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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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eine Spur hinterlistig. Ihrer Mutter ein
bisschen weniger ähnlich, mir ein bisschen mehr.
     
    Ich ließ Kim seinen Fang allein auf den Pick-up laden. Normalerweise
hätte ich ihm geholfen und anschließend einen Schluck Whisky vor der
Fischerhütte getrunken, um mich wieder ein bisschen aufzuwärmen, aber ich
wollte auf der Stelle mit Ted Grogan reden. Ich kapierte das noch immer nicht,
Miranda hatte Kim offenbar etwas ganz anderes erzählt als Ted. Sie konnten
nicht beide recht haben. Es war schon komisch. Da versuchte ich herauszufinden,
was mit ihr passiert war, und stand doch möglicherweise am Ende als Schuldiger
da. Aber ich musste es wissen, nicht nur diese Sache, sondern auch alles
andere, mit wem sie zusammen war, was sie machte, welche Rolle ich dabei
gespielt hatte. Zuerst Audrey, die mich reinlegen wollte, und jetzt Miranda.
Das ist die Krux im Leben. Du kannst keiner Menschenseele trauen.
    Die Bucht hat die Form eines Krebses, die Scheren sind die
beiden Spitzen, die den schmalen Eingang bewachen. Die Hütte der Küstenwache
steht an der Spitze der rechten Schere. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet,
dass er da war, unter den gegebenen Umständen, aber ich konnte Teds Fahrrad
sehen, das unten am Geländer der Steintreppe angekettet war. Seinem Rücken ging
es offenbar schon wieder besser, aber andererseits, wenn die Sorgen übergroß
sind, kann der Körper seine eigenen Probleme eine Weile vergessen. Wie meine
Hand. Sie tat nicht mehr so weh, seit ich über Mirandas geheimnisvollen Lover
nachdachte und mich daran erinnerte, wie sanft und zuckersüß ihre Stimme bei
unseren Treffen klang und wie ich jedes Wort von ihr schluckte. Ich stieg die
Stufen hoch, schwang das Abendessen für heute in einer Einkaufstüte. Er hatte
es geschafft, seine noch vorhandene Schere durchzubohren. Suchte bestimmt nach
der anderen.
    Ich klopfte an die Tür und trat ein. Ted blickte durch ein
Fernglas, Funkgeplapper drang aus dem Empfänger auf dem Tisch vor ihm. Wenn man
hier oben hockte, das Meer ringsherum, konnte man sich fast vorstellen, es zu
beherrschen.
    »Wie sieht's aus?«, fragte ich. »Irgendwas Neues?«
    Er schüttelte den Kopf. Wie bei Iss war alle Farbe aus ihm
gewichen.
    »Ich war eben mit Kim draußen.«
    »Hab ich gesehen.« Er klopfte auf sein Logbuch. »Sein Boot
hat nur noch Schrottwert.«
    »Dafür würde er nichts mehr kriegen, Ted. Deshalb wartet
er, bis es ihm unter dem Hintern absäuft. Für den Kahn war das eine echte
Verbesserung.«
    »Hat er irgendwas gesagt?«
    »Allerdings, das hat er. Deshalb bin ich hier.«
    »Ach ja?« Er legte sein Fernglas hin. »Was denn?«
    »Bevor wir darüber reden, sag mir bitte ganz genau, was
Miranda am Sonntag zu dir gesagt hat.«
    »Hab ich dir doch schon erzählt.«
    »Du hast mir erzählt, was du geglaubt hast, was
sie gesagt hat. Erzähl mir genau, was du gehört hast. Wort für Wort, wenn
möglich.«
    Ted wischte mit den Fingern über das Logbuch und hustete.
Er ist ein pedantischer kleiner Mann. Was er und eine Frau wie Iss überhaupt je
aneinander gefunden haben, ist mir schleierhaft.
    »Ich war in der Küche, hab das Abendessen gemacht. Ich
wollte was Besonderes kochen, weil ich sie ein paar Tage nicht gesehen hatte,
und es macht mir Spaß, sie ein bisschen aufzupäppeln, wenn sie eine Weile
nicht da war. Das ist noch der Dad in mir. Sie war bei einer Freundin in Dorchester
gewesen. Aber als sie reinkam, war klar, dass sie nicht bleiben wollte. Das
sieht man ihr immer gleich an. Sie hatte was anderes vor, wollte aber nicht,
dass ich merkte, wie eilig sie's hatte, wieder abzuhauen. Ich war sauer. Sie
war ohnehin schon zu spät gekommen, und sie wusste, dass ich Verspätungen nicht
abkann. Jeder kann pünktlich sein, man muss es nur wollen.«
    »Versuch mal, das Audrey beizubringen«, sagte ich, ohne
nachzudenken, obwohl ich wusste, dass Audrey eigentlich genau das Gegenteil
war, es sei denn, sie wollte irgendwas Bestimmtes erreichen. Dann kam mir die
Erleuchtung. Ich machte Audrey schlecht, ja, genau, wie immer schon, seit Carol
ganz klein war. Es war für mich was ganz Normales, wie man sich eine Zigarette
anzündet oder auf der Theke aufstützt und ein Bier bestellt. Ich tat das ganz
automatisch. Es machte mir Spaß. Und doch... »Weiter.«
    »Irgendwas war mit ihr, sie strahlte fast, Al. Vor Glück
oder so. >War's schön?<, hab ich gefragt. >Es war toll<, hat sie
gesagt und mir die Hände auf die Schultern gelegt und mich mit diesem tiefen
Blick

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