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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Gewichtigkeit.
    »Ich habe Tag für Tag nachgedacht – auch im ›Kloster‹ selbst noch.
    Ich bin zu einer anderen Entscheidung gelangt als Sie, gewiss. Aber schauen Sie mich an: Bin ich deshalb ein Ungeheuer?«
    Sie schaute ihn an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Nein, gewiss nicht – diese Entschuldigung steht Ihnen nicht zur Verfügung!«
    Die in den Saal führende Glastür öffnete sich. Dem Stimmengewirr, das dadurch hörbar wurde, folgte Antoine Becker. Er suchte das Halbdunkel im Voranschreiten mit den Augen zu durchdringen. Als er die beiden Gestalten inmitten der exotischen Grünpflan-zen wahrnahm, fuhr er zusammen.
    »Ach, hier sind Sie also!«, sagte er mit aufgesetzter Leutseligkeit.
    334

    »Ich wollte Sie nicht stören, tut mir Leid. Aber Teresa meinte, es wäre Ihnen vielleicht nicht gut, Laurence. Und da wollte ich doch mal nach Ihnen schauen …«
    »Es geht mir bestens, danke.«
    »Ich kann die Diagnose nur bestätigen«, versicherte Dr. Soliman mit unüberhörbarer Ironie.
    Antoine ließ ein verlegenes leises Lachen hören. Dann zog er sich mit einer Geste, die andeuten sollte, dass er dann ja beruhigt sein könne, zurück und schloss die Tür hinter sich.
    »Unser guter Freund ist beunruhigt…«
    »Aber das ist eigentlich nicht seine Art. Und ich sehe auch keinen Grund dafür.«
    »Ich schon! Unsere Unterhaltung dauert für seinen Geschmack schon zu lange. Und er weiß schließlich, dass meine Verpflichtun-gen zu Kontakten mit sehr vielen Leuten führen, nicht zuletzt im Nahen Osten …«
    Ein Frösteln überlief Laurence; sie würde jetzt wohl die Antwort auf eine quälende Frage erhalten, die sie dennoch nie ganz klar zu formulieren wusste, noch nicht einmal in diesem Augenblick.
    »Ihre zweite ›Wahrheit‹?«
    »Genau. Ihre Befreiung wurde aufgrund diplomatischer Bemü-
    hungen erreicht, einer Pressekampagne und des Drucks von Amnesty International. Das ist die offizielle Version.«
    »Und daneben gibt es eine andere?«
    »Ja; wie ich sehe, war meine Vermutung richtig, dass man Sie über den Handel nicht informiert hat. Zweifellos, weil man Ihre Reaktion darauf fürchtete …«
    »Was für ein Handel?«
    »Das ist eine dunkle Geschichte – eine mehr!« Malbar Soliman kannte zwar nur die Grundzüge, aber es war genug, um die Katze aus dem Sack zu lassen.
    Seit dem Golfkrieg unterstützte das fundamentalistische Regime 335

    von Farghestan die terroristische Bewegung ›Blut der Märtyrer‹. Das ging so weit, dass man von Rhages aus sogar insgeheim diesen furchtbaren Anschlag vom 24. Dezember in der New Yorker Metro finanziert hatte. Im Gegenzug hatten die Vereinigten Staaten auf dem Umweg über das Emirat Gazleh der Rebellenarmee des Oberst Sheba umfangreiche Lieferungen an Waffen und Munition zukommen lassen. Dessen Soldaten hatten die Handhabung der neuen Schnellfeuergewehre V-18 eingeübt, indem sie die Zivilbevölkerung eines Grenzortes abknallten – vorwiegend Frauen und Kinder. Harmonices Mundi war in den Besitz von Fotos dieses Massenmordes gelangt. Deren Veröffentlichung wäre zweifellos ein herber Schlag für die fragwürdige Politik des Weißen Hauses gewesen. Der Kon-gress hätte niemals einer ›Sonderhilfe‹ Washingtons für das Emirat Gazleh zugestimmt – mit anderen Worten, einer finanziellen und logistischen Unterstützung der Befreiungsarmee Farghestans.
    »Antoine Becker hat also angeboten, diesen bedauerlichen Zwi-schenfall unter der Decke zu halten im Tausch gegen die Freilassung der Frau Dr. Descombes…«
    »Ich habe verstanden«, sagte Laurence. »Was mir noch immer un-klar ist: Mit welcher Absicht erzählen Sie mir das alles?«
    Dr. Soliman faltete die Hände unter seinem Kinn und ließ einen tiefen Seufzer hören. Er schien damit der jungen Frau vorwerfen zu wollen, dass sie ihm die Sache wirklich nicht leicht mache. Er habe doch bei der WHO eine herausragende Position, um die ihn viele beneideten. Seine Ernennung sei die Krönung einer sehr hart erar-beiteten Karriere gewesen – in der er, das dürfe er sagen, sich nie etwas habe zu Schulden kommen lassen. Er hatte die Absicht, sich vorzeitig pensionieren zu lassen und einen Ministerposten in seinem Lande anzunehmen. Ein entsprechendes Angebot liege ihm vor, und man warte nur noch auf seine Entscheidung…
    Wenn seine Rolle in der Affäre Imran an die Öffentlichkeit käme, würde das zu einem Riesenskandal führen. Die Gerüchteküche wür-336

    de zu brodeln beginnen. Dementis oder

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