Bin ich hier der Depp
letzter Zeit viel zu kurz gekommen ist:
Wenn ich als alter, weiser Mensch auf mein Leben zurückblicke, dann werde ich mich für diese radikale Wende aus folgenden Gründen loben:
Was für ein Unterschied, ob Sie nur die Risiken einer Veränderung betrachten – oder sich die positiven Folgen ausmalen. Je genauer Sie sich Ihre glückliche Arbeitszukunft vorstellen, desto höher wird Ihre emotionale Temperatur steigen, und mit ihr die Bereitschaft zur Veränderung.
Es liegt an Ihnen, welche Sicht Sie bevorzugen! Die Lehre der konstruktivistischen Psychologie besagt: Die Welt ist nicht, wie sie ist, sondern wie wir sie sehen. Die Fakten werden geformt durch das Auge, durch den Blickwinkel des Betrachters. Während der eine Mitarbeiter sich in seinem Hamsterrad auf ewig gefangen fühlt (und es genau deshalb ist!), fühlt sich der andere frei zum Ausbruch (und kann es genau deshalb sein!) – je nachdem, ob seine Gedanken ein »Störgeräusch« sind oder ihn zur Veränderung anfeuern.
Die »Wahrnehmung« ist in Wirklichkeit eine »Wahr-Gebung«. [136] Der Philosoph Epiktet sagte schon vor 2000 Jahren: »Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Urteile über die Dinge.« Wer durch den Tunnel seines Arbeitslebens läuft, kann selbst entscheiden, worauf er sich konzentriert: auf die Dunkelheit um ihn herum – oder auf das Licht am Ende?
Eine ungeheure Kraft fließt Ihnen zu, wenn Sie fest daran glauben, dass Sie Ihr Hamsterrad verlassen und ein Arbeitsleben nach Ihren Wünschen einrichten können. Dann sind Sie bereit, sich selbst in die Pflicht zu nehmen, sogar schriftlich. Wie das geht, erfahren Sie im nächsten Kapitel.
[130] Wehrle, Martin, Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus. Econ , 2012
[131] Ytterdal, Trond, Routine health check-ups of long-term unemployed in Norway, 1999
[132] Layard, Richard, Die glückliche Gesellschaft, Campus, 2005
[133] Sprenger, Reinhard K., Mythos Motivation. Campus, 2010
[134] Wehrle, Martin, Die 100 besten Coaching-Übungen. managerSeminare, 2010
[135] Hofmann, Eberhardt, Weniger Stress erleben. Luchterhand, 2001
[136] Watzlawick, Paul, Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Piper, 1995
Erschöpfung ade: Der Abschied vom Hamsterrad
In diesem Kapitel erfahren Sie unter anderem …
welcher heimliche Knebelvertrag zwischen Ihnen und Ihrer Firma besteht,
wie Sie sich durch einen Selbst-Vertrag gegen Überforderung schützen,
wie ein »Richter« Sie auf dem Weg aus dem Hamsterrad begleiten kann
und weshalb so mancher »Held der Arbeit« nur ein armer Hund ist.
Von Verträgen und Fallen
Wer es im Leben ernst meint, schließt Verträge ab: Eheverträge, Kaufverträge, Immobilienverträge. Nicht nur seine Pflichten, sondern auch seine Rechte sind dort festgehalten. Wie kommt es dann, dass Sie keinen Arbeitsvertrag abschließen?
Sie haben einen solchen Vertrag, sagen Sie? Ich meine aber nicht den Arbeitsvertrag mit Ihrer Firma, sondern einen »Arbeitsvertrag« mit sich selbst. Einen Vertrag, in dem Sie definieren, welche Rechte Sie sich selbst bei der Arbeit einräumen und welche Verpflichtungen Sie sich selbst gegenüber wahrnehmen. Einen Vertrag, in dem Sie sogar einen »Richter« benennen, der über die Einhaltung wacht.
Klingt verrückt, finden Sie? Finde ich nicht! Wenn Sie alles, was Ihnen im Leben wichtig ist, vertraglich besiegeln – warum dann nicht auch Ihren Umgang mit sich selbst als Arbeitskraft? Ist er Ihnen nicht wichtig? Nicht wichtig genug? Sicher ist er das doch, denn nirgendwo verbringen Sie mehr wache Lebenszeit als an Ihrem Arbeitsplatz! Und nirgendwo ist das Risiko größer, dass Sie Ihre Gesundheit und Ihr Leben ruinieren!
Ein Selbst-Vertrag kann festhalten, was Sie brauchen, um gesund und ausgeglichen zu arbeiten. Er kann regeln, wie Sie sich schützen vor Arbeit in Überdosis, vor einem Burn-out oder einem jämmerlichen Ende als Arbeits-Junkie.
Aber gibt es nicht schon Ihren Arbeitsvertrag mit der Firma? Ist dort der Rahmen Ihrer Arbeit nicht geregelt, zum Beispiel die Arbeitszeit? Und wenn Sie sich schon nicht an diesen offiziellen Vertrag halten, warum sollte ein inoffizieller Vertrag mit Ihnen selbst dann verbindlicher sein?
Weil Ihr offizieller Arbeitsvertrag nichts als offizieller Schwindel ist! Nahezu alles, was dort steht, ist Wortgeklingel. Was hilft Ihnen eine 40-Stunden-Woche, wenn Sie in Wirklichkeit 60 Stunden schuften? Was helfen Ihnen 30 Urlaubstage pro Jahr, wenn Sie nicht mal 20 nehmen können?
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