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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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etwas verloren.“
    „Raus? Unmöglich. Wo willst du denn hin?“
    „Zum Hochsitz hinter der alten Scheune. Ich war vorhin dort und habe oben gesessen. Zu blöd — ich habe es klirren gehört, aber mir weiter keine Gedanken darüber gemacht. Und jetzt merke ich, daß das Armband weg ist. Der Verschluß muß sich beim Raufklettern geöffnet haben.“
    „Das Armband deiner Mutter? Das du immer als Talisman trägst?“
    Bettina nickte. „Hilf mir bitte! Lenke Tante Charlotte ab, wenn sie nach mir fragt. Ich muß sofort hin, ich habe keine ruhige Minute, ehe ich es nicht wiederhabe!“
    „Du spinnst, du kannst jetzt nicht raus! Der Sturm ist doppelt so stark wie vorhin! Dir kann wer weiß was zustoßen!“
    „Ich muß. Ganz egal, ob du mir hilfst oder nicht, ich gehe auf jeden Fall.“
    „Kommt nicht in Frage!“ Bille drückte Bettina energisch auf den Stuhl zurück. „Ich werde gehen!“ sagte sie bestimmt. „Ich habe schon mehr solche Stürme hier erlebt und weiß, wie man sich verhalten muß. Mir passiert so leicht nichts. Bist du ganz sicher, daß du das Armband auf dem Hochsitz verloren hast?“
    „Ja“, sagte Bettina kläglich.
    „Wenn deine Tante kommt, sag, ich wäre auf dem Klo — oder hätte mal nach Zottel sehen wollen, denk dir irgendwas aus. Und drück die Daumen, daß ich ihr nicht in die Arme laufe!“
    Bille schlüpfte in ihre Jacke und zog sich die Mütze über die Ohren.
    „Ich schleich mich über die Hintertreppe runter. Und du mach schon mal die Mathe-Aufgaben, dann brauche ich sie nachher nur abzuschreiben.“
    So schlimm hatte es sich Bille nicht vorgestellt. Der Sturm riß ihr die Tür aus der Hand, und sie brauchte alle Kraft, um sie wieder zu schließen. Zum Glück merkte niemand ihr Fortgehen. Frau Henrich war mit Fräulein Fuchs im Wäschekeller, wo das Summen der Maschinen sogar den Sturm übertönte. Daniel, Simon und Florian saßen über ihren Hausaufgaben in ihren Zimmern, und Herr Henrich arbeitete im Büro auf der anderen Seite des Hauses.
    Bille rannte geduckt zu den schützenden Bäumen hinüber und bemühte sich, allem auszuweichen, was der Sturm vor sich hertrieb. Unwillkürlich erinnerte sie sich an Fernsehaufnahmen eines Tornados in Amerika, der Autos und ganze Häuser durch die Luft gewirbelt hatte. Ruhig, Bille, dreh jetzt bloß nicht durch, sagte sie sich. Schließlich hatte sie sich ja freiwillig dazu entschlossen.
    Auf dem freien Feld war sie außer Gefahr, von herabstürzenden Asten erschlagen zu werden. Dafür tobte der Sturm hier so stark, daß sie nur auf allen vieren vorwärts kam. Ein Stück weit konnte sie in einem trockenen Graben vorwärtslaufen, dann mußte sie wieder über den Acker kriechen. Setzte der Sturm für Sekunden aus, dann hetzte sie wie ein Hase auf der Treibjagd voran.
    Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, bis sie sich zum Waldrand vorgearbeitet hatte. Da — endlich — sah sie die Umrisse der alten Scheune. Nicht weit davon befand sich der Hochsitz. Im Schutz der Bäume kam sie schneller voran. Mit zusammengebissenen Zähnen brachte sie das letzte Stück Weg hinter sich.
    Der Hochsitz schwankte wie der Mast eines Segelschiffs. Der obere Teil war in einer großen Buche fest verankert, und die Leiter, die hinaufführte, wurde von den Bewegungen des sturmgeschüttelten Baumriesen hin und her gezerrt.
    „Ich habe Schiß ! Verdammt noch mal — ich habe richtig Schiß !“ sagte Bille laut, um sich Mut zu machen.
    Sie wartete darauf, daß der Sturm für einen Augenblick nachließ, dann kletterte sie wie eine Katze zu dem Hochsitz hinauf. Die Abstände zwischen den Sprossen waren groß, und die runden Hölzer, die man verwendet hatte, glitschig vom Regen. Bille krallte sich mit klammen Fingern an den Seiten fest, um nicht abzurutschen.
    Geschafft! Bille suchte Halt an den Ästen der Buche, die waren vertrauenerweckender als das schwankende Gestell.
    „Du lieber Himmel, höher ging’s wohl nicht“, knurrte sie, als sie in die Tiefe sah. Dann begann sie den Boden des Hochstands nach dem verlorenen Armband abzusuchen. Wenn Bettina es nun doch nicht hier verloren hatte? Oder wenn es hinuntergeweht worden war? Bille tastete systematisch ein Brett nach dem anderen ab.
    Plötzlich blieb sie mit dem Ärmel an etwas hängen. Ein Nagel stand seitlich aus einem der Bretter heraus. Bille versuchte, ihren Ärmel von dem Nagel zu lösen, ohne ein Loch in den Pulli zu reißen. Unter dem Nagelkopf fühlte sie eine Verdickung—ein

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