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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Richtigstel ungen wären da sinnlos. Zweifel würden immer bleiben, und sie würden sich wohl als schwere Belastung für seine Berufung und sein künftiges Wirken erweisen. In seinem Innersten sei er davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. Tausende von Kindern seien vor dem Tod oder einem schweren Schicksal durch sein Handeln gerettet worden. Diese Tatsache sei doch unbestreitbar. Er hätte kein schlechtes Gewissen, er lebe im Frieden mit sich. Und …
    Laurence gebot ihm mit einer Geste, nicht fortzufahren. Sie konnte nicht mehr, ihre Ohren dröhnten.
    »Um sich meines Schweigens zu vergewissern, wollen Sie mir andeuten, dass auch ich nicht gefeit bin vor Enthüllungen, die meinen Namen beflecken … Sie würden aufs Neue die Gerüchte anfa-chen, die im Umlauf waren wegen meiner angeblichen ›Beziehung‹
    zu Muhammad Sheba.«
    »Warum belegen Sie meine Überlegungen mit so aggressiven Formulierungen? Sie betrachten etwas als Drohung, was lediglich eine Argumentation ist. Sie und ich, wir waren beide Zeugen schrecklicher Vorgänge … unter Umständen, in denen die Begriffe von Gut und Böse höchst relativ werden. Und wir wissen auch beide, dass es uns trotz aller Anstrengungen so gut wie unmöglich ist, unserer jetzigen Umgebung die Lebensbedingungen zu verdeutlichen, unter denen wir damals handelten. Behaupten Sie bitte nicht das Gegenteil! Ihre Erfahrung in Maghrabi hat mit der meinen eines gemeinsam: Sie ist nicht vermittelbar! Und daher sollten wir beide darüber schweigen.« Laurence hatte das Bedürfnis, aufzuspringen und davonzulaufen, allein auf die Straße zu rennen und dort laut zu schreien.
    »Und Ihre dritte ›Wahrheit‹?«
    »Ist das wirklich nötig? Ich glaube kaum. Das Wesentliche ist doch gesagt…«
    Malbar Soliman umfasste die Armlehnen seines Sessels und drück-337

te sich hoch. Er bedauerte es, mit offenen Karten gespielt zu haben.
    Laurence dagegen dachte: »Er wird begriffen haben, dass ich ihn nicht verraten werde. Und er wird wohl Recht behalten.«
    »Sie können jetzt nicht zurück«, sagte sie tonlos. »Machen wir ein Ende!«
    »Nun gut, wenn Sie darauf bestehen. Vielleicht ist es auch wirklich besser, wer weiß? Ich habe Ihnen den Preis für Ihre Freilassung aus Maghrabi genannt. Aber was wissen Sie denn über die Umstän-de, unter denen Sie hingekommen sind? Ich spreche von Ihrer Gefangennahme. Haben Sie sich denn nie gefragt, wer Ihre Reiseroute kannte, und wie wohl die Leute des Oberst davon erfahren haben könnten?«
    Laurence krümmte sich zusammen. Was wusste sie darüber schon?
    Nicht allzu viel, das stimmte. Was sie aber wusste, das war, dass es sie jetzt überall schmerzte. Sie schloss die Augen und wollte nichts mehr hören …
    Meine Güte, war das Leben teuer in Paris! Kiersten hatte mancher Versuchung widerstanden, aber alles hatte sie sich doch nicht aus dem Kopf schlagen wollen. Dazu zählte ein tailliertes Kostüm, das ganz nach Armani aussah, ohne seinen Namenszug zu tragen, und sie unglaublich schlank wirken ließ. Und dieser Rodier-Pulli aus Kaschmirwolle – »Fühlen Sie einmal, Madame: Ist das nicht eine Wonne?« – und diese Rohseidenbluse, ein Traum! Niemals hätte sie so etwas in Kanada gefunden, nicht einmal im exklusivsten Geschäft. Was Parfüm und Schönheitsmittelchen betraf, vertröstete sie sich auf die Einkaufsmöglichkeiten am Flughafen.
    Vor dem schmalen Spiegel ihres Zimmers machte sie eine einsame Modenschau und bedauerte dabei, dass niemand bei ihr war, dem sie das hätte zeigen können, dem sie ihre Gefühle und Eindrü-
    cke beim Einkauf hätte schildern, kurz, mit dem sie hätte teilen 338

    können …
    Ein leichtes Klopfen an der Tür, dann ein schabendes Geräusch und ein dumpfes Knacken, als ob sich jemand schwer auf den Türgriff stützte. Der Wecker zeigte wenige Minuten vor zwölf, Kiersten erwartete niemanden. Als sie zur Tür ging, zögerte sie kurz, ob sie ihre Waffe zur Hand nehmen solle.
    Draußen im Flur stand Laurence, völlig außer Atem. Ihr Gesicht war blutleer, ihr Blick abwesend: Sie stand sichtlich unter einem schweren Schock. Beunruhigt trat Kiersten einen Schritt zurück, um sie eintreten zu lassen. Da Laurence zu keiner Bewegung mehr fähig schien, nahm sie sie am Arm und zog sie ins Zimmer. Kiersten fühlte, wie ihre Besucherin zitterte.
    »Kommen Sie! Sie brauchen keine Angst zu haben, hier sind Sie in Sicherheit!«
    Laurence folgte ihr wie eine Schlafwandlerin. Wieso sprach sie von Sicherheit? Es war doch von

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