Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee
Knöpfen ihres Anoraks zu knabbern. Bille packte ihn freundschaftlich an der Mähne und drängte ihn zurück.
„He, du Gauner, die habe ich gerade wieder festgenäht! Ich glaube, du bist schon wieder gewachsen! Du wirst einmal ein Prachtpferd. Schau dir nur mal an, was der Kerl bereits für Muskeln hat, Simon! Kaum zu glauben.“
Bettina tauchte neben der Freundin auf.
„Ich bin fertig, Sternchen habe ich vorhin schon geputzt. Wenn ihr soweit seid, können wir fahren.“
Bille zog in gespieltem Erstaunen die Augenbrauen hoch.
„Fahren? Wir sind doch gerade erst gekommen!“
„Na ja, ich dachte ja nur. Habt ihr noch was zu tun? Kann ich euch helfen? Soll ich Pünktchen putzen?“
Bille legte Bettina lachend den Arm um die Schultern. „Unsinn, wir fahren gleich los. Ich weiß doch, daß du es keinen Augenblick länger erträgst, von Tom getrennt zu sein, wenn er schon so selten nach Hause kommt. Warum ist er eigentlich nicht hier?“
„Er mußte für Daddy in die Tierklinik fahren, Nathan hinbringen.“
„Stimmt, Nathan soll ja geröntgt werden.“
Bille verabschiedete sich mit einem zärtlichen Klaps von dem übermütigen Fohlen und verließ mit Bettina die Box. Sie machte Simon ein Zeichen, aber der wußte längst Bescheid. Wenn einer Verständnis für Bettinas Liebeskummer hatte, dann war er es. Oft genug dachte er mit Sorge daran, daß ihm und Bille eines Tages das gleiche Schicksal beschieden sein würde. Sei es, daß er doch noch zur Bundeswehr gerufen würde, sei es, daß einer von ihnen zum Studium oder einer Ausbildung in eine entfernte Stadt wegziehen müßte; sie würden von Glück sagen können, wenn sie sich wenigstens am Wochenende sehen könnten.
Sie trafen Tom in der Auffahrt zum Groß-Willmsdorfer Gutshaus. Er fuhr mit dem leeren Transporter vor ihnen her und bog links in den Hof ein. Vor dem Stutenstall hielt er an.
Simon parkte seinen Wagen dicht daneben und kurbelte das Fenster hinunter. „Du kommst allein zurück?“
„Ja, sie behalten unseren Dicken für ein paar Tage drüben. Sieht nicht gut aus. Die Beine sind in Ordnung, aber sie vermuten eine Arthrose an der Wirbelsäule. Könnte sein, daß seine Karriere damit beendet ist.“
„Verdammt!“ Bille biß sich auf die Lippen. „Und wenn sich der Verdacht bestätigt? Was wird dann aus ihm?“ Tom lachte. „Vermutlich wird er ein herrliches Leben haben: lange Spazierritte und viel Koppelgang. Und kein anstrengendes Training mehr. Schließlich hat er für sein Alter genug getan. Und genug zusammengesiegt. Er hat sich den friedlichen Lebensabend verdient.“
Hinter Bille wurde Bettina unruhig.
„Was haltet ihr vom Aussteigen? Vielleicht können wir das Gespräch draußen fortsetzen?“
Bille sah die Freundin schuldbewußt an und sprang aus dem Wagen. Während Bettina Tom in die Arme flog, winkte sie Simon, mit ihr zu kommen.
„Lassen wir die beiden allein, damit sie die kostbaren Minuten für sich haben. Ich habe Carl-Anton versprochen, bei seinem Training mit Dukat zuzusehen und ihn ein bißchen zu korrigieren.“
„Okay, wir haben ja noch eine Stunde Zeit, bis wir uns unseren Rössern widmen müssen.“
Simon hakte sich bei ihr ein, und sie stapften durch den Regen davon, am schneeweißen Groß-Willmsdorfer Gutshaus vorüber, das jetzt das Reiterinternat beherbergte, durch den Park und am Schulstall vorbei, hinter dem die Schulreithalle lag. Carl-Anton war noch nicht in der Halle, nur das Lehrerehepaar Körber arbeitete mit seinen Pferden an den Figuren eines neuen Pas de deux.
Bille schloß die Tür leise wieder, um die beiden nicht zu stören, und ging mit Simon in den Schulstall hinüber. Sicher war Carl-Anton gerade dabei, seinen Hengst zu satteln. Als sie die Stallgasse betraten, riß Bille erstaunt die Augen auf.
„He! Was ist denn hier los?“
„Wir schmücken den Stall für die Adventsfeier heute nachmittag“, berichtete die kleine Mini eifrig. „Hast du die etwa vergessen?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, flitzte sie in die Sattelkammer hinüber, um gleich darauf mit einem neuen Tannengebinde aufzutauchen, mit dem sie auf die Box ihres Lieblings, des dicken Rappwallachs Luzifer, zusteuerte.
Bille und Simon sahen sich um. Überall waren die Boxen der Schulpferde mit Tannengirlanden geschmückt, die von roten Bändern umwunden und mit Strohsternen besteckt waren. Manche Namensschilder hatten einen Extraschmuck bekommen, die Mädchen und Jungen des Internats wetteiferten darin, dem Stall ein
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