Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross
gerade noch gefehlt. Außerdem haben die beiden zum Glück genug eigene Probleme — mit ihrer Hochzeit und dem Umzug im Herbst.“
„War ja auch nur ’n Scherz. Wir wissen ja, daß wir uns auf dich verlassen können.“
Onkel Paul verschwand wieder hinter seiner Zeitung, und Bille überlegte, ob sie noch ein drittes Brötchen vertragen könnte.
„Wenn ich denke, ich müßte mit euch die Berge raufklettern — und das zu Fuß! Da packt mich das kalte Grausen.“
„Du weißt gar nicht, wie schön das sein kann“, widersprach Mutsch . „Du hast es ja noch nie erlebt.“
„Dazu ist später immer noch Zeit.“
Moischele , das weiße Shetlandpony, das von allen spöttisch nur nach Mutschs Hofhund genannt wurde, verließ seinen schattigen Platz unter dem großen Zwetschgenbaum und kam zum Eßtisch herüber.
„Na, da bist du ja, du Gauner“, sagte Mutsch zärtlich und hielt ihm die mit Honig bestrichenen Brotkrusten hin, die sie längst für ihn bereitgehalten hatte.
„Ja, wenn wir Moischele und Zottel mitnehmen könnten, das wäre was anderes“, sagte Bille.
„Und wo sollen die sitzen?“ fragte Onkel Paul, ohne den Blick von der Zeitung zu wenden. „Rechts und links von dir auf dem Rücksitz?“
„Na siehst du, es geht nicht.“ Bille schaute auf Moischele , der sich den Honig von den Lippen schleckte. „Entschuldigt mich, ich hole Zottel. Was Moischele recht ist, ist Zottel noch zehnmal rechter.“
„Na, dann ist es wohl mit der Frühstücksruhe aus“, seufzte Onkel Paul und legte die Zeitung weg. „Fahren wir?“
„Ja“, sagte Mutsch und beeilte sich, alles Eßbare vom Tisch zu räumen, ehe Zottel wie ein Schwarm Heuschrecken über die Reste des Frühstücks hereinbrach. „Bille?! Wir fahren jetzt ins Geschäft rüber.“
„Ist gut. Laß alles stehen, ich räume den Tisch ab“, rief Bille vom Stall her.
„Ja, denkste “, murmelte Mutsch .
Als Bille mit Zottel an den Tisch zurückkam, lagen nur noch ein einzelnes Brötchen und zwei Stück Zucker da. Bille faßte in die Taschen ihrer Jeans und legte noch sechs Stück dazu, die sie vorher hatte verschwinden lassen.
„ Kannste mal sehen!“ murmelte sie. „Und Moischele kriegt Honigbrot — nur weil er vor ein paar Wochen noch ein klapperdürres Gerippe war!“
Bille rückte sich einen Stuhl in den Schatten und griff nach der Zeitung, während Zottel das Brötchen und die Zuckerstücke vertilgte. Ein Foto mit Pferden darauf hatte ihre Neugier geweckt.
„Pferde-Safaris immer beliebter!“
hieß die Überschrift des Artikels. Und etwas kleiner stand darunter:
„Reiseveranstalter stellen wachsende Nachfrage nach Urlaubswanderungen hoch zu Roß fest.“
„Hochinteressant!“ sagte Bille laut.
Da wurden landauf-landab Pferde-Trekking-Touren organisiert, mit Planwagen oder im Sattel, mit Übernachtungen in Dorfgasthöfen oder im Zelt am Lagerfeuer. Die Leute mußten eine Menge Geld bezahlen für diesen Spaß, aber offensichtlich hielt sie das nicht davon ab, eine solche „Reise in die Romantik“ zu buchen.
„He, bist du taub!“
„Hä?“
„Ich pfeife und pfeife und du hörst nicht!“
Vor ihr stand Karlchen, breitbeinig, die Hände in den Hosentaschen seiner ausgebeulten Jeans. Seine roten Haare leuchteten in der Morgensonne wie ein Feld voller Klatschmohn.
„Entschuldige, ich war so vertieft in diesen Artikel... “
„Hab ich gemerkt. Mein Moped ist wieder heil“, kam Karlchen zur Sache. „Fährst du mit rüber nach Groß- Willmsdorf ?“
„Prima, ich bring nur noch schnell Moischele und Zottel auf die Koppel. Hilfst du mir?“
„Klar.“
Bille riß den Artikel über die Reiterferien heraus und steckte ihn zusammengefaltet in ihre Hosentasche. Dann schloß sie die Haustür ab, nahm Zottel am Halfter und öffnete das Tor.
Karlchen folgte mit Moischele .
„Laß es solange offen, wir sind ja gleich zurück. Mannometer , was hast du denn mit deinem Moped angestellt?“
„Neue Farbe — mußte ja mal sein, die alte war schon so abgeblättert. Gefällt sie dir?“
„Na ja, immerhin originell — passend zur Haarfarbe: brandrot.“
„Sieht ungeheuer schnell aus, ehrlich, die anderen denken, du machst hundertzwanzig Sachen, wenn du mit so ’ner Farbe um die Ecke fegst!“
„Hoffentlich denkt das Wachtmeister Bode nicht auch... „
„Na, so blöd wird er doch nicht sein. Schließlich fährt sein Sohn die gleiche Nuckelpinne.“
„Und sonst hast du nicht ein bißchen dran rumgedreht? Lim die Karre
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