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Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer

Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer

Titel: Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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kalten Eisenstange im Mund herum!“
    „Otto! Essen kommen!“ quakte eine hohe Frauenstimme hinter den Dünen, und der Familienvater trieb seine fünf Sprößlinge eilig vom Schauplatz.
    Auch die anderen verkrümelten sich nach und nach, nur das alte Fräulein blieb dicht bei Zottel stehen und kraulte ihm mit spitzen Fingern die Mähne.
    „Wie traurig du aussiehst, mein armes, geschundenes Tierchen“, flüsterte sie.
    Zottel witterte seine Chance.
    „ Hmhmhmhmhm “, machte er dumpf und senkte den Kopf unter der angeblichen Last seines gequälten Ponylebens. Die Lider halbgeschlossen, die Ohren zur Seite hängend, schien er ein Bild des Jammers.
    „Armer, armer Kerl. Widerliche Tierquälerei, dieses eiserne Ding im Maul!“ Das Fräulein triefte vor Mitleid. Vorsichtig sah sie sich um. Dann nahm sie allen Mut zusammen. So kühn war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gewesen, aber die gute Sache wollte es! Mit zitternden Fingern löste sie die ledernen Schnallen, griff ungeschickt nach dem Stirnband, zerrte nervös daran und schaffte es endlich, Zottel das Zaumzeug herunterzuziehen. „Siehst du, ich befreie dich von dem scheußlichen Ding! Jetzt kannst du wieder hei atmen, mein armer Kleiner.“
    Zottel schien den Atem anzuhalten. Kaum konnte er sein Glück fassen. Immerhin war er klug genug, das Fräulein in Sicherheit zu wiegen und die Flucht nicht sofort zu wagen.
    Unschlüssig hielt die Spitzgesichtige das Zaumzeug in der Hand. Was sollte sie tun, damit das Pony nicht weglief?
    „Warte, ich werde dir das Zaumzeug um den Hals hängen. Dann kannst du nicht davonlaufen, und hast den Kopf doch frei. So ist es brav! Nun die anderen!“
    Aber so weit kam das alte Fräulein nicht mehr. Bongo, ärgerlich über die Störung seines Mittagsschlafs, begann unruhig hin und her zu trippeln und schüttelte wild den Kopf. Da bekam es die Spitzgesichtige mit der Angst und beschloß, eine gute Tat sei genug für heute. Schleunigst trat sie den Rückzug an.
    Zottel spitzte die Ohren und wieherte ihr fröhlich nach. Wer sich so nett um ihn kümmerte, mußte doch auch etwas zu essen haben! Er senkte kurz den Kopf, und das Zaumzeug rutschte ihm über den Hals bis hinter die Ohren. Ein, zwei Schritte rückwärts, der um den Baum geschlungene Zügel spannte sich. Noch ein wenig gezerrt und gezogen, und Zottel war frei.
    Eifrig trabte er hinter seiner Gönnerin her, die über die Dünen zum Strand stapfte. Da sie ihn nicht zu bemerken schien, blies er ihr zart in den Nacken.
    „Huch!“ schrie das Fräulein und stolperte vorwärts.
    Zottel schnaubte und rückte ein wenig näher heran. Jetzt sah das alte Fräulein, wer ihr da so nachdrücklich den Hof machte.
    „Himmel!“ stammelte sie und wurde blaß. „Du Untier! Wie konntest du nur! Ksch ! Ksch ! Geh weg! Laß mich in Ruhe!“ Sie scheuchte mit ihrem Sonnenhut Zottel von sich fort, als sei er eine Wespe.

    Beleidigt wandte sich Zottel ab. Unschlüssig trippelte er ein paarmal hin und her, dann hob er schnuppernd die Nase. Es duftete verführerisch nach Süßigkeiten und Obst. Eine kleine Stärkung konnte nicht schaden.
    Die Nase weit vorgestreckt, trabte Zottel den erhofften Genüssen entgegen. Da — hinter diesem komischen runden Sandwall mußte es sein! Zottel bestieg das Rund der sorgfältig mit Muscheln verzierten Burg, begrub ein paar bunte Fähnchen unter seinen Hufen und stand einem Wesen gegenüber, das unten zwar Beine wie ein Mensch besaß, oben aber nur aus einem bunten Stoffsack bestand, der sich in schlangenartigen Bewegungen mal hierhin, mal dorthin drehte.
    Zottel stupste das Wesen vorsichtig mit der Nase an.
    „Reich mir doch mal den anderen Badeanzug rüber“, kam es dumpf unter dem Stoffsack hervor. „Nun mach schon, Erich!“ Zottel beschloß, die Sache näher zu untersuchen und hob mit dem Maul den Stoffsack ein wenig an. Unter dem Sack kicherte es.
    „Bist du verrückt, Erich, doch nicht hier! Was machst du denn! Nicht doch! Du weißt doch, wie kitzlig ich bin!“
    Zottel schnupperte nacktes Menschenfleisch, keine Spur von Kuchen oder Zucker! Jetzt griff auch noch eine Hand nach seiner Nase.
    „ Huuuaaaaach !“ kreischte der Sack so laut, daß Zottel sich zu Tode erschrocken auf sein Hinterteil setzte, wobei er den Rest der kunstvoll aufgeschichteten Burgmauer zum Einsturz brachte.
    Bloß weg hier! Zottel rappelte sich auf und ergriff die Flucht. Seine Hufe schaufelten pfundweise Sand auf den um Hilfe schreienden Stoffsack, der sich jetzt am

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