Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel
eins!“
„Und womit sollen wir die Hosen halten?“ fragte Heiko.
„Wir haben doch noch die Wäscheleine — mit der wir das Faß festgezurrt haben. Da is’ noch meterweise übrig. Kuddl - gib an die Männer Stricke aus — jedem sein Stück Wäscheleine!“ Unter Johlen und Gelächter entledigte sich die Gesellschaft ihrer Gürtel und Hosenträger. Während Kuddl mit seinem Brotmesser jedem ein Stück Leine zumaß, knüpften Heiko und Hannes unter Bennos Aufsicht ein Notgeschirr, wie sie es nannten. Das dauerte ziemlich lange, denn keiner von ihnen hatte eine Ahnung, wie so ein Geschirr nun eigentlich aussehen müßte, und oft konnten sie vor Lachen nicht Weiterarbeiten.
„Viel-viel-vielleicht können wir den Wagen einfach an seinem Schwanz anbinden“, gickerte Hannes.
„Willst du meinen Freund beleidigen?“ fragte Kuddl empört. „Kommt nicht in Frage! Der zieht mit seinem Bizeps, wie jeder anständige Mensch.“
„Hat er denn welchen?“
Schließlich war es ihnen gelungen, Zottel die Hosenträger so um Bauch und Brust zu winden, daß sie rechts und links die aneinandergeknüpften Gürtel als Zugseile anbringen konnten. Was nun in der Länge noch fehlte, wurde durch ein Stück Bindfaden ersetzt, den einer von ihnen aus seiner Hosentasche zog.
„Man muß sich nur zu helfen wissen, Willi, hab ich nicht recht, Junge?“ Kuddl klopfte Zottel zufrieden den Hals und hielt ihm zur Stärkung die Flasche hin. „Ach so, du hast ja was gegen scharfe Sachen. Wo bleibt das Bier für Willi?“ brüllte er.
„Sofort, Chef!“
Heiko rannte nach hinten und ließ den Zylinder noch einmal vollaufen.
„Hier, mein Junge!“
„Ob er Kuchen will? Meine Alte hat mir wieder einen gebacken, wo sie doch ganz genau weiß, daß ich das Zeug nich abkann“, lallte Mattes und kramte in seinem Rucksack. Da er Schwierigkeiten zu haben schien, half Zottel nach und zog mit sicherem Instinkt den in ein Tuch gewickelten Kuchen heraus. Er ließ das Bündel vor sich auf den Boden fallen. Anschließend schob er es mit der Nase auseinander und begann, den Kuchen zu vertilgen.
„Ihm schmeckt er“, sagte Mattes glücklich. „Möchte einer von euch noch was davon?“
Aber die Frage erübrigte sich, das letzte Stück Kuchen verschwand gerade in Zottels Maul.
„Na, was is’ nu? Können wir?“ rief Fiete ungeduldig.
„Klar. Weiter geht’s, Männer — auf laßt uns brechen...“ Fritz schulterte das Akkordeon und intonierte einen flotten Marsch. Die anderen sangen selbsterfundene Texte dazu, jeder einen anderen. Zottel fühlte sich selig in seine Zirkus-Vergangenheit zurückversetzt.
Kuddl führte Zottel am Halfter, Otto paßte auf, daß auf abschüssigen Strecken der Wagen nicht davonrollte und ihm von hinten in die Beine fuhr.
„Willi, mein Junge“, gröhlte er, „brauchst keine Angst zu haben. Otto sorgt für dich wie eine Mutter!“
Der Marsch ging an Wedenbruck vorbei Richtung Neukirchen. Nach einer Stunde hatten sie ihr Ziel erreicht, eine abseits der Straße gelegene kleine Waldgaststätte mit einem Schießstand und einer Kegelbahn. Hier hatten die Männer einen großen Tisch reservieren lassen. Die Festtafel — im Schatten einer Kastanie — war bereits gedeckt, und aus der Küche duftete es verheißungsvoll.
„Herr Wirt! Noch ein Gedeck für unseren Freund Willi!“ brüllte Kuddl.
Zottel wurde abgespannt und der kleine Wagen mit dem Bierfaß im Schatten geparkt. Kuddl nahm am oberen Ende der Tafel Platz, das Gedeck zu seiner Linken wurde für Zottel bestimmt. Die Wirtsleute verfolgten kopfschüttelnd, wie Otto von einem der Nebentische die rotkarierte Tischdecke holte und sie Zottel als Serviette um den Hals band.
„Schweinebraten für alle!“ posaunte Kuddl. „Und für unseren Freund eine große Schüssel Salat und gelbe Rüben, er ist Vegetarier. Ohne Ol und Essig bitte, das hat ihm der Arzt verboten. Prost, Willi! Laß es dir schmecken, mein Junge! Zum Nachtisch gibt’s noch was Süßes.“
Zottel belohnte Kuddl mit einem feuchtwarmen Kuß mitten ins Gesicht. Die Gäste des Lokals steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, einem Mann fiel vor Staunen die Gabel aus dem Mund und verschwand mit einem dumpfen „Pflop“ in seinem Bierglas. Das Essen wurde aufgetragen, und Zottel bekam seine Schüssel Salat. Kinder näherten sich ihm vorsichtig und legten Zuckerstücke neben seinen Teller. Zottel fühlte sich großartig, wenn ihn das Bier auch ein wenig schläfrig machte.
Aber das ging nicht nur
Weitere Kostenlose Bücher