Bilder von dir: Roman (German Edition)
sie war betrunken. Oneida brauchte ihre Mutter, aber ihre Mutter war betrunken, und Oneida war selbst zu beschwipst, um die Ironie der Situation zu erkennen. Sie schämte sich und war verwirrt; wie peinlich für sie beide. Sie schloss die Augen.
Dann erhob sie sich von dem klebrigen blauen Plastikstuhl und torkelte auf Beinen wie warmer Kaugummi nach vorn. Arthur schoss auf sie zu, um sie zu stützen, indem er unter ihren Ellbogen fasste, und sie kippte nach vorn, knallte mit ihrem Gesicht gegen seine Brust, schlang ihre Arme blitzschnell um seinen Rücken und klammerte sich an ihn, weil Arthur real war und sich nicht vom Fleck bewegte. Dabei musste sie an Arthurs stoppelige Brustwunden denken und hoffte, dass diese inzwischen verheilt oder wenigstens vom Aufprall ihres Kopfes verschont geblieben waren.
Sie schloss die Augen und vergrub ihr Gesicht in Arthurs Hemd. »Was, um Himmels willen, ist mit meiner Mom passiert?«, fragte sie ihn.
»Ihr geht es gut.« Arthur hörte sich selbst ganz danach an, als würde er gleich losheulen. Was zum Teufel war da los? Verdammt. »Sie ist doch hier. Deiner Mom geht es gut.«
Oneida drehte ihren Kopf an Arthurs Brust zur Seite und sah ihre Mutter an, die sie ansah und blinzelte, ohne ein Wort herauszubringen. Sie klammerte sich fester an Arthur. Mona schluckte, sagte aber kein Wort.
»Nun komm«, sagte Arthur ruhig, während er sie so drehte, dass ihr Gesicht nach vorn zeigte, seinen Arm als Stütze um ihren Rücken legte und sie durch die Notaufnahme bugsierte, weg von den Guppys in den Laborkitteln, den Verletzten aus der Bambini-Liga und von Eugene Wendell, der sich irgendwo hier befand, verborgen vor ihr – Eugene Wendell, dessen kühle Hand sie im Krankenwagen gehalten hatte, der jedoch, sobald sie im Krankenhaus eingetroffen waren, von der Menschenflut weggetragen wurde. Sie hatte einen sehr großen, sehr dünnen Mann mit einer Hakennase vorbeitreiben sehen, von dem sie glaubte, er könnte Eugenes Vater sein. Das war lange Zeit, bevor Arthur und Mona auftauchten. Bevor die beiden auftauchten, aber nachdem man sie mit der kleinen Taschenlampe geblendet und ein Mann in einer dunkelblauen Uniform mit wässrigen Augen sie gebeten hatte, ihm zu beschreiben, woran sie sich erinnerte. Sie erzählte ihm alles, was nicht viel war, was aber zahlreiche Wiederholungen des Namens Andrew L. A. drew L. A. drew Lu einschloss .
Alles verschwamm.
»Komm«, sagte Arthur. »Nur noch ein kleines Stückchen.«
Sie schaute nicht einmal hoch, um zu sehen, ob Mona folgte. Die Automatiktüren öffneten sich mit einem Rauschen. Kalte Oktoberluft schlug ihr ins Gesicht.
»Es tut mir leid«, sagte sie. Sie wollte noch erläutern – es tut mir leid, dass ich nicht wie ein menschliches Wesen laufen kann –, aber das hätte sie überfordert.
Sie querten die Straße, näherten sich der Parkgarage, stiegen in einen Aufzug. »Komm«, sagte Arthur wieder und verlagerte den Arm, den er um sie gelegt hatte. War dies das Gefühl, einen Vater zu haben? Holten Väter ihre sturzbesoffenen Töchter derart ruhig und zuverlässig aus Notfallambulanzen? Arthur war warm. Er roch nach Seife und etwas, das sie nicht genau bestimmen konnte, etwas Herbes, Chemisches, versetzt mit etwas Süßem, Zuckrigem. Er roch wie ihre Mutter. Sie presste ihren Arm um seine Taille und öffnete die Augen und sah, dass Mona ihnen tatsächlich aus der Notaufnahme gefolgt war und einen Knopf auf dem Aufzugsschalter drückte.
Sie fuhren hoch ins Dachgeschoss. Oneida nahm den letzten Rest ihrer geistigen Energie zusammen, um wahrzunehmen, dass man sie in eins der Krankenhäuser in Syracuse anstatt in die Klinik vor Ort gebracht hatte. Du weißt, was das bedeutet , versuchte sie zwar nicht zu denken, konnte aber nicht anders: Eugene brauchte mehr, als einen ACE -Verband oder eine Schlinge oder eine Auffrischungsimpfung oder einen Lutscher. Sechs Stockwerke unter ihnen befand sich eine Stadt, Verkehrsampeln schalteten von Rot auf Grün. Straßenlampen leuchteten. Es gab so viele – Geräusche.
Der Kombi stand ein paar Plätze vom Aufzug entfernt, und Oneida ließ sich von Arthur den Rest des Wegs führen, die letzten paar Schritte zum Wagen und dann auf den Beifahrersitz bugsieren. Dort, wo der Sitzgurt auf die Blutergüsse drückte, die sie am früheren Abend bekommen hatte, tat es weh.
Arthur ließ sich auf den Fahrersitz fallen und warf den Motor an. Sie hörte das Schlagen einer dritten Tür, als Mona einstieg.
»Was
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