Bin Ich Schon Erleuchtet
Typ-A-Yogini und spuckt große Töne, weil sie ja so hart an sich arbeitet. Sie beklagt sich endlos, wie schwierig alles ist. Gestern zum Beispiel. Wir saßen friedlich beim Mittagessen im Casa Luna, aber die Frau konnte einfach die Klappe nicht halten. Sie ist Amerikanerin, hat in Australien gelebt und einen englischen Ehemann. Ihr Akzent ist total diffus.
Ich sagte, dass ich geführte Meditationen sehr entspannend finde, daraufhin starrte sie mich mit weit aufgerissenen blauen Augen an und keifte in ihrem Madonna-Akzent: »Entspannend? Bist du verrückt?« Dann lehnte sie sich zurück und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. »Okay«, sagte sie. »Seien wir doch mal ehrlich. Meditieren ist hart.«
Als Nächstes folgte ein weitschweifiger Monolog über ihre Schwierigkeiten, sich so lange zu konzentrieren. »Es ist sooo schwer für mich!« Stunden später waren wir bei dem Problem angelangt, dass ihr Gehirn sich störend auf ihre innere Gelassenheit auswirkt. »Ich war eben als Kind so frühreif, wisst ihr? Ich war immer so lernbegierig, deshalb war mein Geist schon immer überaktiv.« Sie lächelte mit falscher Bescheidenheit Jessica an, die zurücklächelte, denn Jessica ist ein durch und durch netter und geduldiger Mensch. »In meiner Familie hat man immer scherzhaft gesagt, ich sei ›intellektuell hyperaktiv‹.«
Ich musste lachen, aber es klang, als hätte ich eine Zwangsjacke an. Als sie mich anstarrte, gab ich vor, mich schrecklich über ihr komödiantisches Talent zu amüsieren.
»Aber Meditieren ist so schwierig . Zum ersten Mal im Leben kann ich etwas nicht gut, und das macht mir allmählich wirklich etwas aus.«
»Ich denke, du musst dich entspannen«, sagte ich. Ich reichte ihr eine Schale mit Kangkung. »Nimm noch ein bisschen Grünzeug.«
»Aber wisst ihr, was noch schwieriger ist als Meditieren?«, fragte sie mit gesenkter Stimme und beugte sich vor. Sie klang regelrecht verstört, als wolle sie etwas beichten, das ihr noch nie über die Lippen gekommen war. Es musste ein echter Hammer sein – ich hoffte, sie würde zum Beispiel sagen: »Ich träume davon, dass Lou mir den Hintern versohlt«, oder: »Ich würde gerne heimlich in den Pausen hinter dem Wantilan eine rauchen«.
Aber nein. Was ist schwieriger als Meditieren?
»Chanten.«
Ich liebe Louise. Ich liebe Louise. Ich liebe Louise.
Später
Eines sollte man über Yoga wissen: Die Leute furzen fortwährend.
Ich bin nicht besonders zimperlich, eigentlich überhaupt nicht. Ich habe seit der siebten Klasse bei Alt und Jung Windeln gewechselt. Aber deshalb muss es mir noch lange nicht gefallen, mit einem Trupp Unbekannter herumzuhängen und zu furzen. Meiner Meinung nach ist Furzen etwas, das man zu Hause im stillen Kämmerlein erledigen sollte, besonders wenn man für eine Woche oder länger von Salat, Reis und Sojaprodukten lebt.
Aber das Problem ist – Fürze sind lustig. Ich kann schlicht nicht an mich halten, wenn meine milde blickenden Mit-Yogis sich gegenseitig antröten wie Ganesha, der Elefantengott.
Man könnte meinen, dass Jason als einziger Mann der schlimmste Übeltäter wäre, aber nein. Er fabriziert die witzigsten Geräusche, kleine Pfiffe, wie eine Prinzessin. Und sie riechen auch nicht, und sein Gekicher bringt alle zum Lachen. Wir haben ein sehr entspanntes Verhältnis zu Jasons Magen-Darm-Trakt.
Es sind die Frauen, die einen stummen Krieg führen und deren Überraschungsangriffe ganze Dörfer in Schutt und Asche legen könnten, wenn sie gezielt durchgeführt würden. Sie sind nie geständig. Es kommt mir vor, als hätten sie alle diese Fürze ihr Leben lang zurückgehalten und nur darauf gewartet, bis meine Matte neben ihrer liegt und sie den Dampf von Jahrzehnten abfeuern können. Und Louise schießt den Vogel ab.
Grundgütiger, ich halte das nicht aus. Heute hat sie es sogar geräuschlos geschafft und ohne Vorwarnung, es war total unfair. Völlig unvermittelt versank ich in einem Bottich voller fauler Eier und gebratener Bananen. Ein süßer, schwefelartiger Geruch, als habe ihr Magen das Essen über Jahre fermentiert, bevor er sich entschloss, es zu verdauen.
Die Wucht ihres Furzes warf mich buchstäblich um. Bevor ich merkte, was ich tat, kauerte ich auf der Matte. Ich krümmte mich zur Kindesstellung zusammen, als wäre ich erschöpft und bräuchte eine Erholungspause. Aber in Wirklichkeit steckte ich mir die Finger in die Nase und atmete durch den Mund.
Ich übte Zufriedenheit. Ich versuchte mir
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