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Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Titel: Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Allee ein. als ich verzweifeltes Wiehern und Schreien hörte, und dann kamen sie an mir vorbeigeprescht - Asterix, Bongo und Sternchen, voller Panik, sie hätten mich fast umgerannt - und sie schrien! So furchtbar, ich kann’s dir nicht beschreiben. Auf dem Rücken und an den Schenkeln hatten sie Striemen - wie von Schlägen mit Draht seilen oder Ketten —, sie rasten in den Stall und drängten sich in der hintersten Ecke zusammen.“
    „Mein Gott . . .“, stammelte Bille, „und Pünktchen?“
    „Die Jungen hatten den Lärm inzwischen natürlich auch gehört und stürzten alle zugleich aus dem Haus. Florian und Daniel kümmerten sich um die Pferde, und Simon und ich liefen zur Koppel hinaus.“ Bettina schluchzte auf. bei der Erinnerung an das Bild, das sich ihnen geboten hatte. „Sie lag am Boden — ein Lasso um den Hals - und keilte und schrie, und um sie herum eine Bande junger Kerle auf Motorrädern, die an dem Seil zogen und die Motoren heulen ließen. Ich . . . wir . . ich glaube, wir haben so geschrien, daß man es bis nach Wedenbruck gehört hat. Jedenfalls bemerkten sie uns und hauten ab. Bis wir auf der Koppel waren, waren sie über alle Berge. Aber Pünktchen . . . sie war einfach verrückt vor Angst. . . ich kann dir das gar nicht beschreiben.“
    „Du brauchst es mir nicht zu beschreiben. Es ist schon so schlimm genug.“ Bille liefen die Tränen übers Gesicht, ohne daß sie es merkte.
    „Als wir sie dann endlich im Stall hatten, stellten wir fest, daß sie verfohlen würde. Der Tierarzt war zum Glück bereits unterwegs“, berichtete Bettina stockend weiter, „aber das Schlimmste für uns kam noch: Doktor Dörfler meint, Pünktchen könne an inneren Verletzungen verbluten . . .“
    „O nein . . .“
    „Wir hoffen natürlich, daß es gutgeht. aber, oh, Bille, es ist so schrecklich, sie leiden zu sehen, ihr Stöhnen und Schreien zu hören . . .“ Bettina verbarg ihr Gesicht in Zottels Mähne, ihre Fäuste krallten sich in sein dichtes Fell.
    Bille fühlte sich wie erstarrt, den Rücken herauf kroch es wie Eiseskälte, sie hatte das Gefühl, ihr Herz müsse stehenbleiben, das Blut aufhören, durch ihren Körper zu rinnen. Wie hatte Mutsch gesagt? Kein Mensch ist von allein böse. Aber wie konnte man so etwas Furchtbares tun? So etwas Sinnloses! Ein Tier quälen, das einem nichts getan hatte! Warum? Um sich zu rächen? Um sich wichtig zu machen? Um ein anderes Wesen leiden zu sehen, seine eigene Macht zu genießen, sich einmal stark zu fühlen? Bille versuchte, eine Erklärung zu finden, aber alles, was sie empfinden konnte, war kalte, verzweifelte Wut und der Wunsch, es den Tätern heimzuzahlen.
    Hinter ihnen öffnete sich die Stalltür, Herr Henrich und Herr Doktor Dörfler kamen heraus. Florian und Daniel folgten ihnen schweigend. Als letzte erschien Frau Henrich, sie war sehr blaß.
    „. . . mehr kann ich im Augenblick nicht tun“, sagte Doktor
    Dörfler. „Ich muß dringend noch zu zwei anderen Patienten, aber sowie ich kann, komme ich zurück. Hier sind die beiden Telefonnummern, unter denen Sie mich erreichen können. Alles andere habe ich Ihnen gesagt, Sie wissen, was zu tun ist. Bis später.“
    Der Tierarzt drückte Herrn und Frau Henrich die Hand und fuhr davon. Frau Henrich ging schweigend zum Haus hinüber.
    „Ihr solltet jetzt die drei anderen füttern“, sagte Herr Henrich. „Aber denkt daran: äußerste Ruhe im Stall. Am besten, jeder von euch kümmert sich um sein eigenes Pferd, sprecht leise mit ihnen, beschäftigt euch mit ihnen, um den Schock zu mildern, sie sind immer noch sehr unruhig.“
    Es war klar, daß er mit dieser Beschäftigungs-Therapie das Entsetzen, das die Kinder befallen hatte, ein wenig mildern wollte. Und die Medizin wirkte. Als sich jeder von ihnen auf die Arbeit konzentrierte, löste sich das lähmende Grauen, das sich wie ein Alptraum über sie gelegt hatte. Die Jungen verteilten mit ruhigen Bewegungen Futter in den Krippen, lockerten liebevoll die Streu und brachten ihren Schützlingen Zucker und gelbe Rüben. Bettina hörte nicht auf, ihre Stute Sternchen zu streicheln und leise auf das Pferd einzusprechen. Sternchen hatte sich offensichtlich am schnellsten von dem Schreck erholt, ihr ausgeglichenes Temperament half ihr, auch mit schwierigen Situationen fertig zu werden.
    Bille trat leise an Pünktchens Box heran. Sie erschrak. Wie elend sah die hübsche Goldfuchsstute aus! Die Augen halbgeschlossen, lag sie im Stroh, die Flanken naß von

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