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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Häuser, kleine Leben. Ich sah die Beule und den Klecks, wo der
Ginsterbusch war. Und die Baumgruppe, die Alan Sparrows Farm markierte.
    »Hast du noch den Wohnwagen?« Ich drehte mich um. Kim
blickte in dieselbe Richtung.
    »Ja. Wieso?«
    »Einfach so«, sagte er grinsend und widmete sich wieder
seinem Netz.
    Aha, Miranda war also mit ihm da gewesen.
    »Benutzt du den eigentlich oft?«, sagte er, das Grinsen
noch immer in der Stimme. Ich schaufelte mehr Eis auf meine Hand, versuchte,
die Stimme ruhig zu halten, versuchte, das Bild aus dem Kopf zu bekommen,
Miranda in meinem Wohnwagen, wie sie genau das machte, was ich mit ihrer Mutter
gemacht hatte, direkt vor meiner Nase. Ich schäumte. Sie hatte mich hinters
Licht geführt, und er auch. Ich konnte fast hören, wie sie hinter meinem Rücken
lachten, genau wie ich und Iss früher, hinter dem Rücken von ihrem Dad, hinter
Teds und Audreys. Das war eine Seite an Miranda, die ich nicht mochte, eine
unverschämte, eine Leck-mich-doch-Seite. Wenn sie mir nur erzählt hätte, wozu
sie ihn braucht. Wenn sie es mir nur erzählt hätte.
    »Was interessiert dich das, Kim, ob ich ihn oft benutze?«
    »Nur so. Kommt mir ein bisschen bescheuert vor, ein
Wohnwagen keinen Steinwurf von deinem Haus entfernt. Wundert mich bloß, dass du
ihn nicht vertickt hast.«
    Ein Knall ertönte, und der Motor stotterte.
    »Was war das?«
    »Keine Ahnung. Ist ein Scheißkahn.«
    Er hob die Luke an, kletterte nach unten und hantierte
scheppernd herum. Wir trieben allmählich aufs Meer hinaus. Also, kann sein,
dass ich das bereits erwähnt hab, aber da gibt es so ein Wasserband ein Stück
vor der Küste, genannt Race. Es
verläuft von St. Alban's Head bis zum Chesil Beach. An klaren Tagen kann man
den Race von oben sehen, ein bisschen
heller als der Rest, wie er sich an der Küste langschlängelt. Und er ist
richtig schnell. Als ich noch ein Kind war, geriet der Raddampfer, der aus
Weymouth kam, einmal deswegen in Schwierigkeiten, und die Jungs von der Navy
mussten ihn freischleppen. In den Race reinzugeraten
ist kein Vergnügen, vor allem, wenn das Meer flach wie ein Mühlteich ist. Dann
ist seine Kraft umso größer. Und jetzt trieben wir ganz langsam aufs Meer
hinaus, mit einem Boot voller mürrischer Hummer. Kim reckte den Kopf nach draußen.
    »Irgendwas ist da drin abgefallen«, sagte er. »Wenn ich
nur wüsste, was. Sie fährt noch«, sagte er. »Aber langsam und ohne viel Schub.
Scheiß auf das Schleppnetz. Wir fahren lieber nach Hause, so gut wir können.«
    Wir brauchten anderthalb Stunden, und die ganze Zeit
hustete der Motor wie verrückt. Unterwegs machten wir den Fang verkaufsfertig,
trennten die Krebse und Hummer, stülpten Gummibänder über ihre Scheren. Sie
kletterten alle übereinander, winkten mit ihren Scheren herum, piksten sich
gegenseitig. Tief unter Wasser mochten sie ja ausgesprochen einfühlsam sein,
aber hier oben ist sich jeder Hummer selbst der Nächste.
    »Ich kauf ihn dir ab«, sagte Kim plötzlich. »Den Wohnwagen.
Bar auf die Hand. Wie viel willst du dafür?«
    Er blickte mich eindringlich an. Er meinte es ernst.
    »Aber eben hast du doch gesagt, du fändest es unsinnig,
einen ganz in der Nähe von zu Hause zu haben.«
    »Bei mir zu Hause ist es anders als bei den meisten Leuten.«
    »Doch nicht wegen dem, was ich gehört habe?«
    »Und das wäre?«
    »Dass du und Miranda wieder zusammen seid. Falls ja, wäre
so ein Wohnwagen natürlich praktisch, für heimliche Treffen.«
    Er zuckte nicht mit der Wimper.
    »Und von wem hast du das gehört?«
    »Fällt mir auf Anhieb nicht ein. Ted, glaub ich.«
    »Na, Ted hat keine Ahnung von nix, oder?«
    »Also, was denn nun? Seid ihr wieder zusammen?«
    »Geht dich zwar nichts an, aber nein, sind wir nicht. Im
Gegenteil. Sie hat mich abserviert.« Er packte einen Hummer und riss ihm eine
Schere ab. Man konnte sehen, wie das Tier vor Schmerz die Augen verdrehte.
    »Mensch, Kim. Beruhige dich. Ich versteh das nicht. Sie
hat Ted erzählt, ihr wärt wieder zusammen. Fest. Deshalb haben sie sich auch
gezofft, sagt er.«
    »Wenn sie ihm das erzählt hat, dann hat sie gelogen. Mir
hat sie gesagt, es ist vorbei. Es gäbe jemand anders.«
    »Jemand anders?«
    Mir war, als hätte ich einen Schlag in die Magengrube gekriegt,
und doch hatte ich es gewusst, ich hatte es in dem Moment gewusst, als ich die
Tassen sah und die Zeitschrift, die sie unter das Sitzpolster gestopft hatte.
Mensch, Miranda, der ganze Quatsch, den du mir erzählt

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