Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde
habe“, sagte Bille begeistert.
„Na, habt ihr euch miteinander bekannt gemacht?“ Herr Henrich war unbemerkt in den Stall gekommen und zu ihnen getreten. „Nach dem Tee darfst du sie satteln und reiten, Bille.“
„Und ich?“ fragte Florian enttäuscht.
„Du mußt, wenn ich mich nicht irre, noch dein eigenes Pferd bewegen, mein Lieber. Dein Bongo setzt Fett an, du kümmerst dich viel zuwenig um ihn. Aber nun komm erst mal zum Tee.“
Als sie am Tisch saßen, konnte Bille ihre Neugier nicht länger bezähmen. „Herr Henrich, Florian hat mir gesagt, daß die Haflingerstute nur zu Gast hier wäre, stimmt das?“
„Das ist richtig. Sie gehört einem Bekannten, der nach Kanada ausgewandert ist. Ich habe ihm angeboten, sie in Pension zu nehmen, bis der neue Besitzer sie abholen kann. Sie wird wohl für ein paar Wochen bei uns bleiben.“
„Dürfen Bettina und ich schon mal aufstehen und in den Stall gehen? Ich möchte Sternchen satteln“, bat Bille, als sie den letzten Schluck Tee hinuntergestürzt hatte, ohne Frau Henrichs tadelnde Blicke zu bemerken.
„Ja, geht nur. Das Pferd scheint dich ja mächtig aufzuregen.“ Bille zog Bettina hinter sich her. Sternchen schaute ihnen mit ihren großen dunklen Augen entgegen und wieherte leise zur Begrüßung. Während Bille einen passenden Sattel suchte, trat Bettina an die Stute heran und streichelte ihr zart das Maul.
„Armes Sternchen“, flüsterte sie, „bist genauso ein Überbleibsel wie ich.“
„Tu mir einen Gefallen, brich nicht gleich wieder in Tränen aus“, sagte Bille. „Sternchen ist viel zu schön zum Traurigsein , die muß man doch einfach liebhaben! Komm, hilf mir mal!“
Bettina löste ihre Arme vom Hals der Stute und nahm Bille das Zaumzeug ab. Als hätte sie nie etwas anderes getan, legte sie es Sternchen an.
Sieh mal einer an, dachte Bille, sie hat also doch aufgepaßt, wenn ich ihr das Satteln erklärt habe. Wie geschickt sie das macht! Hätte ich gar nicht gedacht!
„Du kannst Sternchen schon mal rausführen, ich hole inzwischen Zottel. Dann können wir nebeneinander herreiten .“
„Nein, nein, laß nur“, wehrte Bettina ab. „Du weißt doch, daß ich Angst habe, wenn du mich nicht an der Longe hast. Ich schaue dir lieber zu.“
„Bettina, sei doch nicht albern! Du bist jetzt schon so oft auf Zottel geritten, wovor solltest du Angst haben?“
„Laß mich, ich will nicht. Ich mag nun mal nicht reiten. Du weißt genau, daß ich es nur tue, weil Tante Charlotte mich zwingt“, sagte Bettina bockig.
Bille schaute sie nachdenklich an.
„Also nimm’s mir nicht übel, aber das kann ich einfach nicht glauben.“
Bettina gab keine Antwort. Sie drehte sich abrupt um und ging zum Park hinüber. Bille zog den Sattelgurt fest und saß auf. Inzwischen war auch Florian in den Stall gekommen und hatte Bongo gesattelt.
„Warte auf mich!“ rief er hinter Bille her und führte den kräftigen kleinen Rappen auf die Stallgasse hinaus.
Nebeneinander trabten sie zum Park hinüber. Bettina hockte mit angezogenen Knien auf den Treppenstufen der Veranda und starrte vor sich hin. Bille seufzte.
„Reg dich bloß nicht über den Trauerkloß auf’, sagte Florian leise. „Irgendwann wird’s ihr schon langweilig werden.“
„Du bist gemein!“ zischte Bille. „Was würdest du sagen, wenn du plötzlich beide Eltern verloren hättest!“
„Na ja, ich hab’s ja nicht so gemeint. Sie tut mir ehrlich leid, das kannst du mir glauben, aber irgendwann fällt einem so ‘ne Tränentüte eben doch auf den Wecker. Du wärst sicher nicht so!
Florian trieb Bongo in einen scharfen Galopp und sauste den Parkweg hinunter. Bille folgte ihm. Ihr Herz machte einen kleinen Freudenhüpfer , so herrlich war es, zwischen den bunt belaubten Bäumen dahinzusausen . Sternchen ging wundervoll, die kleine Stute war intelligent und leicht zu lenken.
„Na, wie gefällt dir unser Gast?“ rief Herr Henrich vom Hause her, er hatte Billes Ritt genau verfolgt.
„Sie geht wie ein Lämmchen!“ antwortete Bille. „Sie ist ein richtiger Schatz! Hoffentlich bekommt sie einen Reiter, der sie verdient!“
Überglücklich sprang Bille nach einer Stunde aus dem Sattel.
„Wo ist Bettina?“ fragte sie Fräulein Fuchs, die gerade in den Gemüsegarten hinüberging.
„Auf ihr Zimmer gegangen. Will mal wieder allein sein, die Dame“, sagte die Haushälterin verächtlich. „Höchste Zeit, daß sie wieder zur Schule geht. Dann werden ihr die Flausen schon
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