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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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sagen gibt, dann sagen Sie es ohne Umschweife!«
    Soliman seufzte und nahm, sich entschuldigend, in einem Sessel Platz. Er sei nun schon sehr lange gestanden, und sein Rücken mache ihm zu schaffen. Er habe bereits alles versucht: Bewegungsthe-rapie, Krankengymnastik, Chiropraktik – am ehesten helfe immer noch das gute, alte Aspirin.
    Dann kam er ohne Übergang auf Khaled Imran zu sprechen; der sei einer der fanatischsten Strategen der Terrororganisation Blut der Märtyrer gewesen. Unter den Angriffen der gemäßigteren Teile habe er einen harten Kurs verfochten und auf eigene Faust eine Reihe von Operationen unternommen, ohne die dafür erforderliche vorherige Zustimmung des Führungsrates einzuholen. Eine davon habe zu einer Katastrophe geführt.
    »Ich erspare Ihnen lieber die Details. Kurz gesagt, hatte sich Imran der Unterstützung eines Technikers der WHO versichert, eines meiner Mitarbeiter. Der hatte sich in eine Sittlichkeitsaffäre verwickeln lassen und war damit erpressbar geworden, und man zwang ihn, mehrere tausend Ampullen eines Kombinationsimpfstoffes zu vergiften. Sie waren zur Lieferung an das Rote Kreuz des Emirats Gazleh bestimmt… Sind Sie ganz sicher, dass Sie sich nicht doch lieber setzen wollen?«
    Da sie widerwillig einräumen musste, dass der Unterschied in den Positionen sie allmählich doch zu stören begann, setzte nun auch sie sich.
    »Gazleh?«, fragte sie. »Wieso?«
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    »Der dortige Emir ist ein geschworener Feind der Regierung in Rhages. Obendrein betrachten ihn die Vereinigten Staaten als ihren Verbündeten. Und es kann Ihnen ja wohl auch nicht verborgen geblieben sein, dass er die Rebellentruppen des Oberst Sheba mit Nachschub versorgte …«
    »Was also ist passiert? Ich meine, mit dem Impfstoff…«
    »Das Schlimmste!«
    Der Techniker habe Selbstmord begangen und einen erläuternden Abschiedsbrief hinterlassen. Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände habe man diesen jedoch erst drei Monate nach dem Ableben seines Verfassers entdeckt. In der Zwischenzeit hatte na-türlich jemand anderer dessen Aufgaben übernommen.
    »Und der hat dann also das Zeug nach Gazleh geliefert…«
    »Aber nein, das ist es ja – es kam wieder ins Lager!«
    Immerhin hatte man mit Gewissheit feststellen können, dass nur fünf Länder im Nahen Osten als Empfänger in Frage kamen. Und die tragische Bestätigung ließ nicht lange auf sich warten. Der Impfstoff selbst war nicht tödlich, aber er löste eine ansteckende Hirn-hautentzündung aus. Die Hälfte der geimpften Kinder war gestorben, die andere hatte mit irreparablen Hirnschäden überlebt.
    »Als ich nach Farghestan kam, hatte man gerade das dreihundert-neunundfünfzigste Opfer ins Krankenhaus eingeliefert. Ein acht Monate altes Mädchen, es hat überlebt: taub und blind.«
    Für einen zu kurzen Augenblick veränderte sich die beherrschte Stimme Malbar Solimans etwas.
    Laurence wollte gerne Abstand wahren, konnte sich aber nicht entziehen. An der Wahrheit des Berichts zweifelte sie nicht, zumal er von bruchstückhaften Informationen, die in Maghrabi umliefen, gestützt wurde.
    »Man hätte den Gesamtbestand vernichten müssen!«
    »Um ihn wodurch zu ersetzen? Und zu welchem Preis? Ich will Sie hier nicht mit technischen Details langweilen, aber Sie dürfen 333

    mir glauben, dass sich eine Krise solchen Ausmaßes nicht im Handumdrehen bewältigen lässt. Wir haben alle Möglichkeiten überlegt, wirklich alle! So gut wie alle hätten zu einer Situation geführt, die schlimmer gewesen wäre als die, die wir beheben wollten. Die einfachste und schnellste Möglichkeit blieb immer, die Codenummern der vergifteten Ampullen herauszubekommen …«
    »Nichts bewies, dass Imran sie kannte.«
    »Aber das hat er doch selbst zugegeben! Er hatte sich bereit er-klärt, sie herauszugeben, sobald das Emirat Gazleh die 1962 besetzte Enklave von Lakhmé geräumt hätte. Verhandlungen darüber aber konnte man sich sparen, da man den Militärs in Rhages Khaled Imran gefesselt frei Haus geliefert hatte … Die eigenen Leute hatten ihn als schwarzes Schaf auf dem Altar der Öffentlichkeitswirkung geopfert!«
    Es folgte ein langes, lastendes Schweigen.
    »Nichts kann die Folter rechtfertigen!«, sagte Laurence schließlich leise. »Wenn man auch nur eine einzige Ausnahme zulässt, setzt man das ganze teuflische Treiben in Gang …«
    »Ich habe Ihnen die Tatsachen vorgetragen, und Sie können sich Ihr Urteil bilden«, antwortete er mit überraschender

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