Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer
drückte ihr schmatzend einen Kuß auf die Stirn. „Du bist einsame Klasse!“
Mutsch lächelte.
„Vielleicht komme ich heute nachmittag auch mal rüber ans Meer. Hab schon ewig nicht mehr in der See gebadet. Heute hätte ich richtig Lust dazu.“
„O ja, das wäre toll! Versprich mir, daß du das tun wirst! Und hinterher gehen wir mit dir zusammen ein Eis essen! Wir laden dich ein!“
„Ja, wenn das so ist
„Du könntest doch Inge mitbringen und den Kleinen! Das wäre dann ein richtiger Familienausflug!“
„Also, eigentlich wollte ich mich ja mal erholen. Aber so ist das nun, gleich wird man wieder ausgenutzt.“ Mutsch zog spöttisch die Mundwinkel herunter. „Warum denken Kinder bloß immer, Mütter müßten ständig etwas zu tun haben, sonst wären sie nicht glücklich!“
„Du hast recht“, stimmte ihr Bille reuevoll zu. „Wenn Inge mit dem Kleinen dabei ist, mußt du sofort wieder den Babysitter vom Dienst spielen, und meine liebe große Schwester vergnügt sich derweil im Wasser. Kommt gar nicht in Frage. Du sollst einen richtigen Feriennachmittag haben, dafür werden wir schon sorgen.“
Bille ging auf die Koppel, um Zottel zu holen. Er mußte etwas von dem Ausflug ahnen, denn er kam sofort angetrabt.
„Komisch“, sagte Bille, „wenn du arbeiten sollst, machst du das nie! Wie kriegst du das bloß immer raus?“
Bille war gerade dabei, in ihrem Rucksack Badezeug, Limonade und etwas Eßbares zu verstauen, als die anderen vor dem Haus hielten. Nico ritt Asterix, Bettina saß auf Pünktchen, und Florian hockte in Cowboymanier auf seinem dicken Bongo.
„Bin schon fertig!“ rief Bille durch das Küchenfenster. „Ihr braucht gar nicht erst abzusteigen. Zottel steht gesattelt am Stall. Hat jemand Hunger auf einen Schokoladenriegel oder ein Stück Kuchen?“
„Auf beides!“ rief Florian. „Ich muß jetzt für zwei essen!“
„Warum denn das?“ fragte Bettina erstaunt.
„Nico ist so dünn, das muß ich ja irgendwie ausgleichen, nicht?“
Bille zog Zottel hinter sich her auf die Straße und verteilte Süßigkeiten an die Freunde. Zottel reckte den Hals, um auch etwas abzubekommen und schaffte es tatsächlich, Florian ein Stück Kuchen wieder zu entreißen, das er in der linken Hand hielt, während die Rechte einen Schokoladenriegel in den Mund schob.
„Selber schuld“, kicherte Bille. „Du kennst ihn doch! Warum bist du nicht vorsichtiger. Hier hast du noch eins.“
„Ich sollte mir wirklich überlegen, ob ich nicht doch lieber die Tochter einer Supermarktbesitzerin heirate.“ Florian schaute abwechselnd auf den Kuchen und die Schokolade. „Es hat unbestreitbare Vorteile.“
„Wenn du so weitermachst, bist du bald so fett wie Bongo“, bemerkte Nico ungerührt. „Na kommt, Kinder, ich kann es kaum noch erwarten, mich ins Meer zu stürzen.“
Zur Ostsee waren es fünf Kilometer. Die Sonne brannte auf die ausgetrockneten Schotterwege. Staub wirbelte auf und trocknete einem die Kehle aus, daß man glauben konnte, man sei im Wilden Westen. Endlich spürten sie einen frischen Windhauch im Gesicht, die Luft begann, ein wenig nach Salz zu schmecken.
„Seht ihr den dunkelblauen Streifen da drüben? Das ist das Meer! Wir sind gleich da!“ rief Bille den anderen zu und trieb Zottel zu einem scharfen Galopp.
Ein kleiner Wall trennte die Wiesen vom Strand. Dahinter dehnte sich ein Dünenstreifen, der in einen breiten Sandstrand überging.
„Wir reiten noch ein Stück Richtung Norden“, erklärte Bille. „Da gibt es ein paar Bäume hinter den Dünen an einer Koppel und eine Viehtränke. Dort können wir die Pferde im Schatten anbinden.“
„Los, machen wir einen Galopp am Strand entlang!“ schlug Nico vor und sauste auf Asterix davon.
Die anderen folgten ihr, und bald waren sie bei der Baumgruppe angekommen.
„Was ist denn hier los?“ maulte Florian. „Alles voller Leute! Wo kommen bloß die ganzen Typen her?“
„Feriengäste“, meinte Bettina. „Schließlich haben wir jetzt die Haupturlaubszeit. Lind dort hinten haben sie einen neuen Parkplatz gebaut, seht ihr? Und einen Kiosk aufgestellt! Kein Wunder, daß der Strand so überfüllt ist!“
„Da kann man nichts machen“, seufzte Bille. „Lassen wir uns den schönen Tag nicht durch den Rummel verderben. Wir suchen einen Platz etwas weiter entfernt — da drüben vielleicht, in der Mulde! Die Pferde lassen wir hier, an die wird sich schon keiner ranwagen .“
„Und die Sättel?“ fragte Nico.
„Die nehmen
Weitere Kostenlose Bücher