Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer
gesagt!“
„Vielleicht habe ich mich geniert!“
„Wieso? Ich finde es ganz natürlich. Ehrlich gesagt, paßt sie auch viel besser zu dir.“
„Findest du? Warum?“
„Sie ist so schön, so zierlich und elegant. Sie ist viel zu schön, um wirklich zu sein.“
„Wie ich, meinst du.“
Bille gab ihm einen Nasenstüber.
„Eingebildet bist du gar nicht, wie? Aber es ist schon was dran. Daddy wirkt viel zu groß und schwer auf ihr. Das ist mir allerdings auch erst aufgefallen, seit du Feodora reitest. Ihr seid wie füreinander geschaffen.“
„So wie wir zwei!“
Hinter ihnen ertönte ein energisches Räuspern.
„Nein, nicht schon wieder!“ sagte Florian streng. „Ihr habt morgen früh noch Zeit genug, euch anzuhimmeln. Schaut lieber zu, daß wir hier fertig werden. Es ist ohnehin schlimm genug, daß wir wegen Daniels und deiner Weltenbummelei in den nächsten Wochen das doppelte Arbeitspensum haben! Ihr amüsiert euch, und wir können schuften! Das ist doch ziemlich ungerecht, findet ihr nicht? Schließlich möchte man doch auch noch mal Mensch sein!“
„Mensch sein? Was verstehst du darunter?“ fragte Simon belustigt.
„Na, faulenzen, was sonst?“
Bille versorgte Black Arrow, dann half sie den anderen, die Boxen fertigzumachen, das Heu zu verteilen und den Stall zu säubern. Als nichts mehr zu tun war, winkte ihr Simon, mit ihm zu seiner Stute Pünktchen zu kommen.
Zärtlich legte er die Arme um den Hals der schönen Goldfuchsstute und streichelte ihre Mähne.
„Du mußt mir versprechen, gut auf sie aufzupassen“, sagte er zu Bille. „Es ist nämlich... Ich habe dir eine große Neuigkeit noch nicht verraten!“
„Eine Neuigkeit?“
„Pünktchen trägt wieder.“
„O wirklich? Simon, das ist phantastisch! Ich werde auf sie achtgeben, als wäre sie aus Glas, das schwöre ich dir! Ein Fohlen von Pünktchen, wie lange hast du dir das schon gewünscht! Diesmal wird bestimmt alles gutgehen, ich weiß es!“
Das Gewitter kam nachts. Donner grollte vom Horizont heran, Blitze erleuchteten das Zimmer taghell. Bille fürchtete sich nicht, solange sie die Pferde in Sicherheit wußte, aber sie lag doch wach und lauschte nach draußen, ob aus dem Stall der Ponys ein beunruhigendes Geräusch zu hören sei.
Am nächsten Morgen regnete es in Strömen. Bille konnte kaum ein paar Meter weit sehen, als sie — die Regenkapuze tief in die Stirn gezogen — nach Peershof hinüberfuhr, um beim Verladen der Pferde zu helfen.
Im Stall herrschte bereits Hochbetrieb. Sie waren alle viel zu aufgeregt gewesen, um es länger im Bett auszuhalten. Herr Tiedjen, der Simon auf dem ersten Teil seiner Reise begleiten und betreuen wollte, überwachte selbst das Versorgen der drei Abreisenden. Nathan und Feodora gaben sich als erfahrene Profis und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen,
Black Arrow aber spürte die Nervosität seiner Umgebung und tänzelte unruhig hin und her.
Bille trat zu ihm und redete leise und eindringlich auf ihn ein. Das vertraute Streicheln und der gleichmäßige Singsang ihrer Stimme schienen ihn zu beruhigen, und schließlich ließ er sich sogar ohne heftiges Widerstreben von ihr in den Transporter führen.
Eine Weile blieb Bille noch bei ihm stehen und hielt leise Zwiesprache mit ihm.
„Paß gut auf Simon auf, hörst du?“ flüsterte sie. „Und daß du mir keine Schande machst! Gib dir Mühe — wenn du nur willst, kannst du sie alle in den Schatten stellen! Ich möchte stolz sein auf dich! Und komm mir ja gesund wieder!“
„Alles klar? Dann laß uns fahren!“ sagte Herr Tiedjen draußen.
Das große Verabschieden begann. Bille drückte Black Arrow einen Kuß auf die Stirn und steckte ihm ein letztes Stück Zucker zu. Dann wünschte sie auch Nathan und Feodora Glück und streichelte sie ein letztes Mal.
„He, ich hab dich im Verdacht, daß du als blinder Passagier mitfahren willst“, rief Herr Tiedjen lachend. „Das geht aber nicht! Ich kann hier auf deine Arbeit nicht verzichten. Einer in der Familie muß sich doch schließlich um Haus und Hof kümmern!“
„Lieb, daß du das sagst! Tschüs, Daddy — und paßt gut auf euch auf!“
Herr Tiedjen nahm Bille in die Arme und drückte sie an sich.
„Du auch, mein Kleines! Halt die Ohren steif, wir sind ja bald wieder da.“
Dann kam Simon an die Reihe. Bille und er schauten sich an.
„Zuviel Publikum für meinen Geschmack“, sagte Simon leise. „Wie gut, daß wir uns schon gestern verabschiedet haben.
Weitere Kostenlose Bücher