Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross
und nicht die temperamentvolle, schwer zu zügelnde Iris. Die hob sie sich lieber für den Nachmittag auf.
Der Unterricht war beendet und Herr Tiedjen zog sich ins Haus zurück, um sich auszuruhen. Bille und ihre Freunde ließen sich erschöpft auf die Bank vor dem Stall fallen und streckten die Beine weit von sich.
„Gehen wir baden?“ fragte Daniel.
„Ich bewege mich keinen Schritt mehr“, stöhnte Bille und zog sich die Stiefel von den verschwitzten Füßen. Sie griff sich den Wasserschlauch, krempelte die Hosenbeine hoch und ließ den kalten Wasserstrahl über ihre Füße laufen.
„Hast du kein Badezeug da? Dann kannst du dich doch gleich ganz abduschen. Danach geht’s dir sicher besser“, schlug Bettina vor.
„Du wirst lachen, genau das gleiche habe ich auch gerade gedacht.“
Bille verschwand in der Sattelkammer und zog sich um. Als sie ihre Jeans über den Hocker warf, erinnerte sie sich an den Artikel, den sie am Morgen eingesteckt hatte.
„Hier, habt ihr das gelesen?“ fragte sie, als sie zu den anderen zurückkehrte.
„Zeig her, was ist das?“
Während Bille sich mit dem Wasserschlauch von oben bis unten abspritzte, studierten Bettina und die drei Jungen den Bericht über die Reiterferien.
„Na und?“ sagte Daniel schließlich. „Davon habe ich schon oft gehört. Du willst doch nicht etwa mit so einer Reisegruppe losreiten!“
„Natürlich nicht... “
Bille richtete den Wasserstrahl auf ihr Gesicht und prustete. Ein herrliches Gefühl war das nach den anstrengenden Reitstunden!
„Ich nehme an, sie hat eher daran gedacht, selber so einen Verein ins Leben zu rufen“, meinte Bettina.
„Genau das habe ich mir dabei gedacht“, sagte Bille und sah die anderen der Reihe nach an. „So was könnten wir doch auch auf die Beine stellen. Natürlich nicht sofort — aber vielleicht nächstes Jahr! Wenn wir unsere Eltern und Herrn Tiedjen dazu überreden?“
„Ich glaube, das sind Wunschträume“, meinte Simon kopfschüttelnd. „Uns fehlt doch jede Voraussetzung dafür! Stell dir mal vor, was es da alles zu organisieren gibt! Allein die Pferde — du mußt mindestens zehn bis fünfzehn lammfromme Gäule haben, die auch den dümmsten, unerfahrensten Reiter nicht abwerfen! Dann mußt du Unterkunft und Verpflegung für alle Beteiligten beschaffen! Außerdem sind wir noch nicht volljährig, wir dürfen ein solches Unternehmen vorläufig gar nicht starten. Heb dir das für später auf.“
„Na ja, vergeßt es, war ja nur so ’ne Idee.“
Bille legte ihr Handtuch auf die Bank und setzte sich mit angezogenen Beinen darauf.
„Mal in den Ferien woanders zu sein, wäre schon toll!“ meinte Florian. „Warst du schon mal in den Bergen?“
„Nein. Meine Eltern fahren übernächste Woche zur Erholung ins Gebirge. Meine Mutter war früher einmal in den Alpen, seit der Zeit träumt sie davon, noch mal Urlaub in den Bergen zu machen. Ich selbst bin noch nicht über Hamburg hinausgekommen.“
„Na immerhin!“ Karlchens roter Schopf erschien in der Stalltür. „So weit weg war ich noch nie!“
„Wenn man auf dem Lande lebt, braucht man nicht zu verreisen“, sagte Daniel ohne rechte Überzeugung. „Man hat doch alles gratis — die gute Luft, die schöne Natur, Wasser zum Baden — wir haben sogar das Meer in der Nähe! Und die Pferde! Was kann man sich denn noch mehr wünschen?“
„Einfach mal was anderes zu sehen“, sagte Simon. „Eine andere Landschaft, andere Gewässer —und andere Menschen.“
„Na ja...“
Sie schwiegen eine ganze Weile, jeder hing seinen Gedanken nach.
„Und wenn wir einfach losreiten? Selber so eine Pferde-Safari machen? Wie lange braucht man von hier bis zu den Alpen?“ fragte Bille plötzlich.
„Ist das dein Ernst?“ Bettina bekam kugelrunde Augen. „Warum nicht? Gepäck brauchen wir doch keines — oder jedenfalls nicht mehr, als in unsere Satteltaschen geht. Und um das Futter für unsere Pferde müssen wir uns jeweils an Ort und Stelle kümmern. Ebenso um das Quartier — wir könnten in Scheunen und Ställen schlafen — und wenn’s welche gibt, in Jugendherbergen.
„Hm.“ Daniel schaute Bille verschmitzt von der Seite an. „Es müßten ja nicht gleich die Alpen sein. Wir wollen ja keine Rekorde aufstellen. Aber die Idee ist nicht übel.“
„Super ist sie!“
Florian sprang auf. Er stapfte aufgeregt hin und her, offensichtlich juckte es ihn schon in den Zehen, am liebsten wäre er sofort aufgebrochen.
„Warum sind wir
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