Bilder von dir: Roman (German Edition)
wir doch die Kostüme. Wir gehen einfach rein und messen seinen Puls. Sagen Hallo.«
»Kann ich die Arztkleidung haben?«, fragte Oneida.
»Das ist mein Schlafanzug.«
»Heißt das, ich kann sie nicht anziehen?«
»Ich habe sie mindestens eine Woche lang nicht gewaschen.«
»Ich würde mich in den Arztklamotten wohler fühlen.«
»Dann bedien dich«, meinte Dani achselzuckend. »Aber ich warne dich, mein Busen kommt in dieser Schwesternkleidung bestens zur Geltung.« Sie schüttelte den Kopf. »Entschuldige. Entschuldige – war nicht so gemeint. Wendy ist dein Freund, und das weiß ich. Ich werde versuchen, mich zu bessern. Das verspreche ich dir.«
Oneidas Vertrauen war wieder im Gleichgewicht. In dieser neuen Welt in dieser zweiten Phase im Leben von Oneida Jones reichte bereits das Versprechen, es zu versuchen.
Dani rollte mit den Augen und grinste und hielt verlegen den Kopf schief. »Aber es stimmt trotzdem, sie sehen … verdammt eindrucksvoll aus.«
»Wie sollten wir ihn auch sonst aus dem Koma holen?«, erwiderte Oneida trocken. Dani lächelte sie an, ein wenig traurig, aber doch voller Hoffnung. Jahre später würde Oneida sich an diesen Moment erinnern, als Dani sie anrief, um ihr mitzuteilen, sie werde nach Afrika gehen, nach Zimbabwe – sie habe die Zulassung des Friedenskorps erhalten – und da sollte sie sich an diesen Keim des Zweifels erinnern, der zwischen ihnen in der Luft gehangen hatte; denn sie waren sich so ähnlich, dass Konkurrenz unvermeidlich war – und Freundschaft auszuschließen war. Doch dann würde ihr wieder einfallen, wie sie beide geplant hatten, in Danis altem Dodge Neon von Syracuse aus, wo Dani Studentin im zweiten Studienjahr war, bis hinunter nach New Orleans zu fahren, wobei das Auto aber seinen Geist aufgab, bevor sie aus Pennsylvania raus waren, und sie deshalb die Frühjahrs-Semesterferien damit zubrachten, durch Pittsburgh zu ziehen, Rommé zu spielen und sich auf ihrem Motelzimmer wie die Verrückten zu besaufen. Sie würde an das eine Mal denken, als Dani sie besuchte, während sie in England studierte, und sie an der Themse entlangschlenderten und nebenbei Fish&Chips aus einer Papiertüte aßen, und Dani ihr gestand, sie habe mit ihrem Englischprofessor geschlafen, aber nur am Semesterende, nachdem er ihr die Zwei plus gegeben hatte, die sie, wie sie beide wussten, verdiente. Dani war die Erste, die Oneida anrief, als sie ihr Praktikum am Metropolitan Museum of Art bekam; und Oneida erfuhr als Erste, dass Danis Bruder Duncan bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Sie sah Dani und ihren Professor, Allen, vor ihrem geistigen Auge, der acht Jahre älter war als sie, seine Jugendlichkeit aber hinter einem Schnurrbart in der Farbe von Karotten versteckte, der sechs Stunden eher kam, um mitzuhelfen, dem Hof des Darby-Jones einen dem Anlass gemäßen festlichen Anstrich zu verleihen – und sie erinnerte sich daran, dass Dani sie beiseitenahm und sie fragte, wie es ihr gehe; und Oneida erinnerte sich, dankbar gewesen zu sein, dass in all dem Gedränge, bei all der Verantwortung, sowohl die Tochter der Braut als auch die Trauzeugin zu sein, jemand daran dachte, sich danach zu erkundigen – an sie dachte. Und sie war doppelt froh, dass dieser jemand Dani Drake war.
Sie waren Freundinnen, gute Freundinnen – waren es seit Jahren.
25 Lasst den Kraken frei
Mona stand auf ihrem Rasen und schaute dem Wagen hinterher, in dem Arthur und Harryhausen und Max Morris (der Bruder von Zack) davonfuhren. Sie warf ihm eine Kusshand hinterher und hob dann ihre Hand hoch und winkte den Rücklichtern des Mietwagens nach. Sobald sie die Lichter nicht mehr sah, wandte Mona sich ab. Noch nie hatte ihr Haus sich so leer angefühlt und Mona sich selbst so voll.
Voller Wut. Voller Sorge und Liebe. Voller Ziti. Dieser Tag, mein Gott – dieser Tag. Dieser Tag, an dem Oneida weglief und jemand kam, um Arthur abzuholen, und Mona war nichts Besseres eingefallen, als eine Unmenge Karotten zu hacken und einen Pott Salzwasser aufzusetzen und eine ganze Ladung Ziti zu backen und zu warten und zu warten, dass die Drehtür des Darby-Jones sich drehte, die Menschen, die sie liebte, in ihrem Leben einfach ein und aus gingen, wie es ihnen gefiel und wie sie das immer getan hatten und immer tun würden. Aber Amy kam zurück – als Geist in Arthur – und bewies, dass die Tür sich auch ganz herumdrehte, wenn man nur genug Geduld hatte, darauf zu warten. Darin lag ein gewisser
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