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Bin Ich Schon Erleuchtet

Bin Ich Schon Erleuchtet

Titel: Bin Ich Schon Erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Morrison
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blauen Gesichtern an den niedrigen Wänden.
    Ich setzte mich den anderen gegenüber auf einen Korbstuhl mit einem blauseidenen Sitzkissen.
    »Du warst ja ewig auf dem Klo«, stellte Lara fest und musterte mich von oben bis unten.
    Ich schniefte. »Sie haben so tolles Licht da drinnen.«
    Jessica ließ sich nichts vormachen. »Der Bali-Bauch.«
    »Mmm«, sagte ich. »Und wie.«
    Während Jessica und Lara den Kellner suchten und ihn baten, mir Reis und Wasser zu bringen, sackte ich auf meinem Stuhl zusammen und versuchte mich zu entspannen. Und als sie wieder da waren, hatte ich einen Blackout und sagte etwas absolut Hirnrissiges. »Ich muss dringend Antibiotika in die Finger kriegen.«
    Jessica zog eine Grimasse. »Antibiotika? Oh, nein.« Sie leerte ihr Glas, damit der Teller, der gerade für mich gebracht wurde, Platz hatte. »Hast du eine Ahnung, was Antibiotika mit deinem Körper anstellen?«
    »Ihn von bösen Bazillen kurieren?«
    »Sie richten in deinem Organismus Chaos an! Nein, du kannst keine Antibiotika nehmen!« Sie blickte hilfesuchend zu Lara, die die Achseln zuckte und mich matt und mitfühlend anlächelte. »Sie kann keine Antibiotika nehmen!«
    Ich merkte schnell, wohin dieses Gespräch steuerte, und wollte das Unvermeidliche abwenden. »Ich werde auf keinen Fall irgendeine Art von Pisse trinken.«
    Lara runzelte fragend die Stirn. » Amaroli , meinst du?«
    »Pisse.«
    »In Indien heißt das Amaroli«, erklärte sie und sah zu, wie ich an meinem Wasser nippte. »Ich finde, das ist ein viel netteres Wort für etwas so Bekömmliches.« Sie lehnte sich lachend zurück. »Trink noch mehr Wasser und versuche es einfach. Du könntest deinen Bali-Bauch in null Komma nichts loswerden.«
    Ich setzte mein Glas ab.
    »Ehrlich«, beteuerte Jessica und drückte mir das Glas wieder in die Hand, »alles geschieht aus einem Grund. Vielleicht hat dir Gott den Bali-Bauch gegeben, damit du einen Anlass hast, mit deiner Urintherapie anzufangen!«
    Da waren sie, die Worte, die ich seit dem Moment der Wahrheit zu Beginn des Retreats gefürchtet hatte. Deine Urintherapie, hatte sie gesagt.
    »Jessica«, stöhnte ich. »Lara.«
    Sie blickten mich erwartungsvoll an.
    »Ich werde auf gar keinen Fall Pipi trinken. Es ist ein Abfallprodukt, wahrscheinlich giftig und vor allem – es ist Pipi !«
    Lara stieß Jessica mit dem Ellenbogen an. »Aus diesen Worten sprechen Jahre der Verblendung.«
    Jessica nickte. »Die Gesellschaft hat uns beigebracht, dass Urin Abfall ist, aber so ist es nicht, Urin ist rein. Er ist sauberer als Blut!«
    »Noch lange kein Grund, das Zeug zu trinken!«
    »Jason nimmt ihn für alles Mögliche«, sagte Lara. »Er schnupft ihn gegen seinen Heuschnupfen, er gurgelt damit bei Halsschmerzen. Er wäscht sich sogar die Augen damit aus, wenn er ein Gerstenkorn hat.«
    »Und er trinkt ihn jeden Morgen? Wie Jess, echt jeden Tag?«
    Lara nickte. »Sogar noch öfter, als er neulich diesen Parasiten loswerden wollte.«
    »Und du auch?«
    Lara verstummte. Sie schien unschlüssig, wie sie antworten sollte, aber Jessica sprang in die Bresche.
    »Dir will nicht in den Kopf, Suzanne, dass sich Leute damit von Krebs, sogar von Aids geheilt haben! Mit Urin! Es ist die perfekte Medizin, sogar die Bibel fordert uns auf, Urin zu trinken. Trinke Wasser aus deiner eigenen Zisterne , steht in der Bibel. Das ist uralte, uralte Heilkunst!«
    »Mhm«, murmelte ich und wandte mich wieder Lara zu. »Du trinkst also dein Pipi, Lara? Ja oder nein?«
    Laras Blick huschte zu Jessica. »Ähm – ich habe theoretisch kein Problem damit.«
    Aha! »Du trinkst nicht.«
    »Hm, nein. Aber hat dir nie jemand gesagt, du sollst auf jemanden pinkeln, der sich an einer Qualle verbrannt hat?«
    Ich erinnerte mich vage, als Kind so etwas gehört zu haben. »Doch, schon, aber wozu soll das gut sein?«
    »Urin neutralisiert das Gift. Die Säure vernichtet die Toxine, deshalb ist Urin so gut für dich.«
    Jessica nickte lebhaft. »Indra hat mir erzählt, dass sie neulich einen riesigen Insektenstich damit behandelt hat, und er ist total verschwunden!«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Aber, Lara, trinkst du jetzt dein Pipi oder nicht?«
    Wieder intervenierte Jessica. »Es ist im Shampoo, Suzanne. Und in Feuchtigkeitscreme.«
    »Lara?«
    Lara wand sich. »Ich mache Kompressen damit, und wenn ich einen Pickel habe, tue ich ein bisschen Urin drauf.«
    »Und?«
    Sie seufzte. »Ich versuche immer noch, mich an die Vorstellung von Amaroli zu

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