Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer
wir lieber mit. Man kann nie wissen.“
Sie sattelten die Pferde ab und banden sie unter den Bäumen an.
„Später dürft ihr auch ins Wasser“, sagte Bille und klopfte Zottel zärtlich an den Hals. „Jetzt ruht euch erst mal aus.“
Als sie Sättel und Rucksäcke bis zu der Mulde geschleppt hatten, die sie sich als Lagerplatz auserkoren hatten, waren sie reif für ein erfrischendes Bad. Um die Wette zerrten sie die Stiefel von den Beinen, Reithosen und T-Shirts flogen durch die Luft. Wer war zuerst im Wasser?
Bille stürzte sich als erste in die Brandung. Wie winzige Nadelstiche prickelte das kalte Salzwasser auf der Haut. Bille legte sich auf eine heranrollende Welle und ließ sich ans Ufer tragen. Herrlich war das! Mit Indianergeheul platschten neben ihr die anderen ins Wasser.
Eine halbe Stunde lang tobten sie um die Wette, dann zogen sie sich erschöpft in die Sandkuhle zurück und machten sich über die mitgebrachten Vorräte her.
„Uff! Wenn es gleich einen großen Knall gibt, bin ich geplatzt“, stöhnte Nico. „Wenn ich so weitermache, kann ich meine Karriere als Jockey in den Wind schreiben!“
„Keine Sorge, das arbeitest du dir schon wieder ab“, meinte Florian. „Du putzt einfach ein paar Pferde und ein paar Boxen mehr — schon hast du es dir wieder runtergeschwitzt. Bongo, zum Beispiel, und seine Box.“
„Und was tust du in der Zwischenzeit?“
„Ich widme mich mehr geistigen Beschäftigungen.“
„Du wirst doch wohl nicht freiwillig für eine bessere Note in Latein pauken?“ fragte Bettina spöttisch.
„Ich dachte eigentlich eher an Krimis und so.“
„Ölt mir einer von euch bitte mal den Rücken ein?“ Bille hielt die Flasche mit dem Sonnenschutzöl in die Höhe. „Wer will noch mal, wer hat noch nicht!“
„Gib her.“
Bettina kam der Freundin zu Hilfe, dann ging die Flasche reihum. Schließlich lagen sie alle vier, glänzend wie die Spickaale, nebeneinander und dösten vor sich hin.
„Bitte keine Störungen mehr“, brummte Florian. „Höchstens wenn ich im Schlaf rede, dürft ihr mich wecken. Damit ich nicht meine intimsten Geheimnisse ausplaudere.“
„Und wenn du schnarchst, halten wir dir die Nase zu“, sagte Bille gähnend. „Hach, ist das schön, so zu faulenzen!“
Während die vier Freunde schläfrig in der Sonne lagen, hatten ihre Pferde längst die Neugierde der Badegäste erregt. Ehrfürchtig standen sie um die Vierbeiner herum.
„Der große Weiße da ist ein Hengst“, ließ sich ein alternder Jüngling mit Halbglatze vernehmen, auf dessen Schultern ein Sonnenbrand leuchtete, als hätte er sich mit Tomatenketchup eingeschmiert, statt mit Sonnenöl.
„Die Schwarze da kriegt sicher ein Junges. Sie ist schon ganz dick!“ erklärte ein vorlautes kleines Mädchen ohne Vorderzähne. Bongo schnaufte beleidigt.
„Der Gefleckte ist vielleicht ulkig!“ Ein magerer Junge mit strohblonden Haaren wagte sich näher an Zottel heran.
„Komm da weg, Edi, vielleicht beißt er!“ rief seine Mutter entsetzt, eine ebenso blonde Dame in einem lila geblümten Einteiler, der sich in breiten Ringen um die Fettwülste an Bauch und Busen der ebenfalls Sonnenbrandgeschädigten legte. „Kann er ja gar nicht! Der hat ja ein Geschirr im Maul!“
„Aber er kann dich treten.“
„Das heißt nicht Geschirr, das heißt Trense, mein Junge“, ließ sich ein alter Herr vernehmen, der auch in der Badehose noch aussah, als trüge er Uniform.
„Eine Gemeinheit ist das, die Pferde hier einfach so anzubinden und stehenzulassen!“ näselte ein spitzgesichtiges älteres Fräulein. „Man sollte so etwas dem Tierschutzverein melden!“
„Was wollen Sie, die Tiere stehen im Schatten“, widersprach der Militärische. „Sie haben einen scharfen Ritt hinter sich und können jetzt ausruhen.“
„Die Dame hat recht!“ mischte sich ein Familienvater von fünf Kindern ein, die wie die Orgelpfeifen an seiner Seite standen. „Reiten ist eine Tierquälerei. Und dann erst das Springen! Es ist völlig unnatürlich, verstehen Sie?“ Beifallheischend sah er sich um, die Arme in die Hüften gestützt, den Kugelbauch gebieterisch nach vorne geschoben. „Das Pferd ist von Natur ein Fluchttier...“
„Geknechtet und geschunden!“ schnitt ihm das alte Fräulein das Wort ab. „Allein diese Grausamkeit, den Tieren ein Eisen ins Maul zu schieben!“
„Was wollen Sie, sie sind es gewöhnt“, widersprach der Militärische.
„Na hören Sie mal, laufen Sie doch mal mit einer
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