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Bin ich hier der Depp

Bin ich hier der Depp

Titel: Bin ich hier der Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
Vom Netzwerk:
der Job krank macht. Kösel-Verlag, 2011
    [54] bundesregierung.de, Zahl der Arbeitsunfälle ist gesunken, 19.12.2012
    [55] fr-online.de, Brachialer Brötchengeber, 10.03.2009
    [56] zehn.de, Die 10 irrwitzigsten Kündigungsgründe, 26.01.2010
    [57] LAG Sachsen 2 Sa 34/99
    [58] Wallraff, Günter, Aus der schönen neuen Welt. Kiepenheuer & Witsch, 2009
    [59] Naujoks, Helmut, Kündigung von ›Unkündbaren‹. Management & Karriere, 2012
    [60] ebenda
    [61] zeit.de, Die Nase im Wind, den Kunden im Sinn«, 03.07.2009
    [62] Wehrle, Martin, Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus. Econ, 2012
    [63] Spiegel Online, »Ist der Unterkiefer weg, ersetzen wir ihn dir komplett«, 26.12.2009
    [64] welt.de, Wie peinliche Firmenlieder die Angestellten nerven, 13.09.2009

Fesselnde Arbeit: Die fiesesten Tricks, um Mitarbeiter auszubeuten

I n diesem Kapitel erfahren Sie unter anderem …
warum der Urlaub für die meisten Mitarbeiter kein Urlaub mehr ist,
weshalb Schiffe-Versenken und Mitarbeiter-Auslasten aufs Gleiche hinausläuft,
warum mehr Chef-Versprechen an Mitarbeiter als Böller an Silvester platzen
und wie ein Mitarbeiter, der sein Gehalt verhandeln wollte, auf einmal keinen zuständigen Chef mehr fand.
    Haltet den Dieb – mein Urlaub ist weg!
    Die Wirtschaftsprüferin Ulla Kunze (36) schob so viele Urlaubstage vor sich her, dass sie das Gefühl hatte, mit Mitte 50 in Rente gehen zu können. Dabei wollte sie einfach nur in Urlaub! Also nahm sie wieder mal einen Anlauf: »Ich würde gern ab dem 10. April für drei Wochen urlauben. Klappt das?«
    Ihr Chef nickte. »Grundsätzlich ist das kein Problem. Sie schieben ja schon viel Urlaub vor sich her …« Er stockte, als hinge das nächste Wort zwischen seinen Zähnen fest.
    »Aber …«, half ihm Ulla Kunze aus (denn sie kannte diese Argumentation von den letzten zwanzig Urlaubswünschen!).
    »Aber die Voraussetzung ist: Organisieren Sie, dass sich in Ihrer Abwesenheit jemand um Ihre Arbeit kümmert.«
    Klappe zu, Urlaub tot! Die Kollegen lagen so tief unter eigener Arbeit verschüttet, dass sie keine weiteren Aufgaben annehmen konnten. Das war auch der Grund, warum Kunze so viele Urlaubstage angesammelt hatte. Dasselbe galt für ihre Kollegen. Der Chef zog sich raffiniert aus der Affäre: Er stellte ein großzügiges Ja in den Raum, knüpfte es aber an Bedingungen, die nicht zu erfüllen waren. Die Zusage kam von ihm; die Absage musste sich die Mitarbeiterin selbst erteilen.
    Immer mehr Vorgesetzte machen den Urlaub von der Arbeits-Wetterlage abhängig. Wenn gerade der eisige Projektwind durchs Haus pfeift, ein neuer Auftragsregen prasselt, ein Entlassungsorkan ein paar Kollegen weggefegt und die Arbeitslast erhöht hat – dann muss der Urlaub halt warten. Das liegt nicht am Chef; das liegt am Wetter!
    Es ist lächerlich: Diejenigen, die das Arbeitswetter machen, die Abteilungen besetzen und Aufträge annehmen, verwenden eben dieses Arbeitswetter als Argument, um Mitarbeitern den Urlaub zu verweigern. Dabei wäre es ihre Pflicht, jede Abteilung mit so vielen Mitarbeitern zu besetzen, dass alle ihren Jahresurlaub bekommen. Und was – wenn nicht die pure Geldgier – zwingt Firmen eigentlich, mehr Aufträge anzunehmen, als Arbeitskraft zur Verfügung steht, diese zu bewältigen?
    Ulla Kunze ist kein Einzelfall: Pro Jahr verschenken die deutschen Arbeitnehmer 75 Millionen Urlaubstage im Wert von neun Milliarden Euro. [65] Leichter kann ein Unternehmer sein Geld nicht verdienen! Wobei der Ausdruck »schenken« es nicht trifft: Die Mitarbeiter verzichten nicht freiwillig, sondern weil sie sich durch den Arbeitsdruck dazu genötigt fühlen. So mancher will Pluspunkte bei seinem Chef sammeln, auf dass die nächste Entlassungswelle ihn verschone (natürlich eine naive Hoffnung!).
    Und der Urlaub, den die Mitarbeiter nehmen, ist meist kein Urlaub. Das liegt am Jo-Jo-Effekt, der ähnlich ist wie bei einer Diät: Erst nimmt der Stress ein paar Kilo ab, wenn man in Urlaub fährt, aber dann legt er noch mehr Gewicht zu, wenn man zurück an den Arbeitsplatz kommt.
    Bis in die 1990er Jahr war das anders. Wer in Urlaub war (oder auf Dienstreise oder krank), hatte für diese Zeit einen Stellvertreter. Wichtige Vorgänge wurden bearbeitet, Telefonate entgegengenommen, tobende Kunden beruhigt. Wer zurück zur Arbeit kam, musste beim Anblick seines Schreibtischs nicht mit einem Schock rechnen.
    Heute sind diese Zeiten vorbei! Stellvertreter gibt es nur noch auf dem Papier. In der Praxis sind sie

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