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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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vergehen.“
    Anscheinend gibt es hier niemanden, der Bettina wirklich mag, dachte Bille, als sie mit Sternchen zum Stall zurückging. Kein Wunder, daß sie sich fremd und verlassen fühlt. Aber warum spürt sie nicht, daß ich sie mag — und daß ich ihr helfen möchte? Vielleicht wird doch alles besser, wenn sie wieder zur Schule geht.
    *
    Zunächst einmal wurde nichts besser.
    Am Anfang der folgenden Woche fuhr Bettina zum erstenmal mit den drei Brüdern gemeinsam zur Schule. Bille und Helga erwarteten sie schon vor dem Tor. Helga hatte Bettina zuliebe auf den Platz neben Bille verzichtet, und auch sonst hatte Bille in der Klasse für Bettinas Ankunft vorgesorgt. Jede wußte über Bettinas Schicksal Bescheid und hatte versprochen, keine neugierigen Fragen zu stellen.
    Trotzdem schossen alle Köpfe herum, als Bille und Helga mit Bettina die Klasse betraten. Bettina in einem grauen Rock und dem schwarzen Rollkragenpulli, den sie immer trug, weil es Frau Henrich nicht gelang, durchzusetzen, daß sie etwas anderes anzog. Ihre dunklen Locken umrahmten das blasse Gesicht wie ein Trauerrand. Die Mädchen starrten verblüfft auf die ungewöhnliche Erscheinung.
    Bettina grüßte mit einem kurzen Nicken und ließ sich auf ihren Platz führen. In der Klasse herrschte Friedhofsstille, nur ab und zu wagte eine zu flüstern. Bille atmete auf, als Frau Tauber, die Klassenlehrerin, erschien und so die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber sie hatte nicht mit der plötzlich ausbrechenden Mütterlichkeit Frau Taubers gerechnet.
    „Ah, das ist ja unser Schützling“, flötete Frau Tauber und eilte mit wogendem Busen auf Bettina zu. „Hast du dich schon vorgestellt, mein Kind?“
    Bettina schüttelte stumm und abweisend den Kopf.
    „Nun, dann wollen wir das doch schnell nachholen. Steh einmal auf, damit dich alle sehen können. Dies, meine Lieben, ist eure neue Mitschülerin Bettina Henrich. Ich bitte euch, ihr besonders viel Verständnis und Hilfsbereitschaft entgegenzubringen, denn“, Frau Taubers Stimme bekam einen leichten Bibber , „sie hat ein schweres Schicksal erlitten. Ihre lieben Eltern sind bei einem Autounfall beide ums Leben gekommen.
    Bettina selbst ist schwer verletzt worden und gerade erst genesen.“
    Muß denn das sein! dachte Bille wütend. Blöde Ziege.
    „Trag es mit Humor“, flüsterte sie Bettina zu.
    Bettinas Gesicht war hart geworden, ihre Augen waren dunkel vor Zorn und Verzweiflung. Und plötzlich begriff Bille, daß es nicht die Trauer um ihre Eltern war, die Bettina in die Flucht vor ihrer Umwelt trieb. Es war ohnmächtiger Zorn darüber, daß andere nach etwas griffen, was ihr ganz allein gehörte: die Erinnerung an ihre Eltern, an früher und auch an diesen schrecklichen Tag, als es passierte. Bettina wollte es für sich allein haben, kein anderer sollte es ans Licht zerren und darauf herumtrampeln. Sie wollte es einschließen in sich wie ein ganz privates kleines Heiligtum, vor dem ein großes Schild „Zutritt verboten“ hing.
    Frau Tauber hatte ihre Rede beendet, nicht ohne das „arme Kind“ einmal fest an ihren Mutterbusen gedrückt zu haben. Bettina setzte sich mit einem kaum verhohlenen Ausdruck des Ekels. Sie fühlte die neugierigen Blicke der anderen Mädchen und hätte am liebsten um sich geschlagen.
    „Komm, laß uns gleich abhauen!“ sagte Bille, als es zur Pause läutete. Sie zog Bettina auf den Flur hinaus und lief mit ihr auf den Schulhof.
    Aber das nützte nicht viel. Die Mädchen hatten sie bald entdeckt und umringten sie wie Zoobesucher den Käfig eines seltenen Tieres. Da Frau Tauber so offen über Bettinas Geheimnis gesprochen hatte, fühlten sie sich an Billes Bitte nicht mehr gebunden.
    „Gefällt es dir in Peershof ?“ fragte die blonde Heike.
    „Du hast Butter an deinem rechten Zopf“, versuchte Bille abzulenken und warf Heike einen mahnenden Blick zu.
    Heike lutschte das Zopfende ab und biß dann kräftig in ihr Butterbrot. Bille atmete auf, aber noch kauend fragte Heike weiter: „Wo hast du denn früher gewohnt? Hat’s dir da besser gefallen?“
    Bettina antwortete nicht.
    „Sic hat in Heidelberg gewohnt. Ist das so wichtig?“ Bille sah Heike fast flehend an.
    Jetzt schob sich die pummelige Elli vor. „Warst du ohnmächtig, als es passierte? Oder hast du alles mitgekriegt?“ Sie liebte medizinische Einzelheiten.
    Bille trat ihr kräftig auf den Fuß und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    „Wie ist das denn überhaupt passiert? Ist dein Vater zu

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