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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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könntest was mit der Sache zu tun haben. Bist du nie auf die
Idee gekommen, sie könnte einen anderen haben?«
    »Nicht für eine Sekunde. Kim hatte sie zu fest im Griff.
Hat er immer noch, wenn du mich fragst. Ich meine, dieses Geständnis von ihr,
dafür haben wir schließlich bloß sein Wort.«
    »Stimmt, obwohl ich sagen muss, es hat ziemlich überzeugend
gewirkt.« Ich sah Teds fragenden Blick. »Wie ein Mann, der abserviert wurde.«
    »Das wäre Grund genug, nicht, Grund genug für einen Mann
wie ihn...« Er konnte den Satz nicht beenden. Miranda war schließlich noch am
Leben, oder? Ich versuchte, ihn zu beruhigen.
    »Aber dann hätte er es wohl kaum erzählt, oder? Er würde
so tun, als wären sie beide noch wie die Turteltäubchen. Hör mal, ich weiß
nicht, was passiert ist, ja? Ich hab bloß gedacht, du solltest wissen, was Kim
mir erzählt hat, mehr nicht.«
    »Ja, danke, Al.« Er berührte mich an der Schulter, schien
richtig dankbar. Den Schlag von mir hatte er offenbar schon völlig vergessen.
»Ich muss Iris erzählen, was Kim gesagt hat. Man kann nie wissen, vielleicht
hat sie ja eine Idee.«
    Ich verabschiedete mich und fuhr mit dem Wagen zur Tankstelle,
um für den nächsten Tag vollzutanken. Ich musste mir über ein paar Dinge
klarwerden. Der Antwort auf die Frage, ob ich Miranda von der Klippe gestoßen
hatte oder nicht, war ich noch keinen Schritt nähergekommen. Vielleicht war
sie ja mit ihrem neuen Lover durchgebrannt. Und wenn sie einen neuen Lover
hatte, dann hätte sie wohl kaum oben auf der Klippe gestanden und sich die
Augen ausgeheult, oder? Andererseits, vielleicht war es ja nicht Verzweiflung
gewesen, was ich gehört hatte, sondern bloß nackte Wut. Vielleicht war sie
voller Zorn auf ihren schwerhörigen Dad aus dem Haus und hoch zum Kliff
gerannt.
    Als ich nach Hause kam, war Audrey im Begriff, zum Golf zu
fahren, ausstaffiert mit Tweedkostüm und Tirolerhut. Auf dem Platz weht immer
eine steife Brise, und außerdem sieht sie in Grün-Orange kariert einschüchternd
aus.
    »Kuck mal«, sagte ich und hielt Kims Spende hoch. Der
Hummer wedelte mit dem Arm. »Findest du nicht auch, er sieht aus wie der
Wettertyp in der Glotze?«
    »Der mit der Brille?«
    »Nein, der andere, der immer mit dem Arm rumwedelt.«
    »Nicht sehr, nein.«
    »Egal. Ich stech ihn sowieso in den Hinterkopf und leg ihn
auf den Grill. Flasche Riesling dazu, wenn du den Hut aufbehältst.« Sie
lächelte und runzelte dann die Stirn.
    »Was ist mit deiner Hand passiert?«
    »Kims Boot, das ist passiert.«
    Sie ging ins Bad, kam mit einer Verbandsrolle zurück. »Gib
her.«
    Ich hielt meine Hand hin. Sie fasste sie am Handgelenk und
fing an, die elastische Binde drum rumzuwickeln, ganz vorsichtig und sanft. Es
war seltsam, diese Ruhe dabei, wie ich dastand, meine Hand in ihrer, und wir
beide nichts sagten, unsere Gedanken dachten.
    »Ich hab deinen Zettel gelesen«, sagte sie, ohne die Augen
von meiner Hand zu nehmen.
    »Ja?«
    »Ja.« Sie hob die Augen und sah mich an, schaute dann
wieder nach unten. »Hat mir gefallen.«
    »Ja?«
    »Ja.« Sie drückte meine Hand, ganz sacht, gerade so, dass
es ein kleines bisschen wehtat. »Hat mir sehr gefallen.«
    »Ich muss dir öfter schreiben.«
    »Ich muss dir öfter einen Anlass zum Schreiben geben.« Sie
riss das Ende des Verbands in zwei Hälften und verknotete die beiden Streifen
um mein Handgelenk.
    »So. Kannst du fahren?«
    »Wird schon gehen.«
    »Ich könnte dir helfen, wenn du willst. Du könntest als
Beifahrer aufpassen, dass ich auch alles richtig mache.«
    Mir war wohl der Unterkiefer runtergeklappt, denn sie trat
vor und legte mir einen Finger auf die Lippen.
    »Wenn die Newdicks das können, wieso wir nicht?«
    Es hupte. Tina wartete draußen, hinterm Lenkrad ihres
Zäpfchens. Sie sah besser in Schuss aus als Ian. Sie lächelte und winkte. Ich
winkte zurück. Audrey strich über die Feder an ihrem Hut und gab mir einen Kuss
auf die Wange.
    »Denk drüber nach«, sagte sie.
     
    Ich dachte drüber nach. Ich dachte drüber nach, während
ich mir die Kundenliste für den Tag ansah, und ich dachte drüber nach, während
ich nach Wareham und Winfrith und Osmington Mills fuhr. Dazwischen dachte ich
über Miranda und den neuen Freund nach, und dazwischen dachte ich an die gute
alte Alice Blackstock, die noch immer am Fuß der Treppe lag, ihr Haus als
Leichentuch. Es bedrückte mich, dass noch niemand ihr Ableben registriert
hatte. Ich wollte sie aus dem Weg haben. Da

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