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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Fahrzeug ausluden, die Reflektorwände, die beiden Kameras – die wollten filmen, ganz sicher! »Meine Mutter wird einen Beweis dafür verlangt haben, dass ich noch am Leben bin. Und sie werden mir jetzt eine heutige Zeitung in die Hand drücken, um das Datum zu belegen. Die klassische Methode … Es sei denn, dass sie wegen Gabriella gekommen wären. Aber da habe ich so meine Zweifel, denn ich habe den Eindruck, dass man sich für sie überhaupt nicht mehr interessiert. Es ist, als ob man sie völlig vergessen hätte. Aber das ist unmöglich! Dennoch ist es auffällig, dass sie manchmal so einen Ausdruck in den Augen hat, als ob sie gar nichts mehr erwarte.«
    Der Kopf der Gruppe gab, ohne die Stimme zu heben, seine Anweisungen in einer ihr unbekannten Sprache (an den Geweihten hatte er sich jedoch in Englisch gewandt). Sandrine hatte nur für ihn Augen; warum nur empfand sie ihn auf Anhieb als dermaßen widerwärtig? Seine Brille mit winzigen ovalen Gläsern ausgenommen, war nichts Besonderes an ihm: Er war weder schön noch hässlich, weder groß noch klein, vielmehr ein ausgesprochener Aller-weltstyp. Aber er schien sehr genau zu wissen, was er wollte, und lobte seine Helfer für die prompte Befolgung seiner Weisungen mit einem Lächeln und freundschaftlichem Schulterklopfen.
    Plötzlich begriff Sandrine, warum er sie so abschreckte. Es war dieses beständige Lächeln! Denn wenn man den Mann genauer an-sah, ging einem rasch auf, dass sein übriges Gesicht an dieser aufgesetzten Lippenbewegung in keiner Weise beteiligt war.
    »Aber das kann nicht alles sein. Da muss es noch etwas geben …«
    Dieses ›noch etwas‹ erkannte sie dann auf dem Gesicht von Dragos, der herbeigekommen war, um der kleinen Mannschaft behilflich zu sein: Es war eine Mischung aus morbider Anziehung und Widerwillen. Den gleichen Ausdruck hatte sie auf dem Gesicht von 434

    Manuel gesehen, als der alte Stavros sie geschlagen hatte.
    Wenn man vom Teufel spricht… Manuel tauchte in diesem Augenblick in der Türöffnung auf und beobachtete verblüfft diese Vorbereitungen. Es war ihm sichtlich nicht klar, worum es hier ging.
    Sein älterer Bruder wollte ihn davonjagen, aber der Anführer der Gruppe verbot es ihm und winkte Manuel heran. Er fragte ihn etwas und schaute sich ihn, während er antwortete, aufmerksam an.
    Dann gab er ihm einige Erläuterungen und wandte sich dabei dem Inneren der Halle zu, wo eine Art improvisiertes Aufnahme-studio im Entstehen war. Plötzlich fuhr er ihm mit der Miene eines Ästheten durch die schwarzen Locken. War er vielleicht gerade dabei, dem hübschen Halbwüchsigen eine Rolle in dem sich vorbereitenden Schauspiel anzubieten?
    Dragos war mit geballten Fäusten zwei Schritte zurückgetreten, die Blicke zu Boden gesenkt. »Dieser Kerl da macht ihn wütend«, dachte Sandrine. »Aber warum lässt er ihn trotzdem gewähren?«
    Plötzlich ging ihr erschreckend auf, dass sie einem furchtbaren Irrtum erlegen war: Diese ganze Mühe hier machte man sich keineswegs, um auf eine Forderung ihrer Mutter einzugehen! Dafür hätte ja wohl auch ein einfaches Polaroidfoto genügt. Nein, hier bereitete man sich wohl darauf vor, einen ›realistischen‹ Film zu drehen, so was wie einen Porno, was denn sonst! Wie hatte sie nur auf eine derart kindische Idee kommen können …
    Der auf ihren Unterarm geschriebene ›Talisman‹ war noch immer gut lesbar: Guardas negril! Aber diese Leute waren keineswegs da, um sie zu schützen, sondern um sie zu benützen – und sicher auch die kleine Italienerin! »Aber Jasmine hat behauptet, keiner würde es wagen, uns anzurühren. Vielleicht zwingen sie uns lediglich dazu, uns nackt auszuziehen und irgendwelche Schweinereien zu machen.
    Aber nicht einmal das brächte ich fertig.«
    Erst in diesem Augenblick entdeckte sie, was echtes Entsetzen war. Die Angst, die sie bisher während ihrer Gefangenschaft emp-435

    funden hatte, war so gut wie nichts im Vergleich zu der eisigen Furcht, die ihr jetzt in die Eingeweide drang und das Verlangen auslöste, sich zu übergeben, wild zu schreien und vor allem, sich wie auch immer der Realität der gegenwärtigen Situation zu entziehen…
    Gut, als Manuel sich in der Nacht an sie herangemacht hatte, bekam sie's auch mit der Angst zu tun. Aber da wusste sie immerhin genau, was der von ihr wollte. Und auf seine Art hatte der auch selbst dabei Schiss gehabt. Dagegen hatte sie keinerlei Vorstellung von dem, was diese Unbekannten vielleicht von ihr wollen

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