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Bin ich hier der Depp

Bin ich hier der Depp

Titel: Bin ich hier der Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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aufzubringen, fügt er sich. Er malt sich aus, dass er für den Konflikt einen hohen Preis bezahlen müsste: eine Demütigung hinnehmen, eine Niederlage einstecken, seine Ohnmacht eingestehen.
    Warum Konflikte so negativ sehen? Sie bieten Ihnen die Chance, sich selbstbewusst – also mit Bewusstsein für sich selbst, für die eigenen Bedürfnisse – von einer fremden Position abzugrenzen. Gleichzeitig führt Ihnen der Konflikt neue Energie zur Veränderung zu und kann wie ein Gewitter wirken, durch das sich die Luft reinigt. Aber nur wenn Sie Ihr Grollen nicht länger unterdrücken!
    Ich schlage Ihnen folgende Übung vor: Platzieren Sie einen leeren Stuhl im Raum und stellen Sie sich vor, Ihr Chef säße darauf. Malen Sie sich Ihren Chef genau aus, mit einer bestimmten Kleidung und einem bestimmten Gesichtsausdruck. Nun haben Sie die Gelegenheit, ihm deutlich zu sagen, was Ihnen an Ihrer Arbeitssituation missfällt. Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund, sagen Sie ihm die Meinung! So lange, so laut und so emotional, wie Sie wollen.
    Dann legen Sie bitte eine zweite Runde ein. Die Aufgabe ist diesmal, dass Sie folgende Sätze zu Ende führen:
    Ich bin nicht länger bereit ….
    Ich verlange von Ihnen ….
    Es ist mein gutes Recht, dass ich ….
    Wie würden Sie die Sätze beenden? Was geht in Ihnen vor, während Sie mit dem Stuhl sprechen? Welche Kräfte, von denen Sie nicht ahnten, dass sie da sind, fließen Ihnen zu? Und, kühner Gedanke: Was spricht eigentlich dagegen, dass Sie nun ein Gespräch mit Ihrem Chef suchen und ihm dasselbe sagen?
    Sicher, das wird zu einer Auseinandersetzung führen. Aber nehmen Sie das Wort »Auseinandersetzung« einmal wörtlich: Sie sitzen nicht mehr dort, wo ein anderer sitzt, sondern setzen sich an eine eigene Stelle; Sie be setzen eine Position. Das Auseinandersetzen ist ein Reifungsprozess, der zu einer gesunden Sozialisation gehört, etwa wenn ein Jugendlicher sich von seinen Eltern, die er natürlich als Spießer betrachtet, distanziert. Er setzt sich mit ihnen auseinander.
    Derselbe Prozess ist nötig, wenn Sie sich in Ihrem Arbeitsleben von unzumutbaren Forderungen losreißen wollen. Ein solcher Konflikt wird die Beziehung zu Ihrem Chef nicht zerstören. Im Gegenteil, vielleicht wird er Sie heimlich bewundern, denn Sie wagen etwas, im Gegensatz zu vielen Kopfnickern. Und heißt es nicht immer im Geschäftsleben, dass »Durchsetzungsstärke« gefragt sei?
    Schon die Tatsache, dass Sie einen Konflikt suchen, ist eine starke Botschaft: Sie glauben daran, die Dinge verändern zu können. Wer dagegen Konflikte vermeidet, nimmt die Umstände als gott- bzw. chefgegeben an. Ohnmächtig fühlt er sich und ausgeliefert; in der Psychologie spricht man von erlernter Hilflosigkeit. Wer sich als Spielball fremder Mächte empfindet, landet oft in der Depression.
    Das Gegenstück zur erlernten Hilflosigkeit ist die Selbstwirksamkeit: Jemand ist überzeugt, aus eigener Kraft etwas bewegen und eine unerwünschte Situation wenden zu können. Ein wissenschaftliches Experiment belegt, wie positiv sich diese Überzeugung auswirkt. Die Versuchsanordnung war so: In einem Raum klapperten Schreibmaschinen und plapperten Stimmen. Bei diesem Lärmpegel musste die erste Versuchsgruppe komplizierte Aufgaben lösen. Eine zweite Gruppe tat dasselbe, aber bei Stille. Die Stillarbeiter erzielten deutlich bessere Ergebnisse.
    Nun zogen die Forscher eine dritte Gruppe hinzu. Sie musste die Aufgaben ebenfalls bei Lärm lösen, aber hatte die Möglichkeit, den Lärm auf Knopfdruck auszuschalten (was aber keiner in Anspruch nahm). Überraschendes Ergebnis: Die dritte Gruppe machte genauso wenig Fehler wie die echten Stillarbeiter. Das schlimmste Störgeräusch entstand im eigenen Kopf: Es war die Annahme, den Lärm nicht abstellen zu können! [135]
    Machen Sie sich klar: Fast alles in Ihrem Leben, auch Ihren Arbeitgeber, haben Sie selbst gewählt – und deshalb können Sie es auch abwählen! Lenken Sie Ihren Blick von den Risiken der Veränderung auf ihre Chancen. Vielleicht haben Sie Lust, folgende Sätze zu Ende zu führen, mündlich oder schriftlich auf einem Blatt Papier:
    Wenn ich in meinem Berufsleben drei Dinge ändern könnte, dann wären das:
    1.2.
    3.
    Wenn ich diese Dinge ändern würde, dann hätte ich mehr von meinem Leben, weil…

    Für meine Gesundheit wäre diese Entscheidung gut, denn…

    Meine Familie / meine Freunde wären glücklich darüber, weil…

    Ich würde wieder Folgendes tun, was in

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