Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross
schneller zu machen?“
„Wofür hältst du mich?“ fragte Karlchen ehrlich empört. „Hab ich das nötig? Ich kaufe mir sowieso bald einen alten Porsche.“
„Hm. Sobald du in drei Jahren achtzehn geworden bist und im Lotto gewonnen hast, nicht wahr?“
„Genau.“
Sie waren bei der Koppel angekommen, Bille öffnete das Gatter und verabschiedete die beiden Ponys mit einem zärtlichen Klaps.
„Habt einen schönen Tag, ihr beiden. Heute abend hole ich euch wieder ab.“
„Ist Zottel eigentlich beleidigt, wenn du ihn nicht mit nach Groß- Willmsdorf nimmst?“ erkundigte sich Karlchen.
„Ich glaube nicht. Er hat sich mit Moischele sehr gut angefreundet. Beleidigt ist nur Black Arrow, wenn ich Zottel nicht mit nach Groß- Willmsdorf bringe. Du weißt ja, wie er an ihm hängt. Na komm, die Pflicht ruft. Ich will heute vier Pferde bewegen.“
„Aber größenwahnsinnig wirst du nicht, oder?“
Karlchen holte sein plakatrotes Moped ab und los ging die Fahrt, quer durch die Felder auf ausgefahrenen Sandwegen.
„Einen Parcours der SA-Klasse zu springen ist sanft gegen das, was du mir hier bietest!“ brüllte Bille Karlchen ins Ohr. Aber nachdem er das drittemal „wie bitte?“ geschrien hatte, gab sie es auf.
Mit einem flotten Schlenker brachte Karlchen das Moped zum Stehen, genau neben den Hosenbeinen des Gutsverwalters Lohmeier , den er leider übersehen hatte. Herr Lohmeier schnappte nach Luft, was ein Fehler war. Denn die Luft bestand im Augenblick nur aus dickem Staub, den Karlchen aufgewirbelt hatte.
„Wohl wahnsinnig geworden!“ keuchte er. „Höchste Zeit, daß dir mal einer die Hosen strammzieht. Noch einmal so ein Lärm auf dem Hof, und du läßt dein Moped in Zukunft zu Hause, verstanden?“
„’ tschuldigung “, murmelte Karlchen. „Soll nicht mehr passieren.“
„ Siehste , er hat auch rot gesehen bei deiner neuen Farbe!“ flüsterte Bille kichernd, als Herr Lohmeier außer Hörweite war.
Im Stall war es ruhig, fast alle Pferde waren bereits auf der Koppel. Nur Troja, Lohengrin, Iris und Black Arrow warteten auf das Morgentraining.
„Der Chef ist schon draußen, rief Hubert Bille zu. „Mit Sinfonie
„Aber auf dem Longierplatz ist er nicht! Ist er in die Reithalle gegangen mit ihr?“
„Er longiert ja nicht, er reitet!“
„Bist du verrückt? Das darf er doch noch gar nicht — und ausgerechnet Sinfonie!“
„Nun spiel man nicht sein Kindermädchen, er wird schon wissen, was er tut. Mal muß er ja wieder anfangen.“
Bille machte auf der Stelle kehrt und rannte zum großen Reitplatz hinter dem Park. Tatsächlich — da ging Sinfonie in einem ruhigen Arbeitstrab, so behutsam, als wisse sie, daß sie ihren Reiter schonen müsse. Die launische Sinfonie! Und neben ihr trabte ihr kleiner Sohn Sindbad, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Da staunst du, was?“ rief Herr Tiedjen . Sein Gesicht strahlte. „Ein herrliches Gefühl, endlich wieder im Sattel zu sitzen!“
„Und der Arzt hat es erlaubt?“ fragte Bille skeptisch.
Herr Tiedjen grinste.
„Na, sagen wir — so halb und halb.“
Also eigentlich nicht, dachte Bille. Aber wer kann Herrn Tiedjen schon zurückhalten?
„Eine Viertelstunde, dann mache ich Schluß“, rief Herr Tiedjen . „Dann bist du dran. Ich möchte, daß du heute mit Black Arrow anfängst. Wir gehen in die Halle, da ist es ruhiger und kühler.“
Es wurde für Bille ein harter Arbeitstag. Eine Stunde trainierte sie mit Black Arrow und dankte dem Himmel, daß die Ferien begonnen hatten und sie so gut ausgeruht war, denn der temperamentvolle Rappe kostete sie alle Kraft.
„Macht nicht so ein deprimiertes Gesicht“, sagte Herr Tiedjen am Ende der Stunde lachend. „Ihr beide rauft euch schon zusammen. Und das silberne Reiterabzeichen machst du dann im nächsten Jahr mit ihm.“
Anschließend ritt sie ihre Lieblingsstute Troja eine Stunde draußen in der Bahn.
Inzwischen waren Bettina, Daniel, Simon und Florian gekommen. Während Daniel und Florian bei Herrn Tiedjen Unterricht hatten, putzte sie Lohengrin und Iris und hoffte inständig, Herr Tiedjen würde von dem arbeitsreichen Vormittag zu erschöpft sein, um noch weiter zu unterrichten.
Aber ihre Hoffnung erfüllte sich nicht. Herr Tiedjen schien von seinem erfolgreichen ersten Ritt nach seinem Unfall so in Hochstimmung zu sein, daß ihm nichts zuviel wurde. Auch Simon und Bille kamen noch dran, und Bille entschied sich, den faulen, phlegmatischen Lohengrin zu reiten
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