Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer
Krümelmonster! Auf meinen frisch geölten Bauch! Und dann auch noch mit Schokolade! Wo hast du das her!?“
Die Welt war ungerecht. Nicht mal im eigenen Haus hatte man seine Ruhe. Zottel wandte sich beleidigt ab und tat, was er noch nie freiwillig getan hatte: Er ging zu seinem Standplatz zurück und stellte sich zwischen Bongo und Asterix, als wenn nichts geschehen wäre.
Neue Bekanntschaften
Jedes Wochenende fanden irgendwo in der Umgebung kleinere Turniere statt, und Bille bemühte sich, so oft wie möglich daran teilzunehmen, um ihre Turniererfahrungen zu erweitern, immer sicherer und ruhiger zu werden und sich allmählich auf größere Aufgaben vorzubereiten.
Am Anfang war sie Woche für Woche im Reitverein Neukirchen aufgetaucht, wo am Schwarzen Brett die Ankündigungen der nächsten Prüfungen zu finden waren. Inzwischen aber war sie so bekannt und wegen ihrer unkomplizierten, hilfsbereiten Art so beliebt bei den Reiterkameraden, daß die Einladungen von selbst ins Haus kamen.
Onkel Paul ließ es sich nicht nehmen, sich persönlich um die Meldungen zu kümmern und stellte großzügig das Startgeld zur Verfügung. In aller Herrgottsfrühe stand er mit Bille auf, um sie an den Ort der Veranstaltung zu fahren, half ihr beim Befestigen der Kopfnummer und blieb bei ihrem Pferd, während sie den Parcours abschritt.
Hatte sie Hunger oder Durst, stand er mit einer Thermosflasche voll heißem Tee bereit und fütterte sie mit Schinkenbroten, verletzte sie sich, war die Autoapotheke immer griffbereit. Und da Onkel Paul sich auch um die anderen Reiter kümmerte, wenn es nötig war, war er bald von den Turnierplätzen nicht mehr wegzudenken.
„Du bist so lieb, Onkel Paul“, sagte Bille immer wieder. „Du opferst deine Wochenenden für meine Reiterei. Warum tust du das bloß?“
„Weil es mir Spaß macht“, antwortete Onkel Paul auf diese Fragen. „Was willst du? Andere Männer gehen auf den Fußballplatz, meine Leidenschaft ist nun mal der Reitsport!“
Manchmal kam auch Mutsch mit. Sie, die früher selber geritten war und eine närrische Liebe zu Pferden besaß, freute sich wie ein Kind an diesen Ausflügen. Sie genoß die Atmosphäre auf den Turnierplätzen, die Gespräche auf dem Teilnehmerparkplatz, wo sich Transporter an Transporter reihte, wo man sich kannte und miteinander Spaß machte oder fachsimpelte, wo man Picknick hielt, sich die manchmal endlos langen Wartezeiten vertrieb, sich Tips gab und gegenseitig aushalf, kurz, eine große Familie bildete.
Nicht immer fuhr Bille als Sieger heim oder brachte eine Schleife mit nach Hause. Aber da sie in Lohengrin und Troja sehr gute, erfahrene Pferde zur Verfügung hatte, waren ihr meistens Plätze in den vordersten Rängen sicher.
Die anderen Reiter wußten um die glorreiche Vergangenheit der beiden Profis aus Hans Tiedjens Stall, und sie wußten auch, daß er Billes Lehrmeister war, daß er Bille förderte und sie einem strengen Training unterzog. So nahmen sie mit Interesse und ohne Neid an Billes Erfolgen teil und freuten sich über ihre Fortschritte und ihre zunehmende Sicherheit.
Herr Tiedjen war für eine Woche nach Hause gekommen, während Simon mit den Pferden ein paar Tage Erholung in einem Schweizer Gestüt genoß, das einem Freund Hans Tiedjens gehörte.
Bille, Bettina, Nico und Florian hatten die Reithalle auf Hochglanz gebracht, die Hindernisse neu gestrichen und dafür gesorgt, daß in den Ställen und auf den Bahnen alles tipptopp in Ordnung war.
Gleich am ersten Tag machte Herr Tiedjen mit Bille einen Rundgang durch die fest fertiggestellte Wohnung und durch das Gutshaus, in dem man jetzt mit Volldampf an der Umgestaltung arbeitete. Vor allem mußten zusätzliche Duschräume und Waschgelegenheiten eingebaut werden, die Zimmer in den oberen Stockwerken erhielten eingebaute Betten und Schränke und wurden für jeweils zwei oder vier Schüler ausgestattet. Daneben gab es Zimmer für die Lehrer, Aufenthaltsräume und im Erdgeschoß Klassenzimmer, Speisesaal und das Büro des Direktors.
„Wenn ich denke, daß hier in ein paar Monaten Englisch und Mathe gepaukt wird“, meinte Bille kopfschüttelnd und strich über einen der an der Wand aufgestapelten Arbeitstische für eines der zukünftigen Klassenzimmer. „Ich kann es mir einfach noch nicht vorstellen.“
„Wenn du Lust hast, schauen wir uns anschließend mal die Prospektentwürfe an. Sie sind heute mit der Post gekommen und liegen bei mir im Büro. Bald werden wir die ersten
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