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Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn

Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn

Titel: Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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schüttelte wie etwas Fremdes, das nicht zu ihr gehörte. Bille rührte sich nicht vom Fleck und starrte wie gebannt auf diesen Vorgang. Die Wehen haben eingesetzt, dachte sie. Ich werde dabeisein , wenn Sinfonie ihr Fohlen bekommt!
    Dann besann sie sich darauf, daß sie etwas tun mußte.
    Sie sprach beruhigend auf die Stute ein, die jetzt unruhig in ihrer Box im Kreis lief, dann rannte sie in den Jährlingsstall hinüber.
    „Herr Petersen!“ rief sie schon in der Tür. „Herr Petersen, kommen Sie schnell, ich glaube, bei Sinfonie geht es los!“
    „Schon?“ sagte der alte Petersen ruhig. „Ich dachte, die hätte noch ’ne Woche Zeit. Na, dann komm man.“
    Er beendete seine Arbeit gemächlich, während Bille unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Als er fertig war, riß sie ihm die Tränkeimer fast aus der Hand und lief wie ein ungeduldiger junger Hund voraus.
    Sinfonie stand wieder starr in ihrer Box. Sie machte den Eindruck, als horche sie ungläubig in sich hinein und könne nicht begreifen, was da mit ihr geschah.
    „Das dauert noch“, sagte Petersen. „Willst du hierbleiben und Wache halten? Ruf mich, wenn irgendwas ist. Ich mach uns inzwischen Abendbrot — wird vielleicht ’ne lange Nacht werden. Darfst du überhaupt bleiben?“
    Bille nickte. „Ich glaube schon. Aber ich muß zu Hause anrufen und Bescheid sagen. Oder — oh, bitte Herr Petersen — könnten Sie das nicht für mich tun? Dann sagt Mutsch bestimmt ja!“
    Der alte Petersen lachte. „Mach ich, mein Deern , ich erklär ihr das schon. Ist doch klar, daß du jetzt nicht hier wegkannst.“ Petersen stapfte davon und Bille war allein mit Sinfonie.
    Sie ging zur Sattelkammer und suchte sich zwei Pferdedecken heraus. Es kann eine lange Nacht werden, hatte der alte Petersen gesagt, da mußte sie sich irgendwie neben der Box häuslich einrichten, ohne die Stute zu stören. In der Ecke stand eine leere Kiste — wenn sie den Stallhocker auf die Kiste stellte und eine der Decken zusammengefaltet darauflegte, hatte sie einen Sitz, der hoch genug war, um alles zu überblicken. In die zweite Decke konnte sie sich dann einwickeln, wenn es kalt werden sollte.
    Sinfonie begann unruhig in ihrer Box herumzustampfen , ihre Hufe schlugen hart gegen die Wände. Bille war in wenigen Sätzen bei ihr.
    „Ruhig, meine Hübsche, ganz ruhig, ist ja alles gut. In ein paar Stunden hast du’s überstanden!“
    Bille wagte nicht, die Stute zu berühren. Instinktiv spürte sie, daß sie Sinfonie jetzt sich selbst überlassen mußte. Dafür legte sie ihr ganzes Gefühl in den Klang ihrer Stimme. Sinfonie sollte fühlen, daß sie nicht allein war.
    Wie langsam die Minuten verstrichen. Bille ließ die Stute keinen Augenblick aus den Augen. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als der alte Petersen zurückkam.
    „Ich habe Doktor Dörfler angerufen. Sicher ist sicher, wo doch der Chef heute außerhalb ist — man kann nie wissen.“ Er beobachtete Sinfonie eine Weile aufmerksam. „Ich glaube, das geht in Ordnung“, sagte er zuversichtlich. „Macht gute Fortschritte.“
    „Kommt Herr Doktor Dörfler her?“ fragte Bille.
    „Vorerst nicht. Aber er ist auf Abruf zu Hause. Wenn wir ihn brauchen, ist er in zehn Minuten da. Na, ich denke, wir schaffen es auch so. Jetzt iß erst mal was.“
    Petersen reichte Bille ein dickes Wurstbrot und einen Becher mit heißem Tee. Sie hatte vor Aufregung gar nicht gemerkt, wie hungrig sie war. Das Wurstbrot war in Windeseile verzehrt.
    „Was hat Mutsch gesagt?“ erkundigte sie sich, nachdem sie auch den Tee getrunken hatte.
    „Sie läßt dich schön grüßen. Du sollst sie anrufen, wenn es spät wird, sie holt dich dann ab.“
    „Wirklich? Prima, Mutsch ist doch einsame Spitze!“
    „Sie versteht dich sehr gut. Hat mir erzählt, für sie wär’s das schönste Erlebnis ihrer Kindheit gewesen, als sie bei der Geburt eines Fohlens dabeisein durfte.“
    Bille durchrieselte ein warmes Gefühl der Dankbarkeit. Wie gut, daß Mutsch einmal genauso ein Pferdenarr gewesen war wie sie.
    In diesem Augenblick schrie Sinfonie. Es war ein so fremder, schrecklicher Laut, daß Bille zu Tode erschrak. Sinfonie versuchte, sich hinzulegen, sprang wieder auf, lief nervös ein paarmal in der Box herum und legte sich wieder hin. Die Wehen liefen in sichtbaren Wellen durch ihren Körper. Sinfonie stöhnte, daß es im ganzen Stall widerhallte. Bille schaute mit klopfendem Herzen auf das gepeinigte Tier, ihr war elend zumute. Petersen legte

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