine geile Figur abgibt, denn sie sieht wirklich total scharf aus – und es liegt auch nicht daran, dass ich schwul bin, denn das bin ich nicht – es ist nur …
    Er musste an Dani als die tote Donna Reed denken und ergriff daraufhin sofort Oneidas Hand, um sie in die Turnhalle zu führen. Und das machte ihm auf ganz gewöhnliche und kunstlose Weise klar, dass Oneida Jones so gut wie nichts über ihn wusste, bis auf das größte Geheimnis, das er je besaß und nicht hatte für sich behalten können.
    Im Kampf um Eugene Wendells Seele verlor sein Penis gegen seinen Verstand genau um einen Tag zu spät.
    »Den nächsten Song möchte ich meinem kleinen Bruder widmen.« Patricia legte die Hand über das Mikrofon und hustete. »Ihr wisst doch alle, dass ich einen kleinen Bruder habe, der hier zur Schule geht?«
    Die Menge, die Insane Armhole eindeutig als das Megaevent im Turnsaal ansah, seit Annie Graves mit dem Gesicht voraus von der Cheerleader-Pyramide gestürzt war, tobte. Es war ein ungewöhnlich gut besuchter Halloween-Karneval. Eugene gestattete sich einen Moment lang den Stolz auszukosten, dass er damit in Verbindung gebracht wurde, weil er wusste, dass die Menge sich gleich nach den ersten Songs dank gezückter Mobiltelefone und der Aufforderung »Kommt her, die sind richtig Klasse!« verdoppelt hatte. Patricia hatte sich in ein Kostüm geworfen, das diesen Namen verdiente, ein rosa Nichts von einem Kleid, ein schräges Diadem auf dem Kopf und ein schlackerndes Armband ums Handgelenk, die Arme bleich wie Knochen im grellen Licht der Scheinwerfer, die man auf dem improvisierten Bühnengalgen angebracht hatte, auf dem, wie Eugene wusste, ein Eimer mit Kunstblut wackelte und geduldig darauf wartete, sich am Ende des ersten Sets über dem Kopf seiner Schwester zu entleeren. Er liebte seine Schwester, natürlich liebte er sie. Wie auch nicht. Sie war verrückt. Sie war talentiert. Sie entlockte diesem Bass das Äußerste. Er versuchte ihr zuliebe so glücklich zu sein wie sie selbst es, dem breiten Grinsen nach zu urteilen, zu sein schien, das sie nicht unterdrücken konnte. Aber wo er vorher Angst vor etwas gehabt hatte, hatte er jetzt Angst um sie – Angst, dass es damit vorbei war. Dass dies ihr Debüt und zugleich ihr Schwanengesang sein könnte. Ob nun deshalb, weil ihre Eltern ins Gefängnis wanderten oder wegliefen oder sie zu Waisen und auseinandergerissen wurden – oder wenn nichts davon geschah, weil Patricia es einfach nicht schaffte, groß rauszukommen. Fast wünschte Eugene sich um seiner Schwester willen, dass sie es ihrem kleinen Bruder in die Schuhe schieben könnte, sollte es nicht eintreten. So muss es sein, wenn man jemanden liebt , dachte er und fühlte sich dabei sehr groß und auch sehr klein. Er drückte Oneida, die er umschlungen in seinen Armen hielt, ein wenig fester. Eugene vermutete, dass Chas durch das Anschlagen des immer gleichen Riffs, das sich anhörte wie das Surren eines Industrieventilators, Zeit schinden wollte. Dann knurrte Patricia das Wort Beetlebum ins Mikrofon. Eugenes Körper wurde steif. Dieser Song. Dieser Song. Das war ein Song, den man auf dem Schülerball in der Hölle spielte. Die Stimme seiner Schwester flog über sämtliche Köpfe hinweg, setzte sich aber in Eugenes Gehirn fest: What you’ve done , sang sie. Was hast du getan?
    »Von wem ist das?« fragte Oneida seine Schulter, an die sie ihr Gesicht drückte. »Der Song ist unheimlich.«
    »Ich

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