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Bildnis eines Mädchens

Titel: Bildnis eines Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dörthe Binkert
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durcheinander wegen der Diagnose und nicht zuletzt wegen James. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass
     du mir erklärt hast, dass du ihn liebst.«
    Mathilde strich das Tischtuch links und rechts von ihrem Teller glatt und wedelte sich mit der Serviette Luft zu.
    »Aber wenn Adrian morgen kommt, musst du natürlich wissen, was er dir geschrieben hat und wie er zu dir steht.« Betsy machte
     eine Pause und setzte dann hinzu: »Auch wenn du vielleicht noch nicht weißt, wie du zu ihm stehst.«
    Betsys enzianblaue Augen blickten forschend in Mathildesvergissmeinnichtblaue Augen. Mathilde hatte ihr, wenn man Kate Glauben schenken wollte, etwas viel Bedeutsameres verschwiegen
     als sie ihrer Nichte.
    Mathilde schlug die Augen nieder und griff, ohne weitere Erklärungen abzugeben, nach dem Telegramm.
    »liebe mathilde«, stand da, »deine krankheit soll und wird kein grund sein, unsere beziehung aufzulösen stopp auch wenn meine
     eltern das wünschen stopp ich liebe dich und bin an deiner seite stopp adrian«
    Mathilde biss sich auf die Lippen. Sie hatte durch die viele frische Luft, das reichliche Essen und den Wein rosige Wangen
     bekommen, aber jetzt breiteten sich hektische rote Flecken auf ihrem Hals und Gesicht aus.
    »Eben«, konnte Betsy nicht unterlassen zu sagen, »darum hab ich dir das Telegramm nicht gleich gegeben.«
    Mathilde nickte nur.
    Als Betsy das Schweigen nicht mehr aushielt, sagte sie vorsichtig: »Seine Eltern haben ein Bankhaus. Er ist der einzige Sohn
     und der Erbe. Sie wollen sichergehen   …«
    »…   dass ich nicht sterbe«, sagte Mathilde heftig. »Ich könnte ja sterben.«
    Sie verstummte wieder.
    »Tilda, aber schau, Adrian steht zu dir. Und das wollte er dir mit diesem Telegramm sagen. Es war nicht sehr geschickt, dir
     gleich mitzuteilen, was seine Eltern denken, aber er wollte dir vor allem sagen, dass er dich liebt und an deiner Seite steht,
     dass du ihm wichtiger bist als seine Eltern und das Bankhaus.« Betsy atmete tief durch. Es wäre gut, wenn Mathilde sich Adrian
     wieder zuwandte nach allem, was vermutlich geschehen war. Zumindest wäre es die einfachste aller Lösungen. »Du kannst auf
     ihn zählen«, sagte sie deshalb aufmunternd, »und das ist etwas Wunderbares. Schau ihn dir noch einmal mit frischen Augen an,
     nach dieser Geschichte mit James.Überlege gut, nimm dir Zeit. Vielleicht erkennst du dann, dass er doch der Richtige für dich ist.«
    Mathilde sah ihre Tante nachdenklich an.
    »Ich glaube, ich muss mich jetzt hinlegen«, sagte sie. »Mir ist nicht gut.«
    Betsy brachte sie auf ihr Zimmer.
    »Tante Betsy?«
    Betsy wandte sich in der Tür noch einmal nach ihrer Nichte um.
    »Ich möchte James sehen«, sagte Mathilde.
    ***
    Sowohl Edward als auch James bekam eine Nachricht von Betsy. Sie sahen, jeder einen Briefumschlag in den Händen, dem Kurier
     verwundert nach, der die Doppelbotschaft überbracht hatte.
    »Und«, fragte zuerst Edward, »was hat sie dir geschrieben?« Er war enttäuscht über die Nachricht, die ihn lediglich darum
     bat, Mathilde am nächsten Vormittag zu besuchen, da sie gegen Abend Besuch aus Zürich erwarte.
    James sah von dem Blatt auf, das er erhalten hatte. »Ich verstehe nicht recht, was Betsy meint«, antwortete er und runzelte
     die Stirn. »Einerseits sagt sie, Mathilde wolle mich sehen. Andererseits bittet sie mich selbst um ein Treffen. Merkwürdig.
     Es scheint eilig zu sein, und mir ist nicht klar, ob sie möchte, dass ich zuerst zu ihr komme oder zuerst ins Krankenhaus
     gehe.« Er sah etwas ratlos drein.
    »Jedenfalls bekommt sie morgen Besuch aus Zürich«, sagte Edward.
    »Wer? Betsy oder Mathilde?«
    »Mathilde natürlich.«
    »Wieso natürlich?«
    »Jamie, weil es hier um Mathilde geht. Sie ist es schließlich, die krank ist und besucht werden sollte«, sagte Edward, der
     langsam die Geduld verlor.
    »Und steht in deiner Nachricht, wer sie besuchen kommt?«, gab James gereizt zurück, denn er ahnte, dass alles sehr kompliziert
     werden könnte.
    »Nein, davon steht hier nichts. Ihre Eltern, nehme ich doch an.«
    »Es könnte auch ihr Verlobter auftauchen, was meinst du?«
    Edward ging ein paar Schritte auf und ab. Das machte er, wenn ihn ein Gefühl überkam, das er nicht gerne zeigen wollte. »Ja.
     Natürlich. Sie ist ja verlobt, hast du gesagt.« Er ging noch immer auf und ab.
    »Ich glaube, ich gehe zuerst zu Betsy«, sagte James.
    »Ich glaube, ich ginge zuerst zu Mathilde«, sagte Edward im gleichen

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