Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit
auszuruhen,
Ich sing' ein treuer Hirte
Auch meiner Herde nun:
Auf! Blumen, auf und blicket
Zur Sonne himmelwärts,
Sie kommt, um euch noch einmal
Zu drücken an das Herz.
O schaut sie an, erhebet
Das Haupt an Düften reich,
Es träumt die gute Mutter
Wohl alle Nacht von Euch.
Schon sinkt sie dort mit Lächeln
Wohl an des Vaters Brust,
Doch fürchtet nicht, der Hirte
Wacht noch um Euch mit Lust,
Und eure Schwestern nahen
Die Sterne allzumal,
Sie blicken freundlich nieder
Und grüßen Euch im Tal.
Ja Sterne! goldne Sterne!
Weilt nur auf Eurer Bahn!
Blickt liebend Eure Schwestern,
Die frommen Blumen an.
O seht! sie streben sehnend
Hin zu der Lüfte Reich,
O neigt Euch freundlich nieder,
Sie möchten auf zu Euch.
Weh! Blumen! weh, die Erde
Hält Euch mit fester Hand,
Und weh, Euch Sterne bindet
Ein unzertrennlich Band.
Doch blüht nur, meine Blumen,
Euch senden aus der Luft
Die Sterne Tau und Tränen,
O sendet süßen Duft!
Ein verlorengegangenes Lustspiel
Auch ein Lustspiel dichtete ich damals auf meiner Leiter in Jamben; es hatte den Titel: »Die zwölf betrogenen württembergischen Pastores.« Es lag ihm eine wahre Begebenheit aus damaliger Zeit zugrunde.
Bei mehreren württembergischen Pfarrern, ich glaube nach und nach bei einem Dutzend, war ein sehr eleganter junger Mann erschienen, der sich für einen französischen emigrierten Grafen ausgab und vorschützte, er sei auf dem Wege nach Deutschland seiner Effekten und Gelder beraubt worden, nur eine mit edlen Steinen besetzte Repetieruhr sei ihm verblieben, das teure Andenken seines guillotinierten Vaters. Verkaufen könne er dies Kleinod unmöglich, aber er schätze sich glücklich, wenn der Herr Pfarrer es als Pfand behielte und ihm nur 5 Caroline dafür anliehe, die er bald reichlich wieder ersetzen und das Kleinod zurücknehmen werde. Mehrere Pfarrer ließen sich nun, besonders durch das Mitleiden, das der schöne Mann den Frauen beizubringen wußte, bewegen, in seine Wünsche einzugehen, fanden sich aber später natürlich durchaus geprellt; der Herr Graf war ein Betrüger, er war ein Jude, und das jedesmal für 5 bis 8 Carolinen zurückgelassene und nie wieder abgeholte Kleinod hatte den Wert von ein paar Gulden.
Mein Schwager, der gute Pfarrer
Zeller
zu Wiernsheim, befand sich auch unter der Zahl dieser betrogenen Pastoren, und ich ließ dieses Lustspiel besonders in seinem Hause spielen.
Im ersten Akte ließ ich die Frau Pfarrerin gerade mit dem kleinsten Kinde beschäftigt und im Zimmer alles in Unordnung sein, als das Dienstmädchen atemlos hereinstürzte und verkündigte: es komme ein sehr vornehmer schöner junger Herr aufs Pfarrhaus zu und werde wohl augenblicklich eintreten. Die Verlegenheit der Pfarrerin wegen des unaufgeräumten Zimmers, ihren Ausruf zum Dienstmädchen: »Schnell mit den Häfen in die Tischschublade!« nahm mir meine reinliche Schwester sehr übel.
Erscheinen des galanten Herrn; Verschämtsein der jungen Pfarrerin; Erstaunen als sie hört, er sei ein französischer Graf; Erstaunen und Mitleid beim Anhören seiner höchst rührenden Geschichte, des Mords seines Vaters, seiner Vertreibung, seiner Beraubung. Zärtlichkeit.
Im zweiten Akte. Erscheinen des Pfarrers. Er kommt aus der Kirche und setzt den goldenen Kelch, den er mitbringt, auf ein Tischchen nieder. Der Graf wird von der Pfarrerin dem Pfarrer vorgestellt, seine Geschichte von ihr, noch sehr ausgemalt, ihm wieder erzählt. Der Graf eröffnet dem Pfarrer sein Anliegen mit dem Versatze der Uhr und erzählt, wie dieses Kleinod das Andenken seines geköpften Vaters sei. Die Pfarrerin erstaunt über die Pracht der Uhr, der Pfarrer zögert, die Pfarrerin fleht ihn, in Gemeinschaft des Grafen, um Mitleid an, er willigt endlich ein, tauscht die Uhr um 5 Carolinen ein. Der Graf nimmt feierlichen Abschied von der Uhr und fällt, als sie der Pfarrer aus seiner Hand empfängt, in Ohnmacht. Jammer der Pfarrerin, Ausbrüche von Zuneigung gegen den Grafen, Vorwürfe gegen den Pfarrer, daß er die Uhr als Pfand für das Geld angenommen. Sie bringt den Grafen durch Anspritzen von Weingeist wieder ins Leben, der Graf nimmt ihr die Flasche aus der Hand und trinkt sie auf zwei Züge aus. Bedenken des Pfarrers. Sentimentaler Dank des Grafen gegen die Pfarrerin, in der er das Ebenbild seiner geköpften Königin finden will. Er weint und fällt ihr um den Hals und eilt zur Türe hinaus, während ihm der Pfarrer mit Erstaunen nachsieht, die Pfarrerin aber
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