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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Gestalt
sehen, die am Kofferraum hockte, hörte das Schrammen von Metall, als sie
versuchte, irgendwas unter das Schloss zu hebeln. Ich legte eine Hand an den
Türgriff, öffnete ganz leise die Tür, schob einen Fuß nach draußen. Es war
ziemlich eng, aber ich schaffte es, schlich am Auto entlang, geduckt und leise,
und schnappte mir eine alte Grillgabel, die an der Wand lehnte. Der Einbrecher
knurrte vor sich hin, verlor die Geduld. Das Schloss wollte nicht so leicht
nachgeben. Es war schließlich ein Vanden Pias, Himmelherrgott. Jetzt versuchte
er es mit Schlagen. Ich konnte es nicht ertragen, was für ein Schaden da
angerichtet wurde.
    »Fallen lassen!«
    Er hob ruckartig den Kopf und warf ein Stemmeisen nach
mir, als ich vorsprang. Ich duckte mich, erwischte ihn, als er sich wegdrehen
wollte, und rammte ihm die Gabel tief ins Hinterteil. Er sprang mit einem
Aufschrei hoch und floh die Einfahrt hinunter, mit einer Gabel, die aus seiner
Gesäßbacke ragte und auf und ab wippte wie eine Fahne am Mast. Ich nahm die
Verfolgung auf, stolperte aber über ein altes Stück Teppichboden, das
zusammengerollt an der Wand lag. Er verschwand die Einfahrt hinaus, bog auf den
Weg und lief zu einem Wagen, der unten am Hügel parkte, gleich hinter Alice'
Haus. Auf halbem Weg blieb ich stehen. Weiter musste ich nicht laufen. Ich
hatte den Wagen erkannt. Wenn du wie ich den ganzen Tag mit dem Wagen unterwegs
bist, kennst du die Hecks aller Autos aus der Gegend, von jedem einzelnen. Du
bist lange genug hinter ihnen gefahren, in der Absicht zu überholen.
    Er zog die Gabel raus und sprang in den Wagen. Das musste
wehgetan haben. Der Wagen schleuderte. Ich winkte kurz. Ich wusste, was für ein
Auto das war. Und ich wusste, wer am Steuer saß.
     
    Als ich zurück ins Haus kam, stand Audrey am Herd und
schnitt gerade eine Packung Tiefkühlerbsen auf. Alice Blackstock saß am
Esstisch, trommelte mit ihrem Besteck auf dem Tischtuch. Ich konnte die
Koteletts riechen, die unter dem Grill brutzelten. Der Esstisch war gedeckt,
bestes Geschirr, beste Gläser, die Sets mit Fuchsjagdmotiven.
    »Was war denn?«, sagte Audrey, fast ohne aufzublicken.
»Hast du wieder einen Hund überfahren?«
    »Es war das Schwein für morgen«, erwiderte ich, »macht
sich fertig für Alice' Frühstück. Was soll der ganze Aufwand?«
    »Alice geht morgen früh zurück nach Hause. Sie fühlt sich
schon viel besser. Deshalb machen wir ein Abschiedsessen. Sie hat uns eine
Flasche Rotwein gekauft. Ist das nicht nett?« Sie hob ihr Glas. »Prost!«, rief
sie.
    Schnüffelnase blickte auf, zog den Ohrhörer raus.
    »Was?«
    »Ich hab gesagt, Sie waren eine nette Abwechslung, Alice.«
Audreys Lippen waren ganz rot. Sie hatte schon das ein oder andere Glas intus,
dank unseres Schwätzchens. Ich war froh. »Ein Haus mit denselben zwei Leuten
drin, tagaus, tagein, kann ganz schön langweilig werden. Erst recht wenn einer
von beiden mein Mann ist.«
    Es war ein Witz, aber kein sehr taktvoller.
    »Ich hätte nichts gegen ein Haus mit einer Person mehr
drin«, sagte Alice. »Gladys Knight and the Pips haben das mal schön gesagt: Make yours
a happy home .«
    Ihre Mundwinkel fielen nach unten. Sie dachte an das
Zimmer, die Ärmste. Sie wollte gar nicht wieder zurück.
    »Trinken Sie ein Glas Wein, Mrs Blackstock, bevor Audrey
alles ausgetrunken hat.«
    Ich goss ihr ein. Auch mir.
    »Was haben Sie heute Schönes gemacht?«, fragte ich, um sie
aufzuheitern. »Haben es schön langsam angehen lassen, hoffe ich.«
    Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen schwammen herum wie
Erbsen in Untertassen mit Milch. Jede Sekunde würden sie rausfallen. Wenn in
der Dose überhaupt noch Gras übrig war, dann nur, weil sie beim besten Willen
nicht mehr geschafft hatte.
    »Die ganze Woche hat irgendwas an mir genagt, und heute
beim Mittagessen wusste ich plötzlich, was.«
    »Und was? Dass Schweinefleisch nicht pflanzlich ist?«
Audrey warf mir einen bösen Blick zu, schenkte sich dann noch ein Glas ein.
    »An dem Sonntagnachmittag, als Miranda Grogan verschwunden
ist, hab ich jemanden am Kliff gesehen, in einem gelben Regenmantel. So einen
hatte sie doch an, haben Sie gesagt, nicht wahr, Al?«
    Audrey und ich tauschten Blicke.
    »Hab ich das? Ich weiß nicht mehr«, sagte ich.
    »Auf der Rückfahrt vom Zahnarzt, oder vielleicht bei mir
zu Hause, ist ja auch egal. Durch den Sturz war es mir völlig entfallen. Aber
als ich Audreys in der Diele hängen sah, ist mir alles wieder eingefallen. Also
hab

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