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Billard Um Halb Zehn: Roman

Billard Um Halb Zehn: Roman

Titel: Billard Um Halb Zehn: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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als Säuglinge, als kleine Kinder auf dem Arm, hatte euch an der Hand, oder ihr standet neben mir, schon größer als ich, und ich beobachtete, wie die Zeit da unten vorbeimarschierte; das brodelte, schlug sich, zahlte eine Billion für ein Bonbon und hatte dann keine drei Pfennige für ein Brötchen; ich wollte den Namen des Retters nicht hören, aber sie hoben den Büffel doch auf ihre Schultern, klebten ihn als Marke auf ihre Briefe und beteten die Litanei ab: anständig, anständig, Ehre, Treue, geschlagen und doch ungeschlagen; Ordnung; dumm wie Erde, taub wie ein Baum, Josephine zog ihn unten in Vaters Büro übers nasse Schwämmchen und klebte ihn in allen Farben auf die Briefe; und er, mein kleiner David, schlief; er wachte erst auf, als du verschwunden warst; als er sah, wie es das Leben kosten kann, ein Päckchen Geld, das eigene Geld, in Zeitungspapier gewickelt, von einer Hand in die andere zu legen; als sein Sohn plötzlich nur die Hülle seines Sohnes war. Treue, Ehre, anständig - da sah er es; ich warnte ihn vor Gretz, aber er sagte: ›Der ist harmlos.‹ ›Natürlich‹, sagte ich,
    ›du wirst noch sehen, was die Harmlosen fertigbringen; der
    Gretz ist imstande, seine eigene Mutter zu verraten‹, und ich bekam Angst vor meiner eigenen Hellsicht, als Gretz wirklich seine Mutter verriet; er hat es getan, Robert, seine eigene Mutter an die Polizei verraten; nur, weil die alte Frau immer sagte: ›Es ist eine Sünde und Schande.‹ Mehr sagte sie nicht, nur immer diesen Satz, bis ihr Sohn eines Tages erklärte: ›Das kann ich nicht länger dulden, das ist gegen meine Ehre.‹ Sie schleppten die alte Frau weg, steckten sie in ein Altersheim, erklärten sie für verrückt, um ihr das Leben zu retten, aber gerade das brachte
    ihr den Tod; sie haben ihr eine Spritze gegeben. Hast du die alte Frau nicht gekannt? Die warf euch doch immer die leeren Pilzkörbe über die Mauer, ihr habt die Körbe auseinandergenommen und euch Schilfhütten draus gebaut; wenn es lange regnete, wurden sie braun und schmutzig, dann ließt ihr sie trocknen, und ich erlaubte euch, sie zu verbrennen; weißt du das nicht mehr; die alte Frau, die Gretz verriet, seine eigene Mutter - natürlich steht er immer noch hinter der Theke, streichelt die Leberlappen. Sie kamen auch, um Edith zu holen, aber ich gab sie nicht raus, ich fletschte die Zähne, schrie sie an, und sie wichen zurück; ich behielt Edith, bis der flatternde Vogel sie tötete; ich versuchte, auch ihn aufzuhalten, ich hörte ihn rauschen, niederstürzen, und wußte, daß er den Tod brachte, triumphierend brach er durchs Dielenfenster, ich hielt die Hände auf, ihn abzufangen, aber er flatterte zwischen meinen Armen hindurch; verzeih mir, ich konnte das Lamm nicht retten; und denk daran, Robert: du hast versprochen, mir ein Gewehr zu besorgen. Vergiß es nicht. Gib acht, Junge, wenn du Leitern hinaufsteigen mußt; komm, laß dich küssen und verzeih, daß ich lache: wie geschickt die Friseure heutzutage sind.«
    Aufrecht stieg er die Leiter hinauf, trat in die graue Unendlichkeit zwischen den Sprossen, während David von oben herab auf ihn zukam; klein; sein Leben lang hätte er die Anzüge tragen können, die er sich als junger Mann gekauft hatte; Vorsicht! warum müßt ihr zwischen den Stufen stehenbleiben, warum könnt ihr euch nicht wenigstens auf die Sprossen setzen, wenn ihr miteinander reden müßt, beide aufrecht; umarmten sie sich wirklich, legte der Sohn dem Vater, der Vater dem Sohn den Arm auf die Schulter?
    Kaffee, Huperts, stark, heiß, mit viel Zucker; stark und süß mag er ihn am Nachmittag, mild am Morgen, mein Gebieter; er kommt aus der grauen Unendlichkeit, in die hinein sich der Aufrechte, Ungebeugte mit langen Schritten entfernt; sie sind
    mutig, mein Mann und mein Sohn, steigen in das verwunschene
    Schloß zu mir herunter; mein Sohn zweimal, mein Gebieter nur einmal in der Woche; er bringt den Samstag mit, trägt den Kalender in den Augen und läßt mir nicht die Hoffnung, sein Äußeres der Geschicklichkeit der Friseure zuzuschreiben; achtzig ist er, hat heute Geburtstag, wird feierlich im Cafe Kroner begange n; ohne Sekt; den haßte er immer, und ich erfuhr nie, warum. Du hast einmal davon geträumt, eine Riesenfeier an diesem Tag zu veranstalten: siebenmal sieben Enkel, dazu Urenkel, Schwiegertöchter, angeheiratete Enkel mit Enkelinnen; du hast dich immer ein wenig wie Abraham gefühlt, Gründer einer gewaltigen Sippe, hast dich selbst in den

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