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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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und dann, als der Kanister mit zunehmender Entleerung leichter wurde, nacheinander seinen Oberkörper, die Schultern, und schließlich den Kopf.
    Er musste heftig husten und kämpfte mit einem Ohnmachtsan-fall. Dann öffnete er eine Schachtel mit Streichhölzern.
    Julien zwang sich zu einer übermenschlichen Anstrengung, um die 324

    Lähmung seiner Glieder zu überwinden. Es gelang ihm, die Steppdecke heranzuziehen und sich mehr schlecht als recht damit zu bedecken. Ehe er sie sich über den Kopf zog, nahm er noch Tungs letzten Blick wahr: Augen voller Tränen, voller Verzweiflung, die um Hilfe schrien – wie die eines Gefangenen, die hinter der erstarr-ten Maske hervor um Gnade flehten.
    Dann schoss eine Stichflamme hoch, und die Druckwelle einer Explosion fegte durch den Raum. Drei Sekunden später öffneten sich die Ventile der automatischen Löschanlage an der Decke, und mächtige, schäumende Strahlen wurden von der Pressluft ins Zimmer gedrückt. Zugleich schrillten im ganzen Gebäude die Alarm-sirenen.
    Julien riss die Decke herunter, da er zu ersticken drohte. Der Löschschaum machte ihn fast blind, und der schreckliche Geruch verbrannten Fleisches fast bewusstlos. Die letzten züngelnden Flammen verlöschten gerade. Unerklärlicherweise saß Tung noch in der gleichen Stellung aufrecht da. Sein Gesicht war nur noch eine klumpige, schwärzliche Masse. Plötzlich klappte der Unterkiefer herunter, die Zähen wurden sichtbar, und man hörte ein grauenhaf-tes Röcheln. Der Unglückselige lebte noch. Er bäumte sich auf und fiel zur Seite.
    Julien versuchte davonzurutschen, um der Sintflut zu entgehen, Atem schöpfen zu können, zu entfliehen. »Ich werde noch ertrin-ken!« Diese Vorstel ung erschien ihm so unglaublich absurd, dass er die Ohnmacht, die ihn nun überfiel, dankbar als Erlösung und Befriedigung empfand.
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    18. KAPITEL
    chon nach nur drei Minuten in dem großen Saal hatte Laurence Ses bedauert, hergekommen zu sein. Dabei hatte Teresa Lagerstein sie sehr herzlich begrüßt mit einer Miene, die ausdrückte: »Vergessen wir, was da war!« Und Antoine Becker hatte sie beiseite genommen, um ihr von Catherine zu berichten:
    »Herzlichen Dank für alles, was Sie während meiner Abwesenheit für sie getan haben!«
    »Ich fürchte nur, dass ich keine große Hilfe für sie war…«
    »Täuschen Sie sich da nur nicht! Erst heute Morgen hat sie mir wieder versichert, wie sehr Ihr Mut sie beflügelt hat. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte sie nie die Kraft gehabt, ihre Dämonen zu vertreiben. Ich gebe nur ihre eigenen Worte wieder.«
    Daran hatte Laurence so ihre Zweifel, und deshalb kam es ihr sehr gelegen, dass gerade ein Vertreter des französischen Roten Kreuzes, ein kleines, stoppelköpfiges Männchen mit einer Fistel-stimme, auf sie zustürzte und ihr bewegt beide Hände schüttelte. Er habe erfahren, dass sie nicht, wie angekündigt, ›Zeugnis ablegen‹
    wolle heute Abend. Aber bitte, sie brauche ihm das nicht zu erklä-
    ren, er könne es sehr gut verstehen. In der Wiederholung liege doch eine beständige Gefahr für die Erinnerung, nicht wahr? Gelegentlich 326

    sei das Schweigen doch der bessere Weg, das Gedächtnis zu bewahren vor einer ›Erosion durch die Worte‹ …
    Sie musterte ihn aufmerksam, bemüht darum, ihre Überraschung nicht spüren zu lassen. Woher wusste er um diese Dinge? Verdankte er seine Erfahrungen einem geheimen Kummer, einem Erlebnis, das er mit niemandem teilen wollte? Dabei wirkte er auf den ersten Blick sehr konventionell, wenn nicht sogar langweilig … Man muss doch ständig auf der Hut davor sein, sich zu täuschen!
    Die Veranstaltung war, das ließ sich schon jetzt sagen, ein voller Erfolg. Zahlreiche Medien waren vertreten. Ein Kameramann wanderte durch die Menge und filmte im Strahl eines aufgesetzten Scheinwerfers die bekanntesten Gäste. Man tat, als bemerke man ihn nicht, und spielte weiter Ungezwungenheit. Die Stimmung war geprägt von einer gewissen Abgeschlossenheit, einer ›Bestelltheit‹
    sozusagen. Diese Veranstaltung war eine Pflichtübung für die Vertreter von humanitären Organisationen und Vereinigungen zur Unterstützung der Dritten Welt, von Kämpfern für die Menschenrechte und gegen Rassismus und Diskriminierung. Kleine Gruppen sammelten sich um Leute, die jeder kannte, doch Laurence hielt sich abseits von ihnen. Sie schaute sich lieber die Menschen an, die unter all diesen Wohltätern fremd wirkten: die Bewohner dieses Hauses, die sich hier

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