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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justinus Kerner
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Arkaden, wo jetzt mehrere Schulen eingerichtet sind. Da gab es nun viele schmerzliche Erinnerungen und Entbehrungen, besonders für meine gute Mutter. Ihre Haushaltung bestand nun nur noch aus meiner jüngeren Schwester
Wilhelmine,
aus mir und einer Magd; denn meine ältere Schwester
Ludovika
hatte sich noch zu Lebzeiten meines Vaters mit einem Geistlichen zu
Wiernsheim
im Oberamte
Maulbronn,
wie schon angeführt, verheiratet.
    Kein Garten, keine Pferde, keine Hunde waren mehr vorhanden.
    Der alte Kutscher
Matthias
war mit Betrübnis von uns geschieden; er hatte eine Anstellung als Waldschütze in den Wäldern bei
Maulbronn
erhalten.
    Die schönen Ölgemälde des Vaters waren um einen Spottpreis verkauft worden.
    Ein so stilles Leben wir nun in diesen Jahren führten, in einem um so unruhigeren trieben sich damals meine Brüder
Karl
und
Georg
in entgegengesetzten Richtungen umher, was meiner so leicht beängstigten Mutter da oft zu großer Sorge gereichte.
     
Mein Bruder Karl im Jahre 1799 und meine Schuljahre und Knabenzeit in diesem Jahre
     
    Mein Bruder
Karl
hatte nach dem Tode des Vaters (1799) an der Grenze zwischen
Sinsheim
an mehreren Gefechten gegen die Franzosen als Leutnant bei einer Batterie lebhaften Anteil genommen und war nach Ludwigsburg zurückgekehrt, wo er ein eigenes Logis nahe dem Arsenal bewohnte.
    Der Feldzug von 1800 aber ließ ihm keine Ruhe, er hatte denselben unter dem Reichskontingent mit den Österreichern mitzumachen, und es wurde ihm schon ein selbständiges Kommando, der Transport der Geschütze und Waffenvorräte auf der
Donau,
anvertraut. Es war seine Aufgabe, diesen Transport nach Maßgabe der Kriegsereignisse zu bewegen und die Sicherstellung der Vorräte zu bewirken.
    »Wenn schon in frühern kleinern Vorfällen (schreibt ein Waffengefährte von ihm) sein richtiger Blick und sein reifes Urteil sich kund gaben, so traten diese Eigenschaften in Verbindung mit dem Schatze gründlicher Kenntnis während dieses Feldzuges in höherem Grade werktätig hervor. Er wurde im Verlauf derselben zum Oberleutnant bei der Artillerie ernannt.«
     
Mein Bruder Georg in Italien
     
    Die Jahre 1798 und 1799 hatte mein Bruder
Georg
in Italien zugebracht und war vom Minister
Reinhardt
zu vielen wichtigen Aufträgen und Sendungen verwendet worden. Als Kommissär des französischen Gouvernements hielt er sich längere Zeit in
Florenz
auf, wo sich seine Geschäfte auf die damaligen Angelegenheiten Toskanas bezogen. Bei einem Gefechte gegen die Insurgenten, das er nur aus Liebe für Gefahren mitmachte, erhielt er damals einen Säbelhieb über die Schulter.
    Eine Sendung bekam er auch ins Hauptquartier des Generals
Bonaparte,
wo er von diesem zu Tisch geladen wurde. Es ist sehr merkwürdig, daß er nach der Zurückkunft von ihm in sein Tagebuch, was noch in solchem zu lesen ist, folgendes schrieb:
    »Großer, von Europa und der Nachwelt besungener Held! Auch du bist worden nichts, und wirst werden nichts, als ein Mensch, der nicht getan hat, was er hätte tun können, und nicht geworden ist, was er der ganzen Menschheit hätte werden können!« –
    Dennoch wäre er mit
Bonaparte
im Jahre 1798 gern nach Ägypten gezogen. Die Sache war auch bereits durch
Bourienne
oder General
Championnet
eingeleitet, und
Bonaparte
wollte ihn mitnehmen, als
Reinhardt
ihn bewog, den Gedanken aufzugeben.
    Auf einer Reise durch Italien begleitete er
Bonapartes
Schwester,
Pauline,
damals noch Generalin
Leclerc.
    Von seinem Aufenthalte in Italien vom Jahre 1799 schreibt sich nachfolgender Aufsatz von ihm:
     
An den Ufern des Anio
     
    Langsam zieht sich der Anio zu den Füßen von Tivoli hin, endlich bricht sich sein Bett, und ein Felsenbecken empfängt den stürzenden Fluß, der unter Donnergeräusch, in Wasserstaub aufgelöst, schäumend, als tobte in und unter ihm vulkanisches Feuer, von Felsen zu Felsen, von Abgrund zu Abgrund stürzt, durch gesprengte Massen, durch Höhlen, die sein tausendjähriger Strom bildet, sich in immer furchtbareren Wogen niederwälzt, bis er endlich eine ruhigere Bahn findet. Gegenüber von dem ersten Fall sind kleine Wasserfälle, die zu der Größe der Szene das Malerische hinzufügen. Über Felsenspitzen und Gestein hinweg an der moosbewachsenen Felsenwand stürzen sie sich in die wilden Fluten des Teverone.
    Nach seinem ersten Falle geht der Strom durch Felsenritzen und über Felsengrund und strömt endlich in die Grotte Neptuns. Von diesem schwebenden Abgrund stürzt er auf ein Steinbette

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