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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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ich getan, was ich die ganze Zeit schon vorhatte. Ich habe heute Morgen die
Polizei angerufen, mich für die Verzögerung entschuldigt. Adam war furchtbar
nett, meinte, meine Informationen könnten sich als überaus nützlich erweisen.
Er will meine Aussage aufnehmen. Er kommt heute Abend vorbei, wenn es recht
ist. Ich hab gesagt, Sie beide hätten bestimmt nichts dagegen.«
    Natürlich hatten wir nichts dagegen. Offenes Haus, unser
Bungalow.
    Audrey holte die Koteletts raus, knallte das Püree und die
Zwiebelsoße auf den Tisch. Sie macht leckeres Püree, Audrey, körniger Senf,
Butter, ein Klecks Salatmayonnaise. Überbackener Blumenkohl und Erbsen, und
schließlich direkt aus dem Ofen ein Backblech Gemüsekroketten. Gemüsekroketten
passen nicht zu Koteletts. Gemüsekroketten gehören ausschließlich zu
Brathähnchen. Unser Gespräch im Auto hatte sie eindeutig durcheinandergebracht.
    Ein Blick auf die Kroketten verriet mir, wie sehr. Die Dinger
sahen eher aus wie Altmännerhoden, nicht wie Gemüsekroketten, oval und mit
struppigen Haarbüscheln bedeckt, weil sie die Petersilie nicht richtig klein
gehackt hatte. Ich musste unwillkürlich an den Schokoladentonto in Schnüffelnases
Kühlschrank denken. Ein bisschen wie die sieben Lebensalter des Menschen, bloß
auf zwei verkürzt: die Verheißung der Jugend, die Enttäuschung des Alters.
Audrey schob zwei auf meinen Teller, verteilte dann die Koteletts. Obwohl Alice
das größte bekam, bekam ich das Kotelett mit dem Nierenstück dran.
    Ich häufte das Püree neben das Kotelett, machte ein kleines
Loch in die Mitte, als wäre es ein Vulkan, und goss die Soße hinein. Das mache
ich schon immer so, lass das Ganze dann eine Weile ziehen, während ich das
Püree und die Erbsen und den Blumenkohl probiere. Wenn alle Säfte fließen,
steche ich ein großes Loch ins Püree und schaue zu, wie die Soße über den
ganzen Teller läuft. Das Gleiche mache ich, wenn es Roastbeef oder Yorkshire
Pudding gibt. Fleisch ohne eine anständige Menge Soße, die das Ganze
wegschwemmt, bringt's nicht. Alice war fasziniert und fing an, sich auch einen
Püreeberg aufzuhäufen.
    »Die Wände müssen dick genug sein«, sagte ich zu ihr,
»sonst sickert alles durch.« Sie nickte, dankbar für den Tipp. Es war wie
Sandburgenbauen am Strand.
    Es klingelte an der Haustür. Ich beugte mich zum Fenster
und zog den Vorhang beiseite. Adam Rump stand auf der Veranda.
    »Oh gut«, sagte ich. »Ratet mal, wer zum Essen kommt.« Ich
verstärkte meinen Püreedamm und ging zur Tür. Er hielt einen Hut in der Hand.
    »Mr Greenwood. Diesmal in offizieller Mission, fürchte
ich. Wie ich höre, wohnt Mrs Blackstock zurzeit bei Ihnen.«
    »Das stimmt. Sie hatte einen schlimmen Sturz. Sie ist ein
zähes Luder, aber...«
    Er nickte ungeduldig, wollte die Sache schnell erledigen.
Er musste nach Hause, sich um seine Frau kümmern, die Fische versorgen. Er
ließ die Hutkrempe durch die Finger gleiten, als würde er Blindenschrift
lesen.
    »Ich weiß nicht, ob sie es Ihnen erzählt hat, aber ich
muss eine Aussage von ihr aufnehmen. Ich hoffe, der Zeitpunkt ist nicht
ungelegen.«
    »Überhaupt nicht. Sie können sehen, wie ich den Vesuv
ausbrechen lasse.«
    »Wie bitte?«
    »Audreys Bratensoße«, sagte ich. »Sie ist wie Lava,
vernichtet alles, was ihr in die Quere kommt. Kommen Sie rein, kommen Sie
rein.«
    Ich führte ihn hinein. Audrey war von ihrem Stuhl aufgesprungen,
stellte noch ein Gedeck auf den Tisch.
    »Adam!« Schnüffelnase breitete die Arme aus. Ihm blieb
nichts anderes übrig, als eine Verbeugung zu machen und sich zu opfern. Sie
wartete nicht mal ab, bis das Gesicht bei ihr war, sondern steuerte gleich auf
das erstbeste Stück Haut in Reichweite zu, um ihm ihre Lippen auf den Hals zu
drücken wie das Saugmaul eines Neunauges, wobei ihm Püreebröckchen in den
Kragen fielen. Er befreite sich mit einem Ruck, der Abdruck auf seiner Haut
leuchtete wie ein Brandeisen.
    »Sie essen gerade«, sagte er und wünschte, er wäre nie gekommen.
»Ich komme morgen wieder.«
    »Haben Sie sich nicht so, Adam«, flötete Alice. »Hauen Sie
rein. Es ist genug für alle da. Meine Aussage können Sie auch noch nachher
aufnehmen. Sie haben doch nichts dagegen, Al, wenn Adam was von Ihrer Portion
abkriegt?«
    Sie stand auf, beugte sich so weit über den Tisch, dass
Strähnen von ihrem Haar durch meine Soße zogen, und fing an, mein Kotelett zu
halbieren. Wir standen alle da und dachten das Gleiche. Rump sah mich an. Ich
sah

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