Bin ich hier der Depp
Cholesterinspiegel nehmen.
Der Vermögensberater zog eine radikale Konsequenz: Nach elf Jahren kündigte er und machte sich selbständig. Dass er ein falsches Leben führte, hatte er schon lange gewusst. Doch er redete sich Sätze ein wie: »Wenn du diese Woche Vollgas gibst, hast du nächste mehr Luft!«, »Andere müssen noch viel härter arbeiten!«, »Noch zehn Jahre, und du hast ausgesorgt!« Die Kraft, sein Leben zu wenden, hatte ihm gefehlt.
Warum war er innerlich nie so stark wie in jener Sekunde, da er halbtot an den Apparaten der Intensivmedizin hing? Weil er nun die stärkste aller Veränderungsenergien nutzen konnte: seine Emotionen.
Wer sein Leben verändern will, findet dazu nur die Kraft, wenn seine Gefühle auf einer hohen Flamme kochen. Legt ein Raucher die Zigaretten beiseite, weil sein Verstand die Risiken erfasst? Nein! Aber was passiert, wenn sein bester (Raucher-)Freund an Lungenkrebs erkrankt?
Der Schrecken wirkt wie eine Stichflamme, er treibt die emotionale Betriebstemperatur nach oben – ein neurobiologisches Klima, das Veränderungen erleichtert. Als würden die neuronalen Netze im Gehirn von einem Klebstoff zusammengehalten, der sich bei normaler Emotionstemperatur nicht lösen lässt. Aber kochen die Emotionen hoch, dann zerfließt er: Alte Gewohnheiten können sich lösen, neue sich bilden.
Weiß Ihr Verstand längst, dass Sie eine radikale Wende im Berufsleben hinlegen wollen? Und wollen Sie nicht erst einen Herzinfarkt abwarten, um sich überzeugen zu lassen? Dann sollten Sie Ihre besten Helfer herbeirufen: starke Emotionen!
Wie gelingt es Ihnen, die Herdplatte Ihrer Emotionen auf Veränderungstemperatur zu erhitzen? Hier zwei Möglichkeiten:
1. Denken Sie die Sackgasse bis an ihr Ende
Als Mitarbeiter einer Hamsterrad-Firma können Sie sich gedankliche Beruhigungspillen verabreichen. Sie können denken, dass der Stress bald abnimmt, dass Ihr Chef vom Sklaventreiber zum Menschenfreund avanciert und dass der Druck in Ihrer Brust nur ein Muskelkater von Liegestützen ist (die Sie natürlich nie gemacht haben!), kein Vorbote eines Herzinfarkts.
Ich empfehle Ihnen das Gegenteil: Entwerfen Sie ein Katastrophenszenario! [134] Überlegen Sie, was schlimmstenfalls passiert, wenn Sie Ihr Berufsleben wie bisher weiterführen. Stellen Sie sich folgende Fragen und malen Sie sich die Antworten aus, bis Sie Bilder vor Ihrem Auge sehen, Gerüche einatmen, alle Sinne nutzen:
Katastrophen-Fragen
Wodurch schadet die aktuelle Arbeitssituation meiner Lebensqualität am meisten? Und was kann schlimmstenfalls passieren, wenn dieser Zustand sich verschärft? In einem Jahr? In fünf Jahren? Bis zur Rente?
Welche gesundheitlichen Probleme durch die Arbeit habe ich bereits? Und was kann schlimmstenfalls passieren, wenn dieser Zustand sich verschärft? In einem Jahr? In fünf Jahren? Bis zur Rente?
Die Beziehung zu welchen geliebten oder wichtigen Menschen ist durch meine Arbeitslage beeinträchtigt? Und was kann schlimmstenfalls passieren, wenn dieser Zustand sich verschärft? In einem Jahr? In fünf Jahren? Bis zur Rente?
Wenn die schlimmsten Folgen eintreten: Welche Vorwürfe werde ich mir eines Tages auf dem Sterbebett machen?
Welcher bitter-traurige Spruch könnte dann auf meinem Grabstein stehen (zum Beispiel: »Hier ruht ein Mensch, der nicht gestorben ist, sondern sich zu Tode gearbeitet hat.«)?
Wenn ein weiser Mann eine Rede an meinem Grab halten und mein schlimmes Arbeitsleben als abschreckendes Beispiel beschreiben würde – welche Worte könnte er wählen?
Wer diese Fragen beantwortet, diese Szenarien durchspielt, ja sogar seine eigene Grabrede hört, treibt seine Gefühlstemperatur nach oben. Indem Sie an emotionale Ereignisse denken, werden in Ihrem Gehirn dieselben Regionen stimuliert, als wenn Sie diese tatsächlich erleben; das weiß die Wissenschaft durch das bildgebende Verfahren.
Diese Emotionen werden Ihnen helfen, Ihren rationalen Einsichten auch rationale Taten folgen zu lassen. Vor allem dann, wenn Sie positive Gegenszenarien entwickeln. Davon wird gleich die Rede sein.
2. Riskieren Sie Konflikte!
Der zweite Weg zur Veränderungsenergie sind Konflikte. So mancher überforderte Mitarbeiter hätte Lust, seinem Chef die Meinung zu sagen, sich den Anforderungen zu verweigern, auf den Putz zu hauen, statt immer nur zu funktionieren. Warum tun Sie’s nicht einfach?
Wer das Wort »nein« runterschluckt, will den Konflikt vermeiden. Aus Furcht, den anderen gegen sich
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