Billard um halbzehn
zeichnete, ihre Hüften, ihre Arme der ganze Körper tanzte im Rhythmus des hüpfenden Schwimmers; und nicht einmal hatte ein Fisch angebissen.
Vater servierte gelbes Bier mit weißem Schaum, mehr Milde als Verbissenheit strahlte sein Gesicht aus, und fröhlich lächelnd lehnte er Trinkgeld ab, weil alle Menschen Brüder sind. ›Brüder, Brüder‹, rief er es laut in den Sommerabend; bedächtige Schiffergesichter lächelten, hübsche Frauen mit Zuversicht in den Augen schüttelten über soviel kindliches Pathos den Kopf und klatschten doch Beifall, Brüder und Schwestern.
Schrella stieg langsam die Balustrade hinunter, ging am Hafenbecken vorbei, wo rostige Pontons und Boote auf Schrotthändler warteten; er tauchte tief unter den grünen Schatten der Brücke, sah in der Mitte des Stromes die eifrigen Krane, die Brückenteile auf Lastkähne luden, wo stöhnender Schrott vom Gewicht des Hinzukommenden zusammengedrückt wurde; er fand den pompösen Aufgang, spürte, wie die breiten Stufen den Schritt zur Feierlichkeit zwangen; in gespenstischer Zuversicht hob sich die leere, saubere Autobahn zum Fluß hin, auf die Brücke zu, wo Schilder mit gekreuztem Gebein, riesige Totenschädel, weiß auf schwarz die Zuversicht bremsten; Schilder mit TOD TOD hemmten den Marsch nach Westen,
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während die leere Straße ostwärts in eine Unendlichkeit flimmernden Rübenlaubs führte.
Schrella ging weiter, drückte sich zwischen TOD und gekreuztem Gebein hindurch, an der Baubude vorbei, beschwichtigte einen Nachtwächter, der schon die Arme zu aufgeregtem Fuchteln erhoben hatte, sie aber sinken ließ, von Schrellas Lächeln beruhigt; Schrella ging weiter bis an den Rand; rostige Moniereisen, an denen Betonbrocken baumelten, bewiesen hier durch fünfzehn Jahre währendes ungebrochenes Standhalten die Qualität deutschen Stahls; jenseits des Stromes, hinter den leeren Stahltoren führte die Bahn am Golfplatz vorbei wieder in die Unendlichkeit flimmernden Rübenlaubs.
Cafe Bellevue. Uferallee. Rechts die Sportwiesen, Schlagball, Schlagball. Der Ball, den Robert schlug, und die Bälle, die sie in der holländischen Kneipe mit dem Queue anstießen, rot über grün, weiß über grün, die monotone Musik der Bälle, klang fast wie Gregorianik; die Figuren, die die Bälle bildeten, wie strenge Poesie, die drei hoch unendlich aus grünem Filz zauberte; nie vom Sakrament des Büffels gekostet, blindlings Wunden empfangen, Weide meine Lämmer auf Vorstadtwiesen, wo Schlagball gespielt wird, in Gruffelstraßen und in Modestgassen, in englischen Vorstadtstraßen und hinter Gefängnismauern; Weide meine Lämmer, wo du sie triffst, auch wenn sie nichts Besseres zu tun wissen als Hölderlin zu lesen und Trakl, nichts Besseres als fünfzehn Jahre lang: ›Ich binde, ich band, ich habe gebunden, ich werde binden, ich hatte gebunden, ich werde gebunden haben‹ an Tafeln zu schreiben, während Nettlingers Kinder auf gepflegtem Rasen - das können die Engländer doch am besten - Federball spielten, während seine hübsche Frau, gepflegt, gepflegt, sehr gepflegt, ihm, der im hübschen Liegestuhl lag, von der Terrasse aus zurief: ›Magst du 'ne Spur Gin in die Zitronenlimonade?‹ und er zurückrief: ›Ja, aber 'ne deutliche Spur!‹; und seine Frau, Kichern im Hals, von soviel Witz entzückt, tat ihm 'ne deutliche Spur Gin in die Limonade,
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ging nach draußen, setzte sich neben ihn, in den zweiten Liegestuhl, der so hübsch war wie der erste, begutachtete die Bewegungen ihrer ältesten Tochter; vielleicht ein ganz klein bißchen zu mager, ein bißchen zu knochig, und das hübsche Gesicht ein bißchen zu ernsthaft; jetzt legte sie erschöpft den Schläger aus der Hand, setzte sich zu Vatis, zu Muttis Füßen an den Rasenrand - ›aber, Liebes, erkälte dich nur nicht‹ - und fragte, ach, immer so ernsthaft: ›Vati, wie ist das nun, was ist das genau: Demokratie?‹, und das war für Vati der rechte Augenblick, feierlich zu werden, er setzte sein Limonadenglas ab, nahm die Zigarre aus dem Mund - das ist schon die fünfte heute, Ernst-Rudolf - und erklärte es ihr: Demokratie...‹ Nein, nein, ich werde dich weder privat noch amtlich bitten, meine Rechtslage zu klären; ich nehme nichts dafür, ich habe den kindlichen Schwur im Cafe Zons geschworen, geschworen, den Adel der Wehrlosigkeit zu hüten; meine Rechtslage bleibt ungeklärt; vielleicht hat auch Robert sie geklärt, mit Dynamit; ob er inzwischen das Lachen ge lernt hat, oder
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