Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
Vom Netzwerk:
einen Traum.
    Sie bog in die Einfahrt, fuhr den Wagen in die Garage,
lehnte sich zufrieden zurück. Ein gelungener Tag. Fast perfekt. Ich löste
meinen Gurt.
    »Also ich muss sagen, Audrey, du bist echt gut gefahren.
Du bist wie geschaffen für diese Branche.«
    »Al. Das sagst du nur so.«
    »Nein. Im Ernst. Das ist der Anfang von was ganz Neuem,
Audrey, ein ganz neuer Vorstoß. Erinnerst du dich an den Renault, den ich für
Miranda gekauft hatte? Den bin ich nie losgeworden. Morgen fahren wir als
Erstes zu der Garage, wo ich ihn untergestellt hab, und sehen mal, ob er noch
was taugt. Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht, Al. Das kommt alles ein bisschen plötzlich.
Ich müsste mir natürlich was Neues zum Anziehen kaufen.« Sie legte die Hände
wieder ans Lenkrad, starrte geradewegs durch die Ziegelsteine und den Mörtel.
Von der Seite sah sie aus wie die Galionsfigur eines Schiffes, das in die
Zukunft pflügte. Ich tätschelte ihr das Knie. Es war ein Jammer, dass ich die
Stimmung verderben musste, aber es ging nicht anders.
    »Natürlich müsstest du das. Eine ganz neue Garderobe,
Winter und Sommer. Eine ganz neue Garderobe, eine Fahrt auf dem Nil, wer weiß,
was uns sonst noch alles ins Haus steht. Da ist nur eines, wenn wir einen
Neuanfang machen wollen. Ich muss wissen, wo du letzten Sonntag warst.«
    Ich konnte spüren, wie sie erstarrte, sah, wie ihre Fingerknöchel
weiß wurden.
    »Hab ich doch schon gesagt, Al. Am Kliff.« Ihre Stimme war
tonlos geworden. »Nein, warst du nicht.«
    »Was soll das heißen, war ich nicht? Nach dem schönen Tag,
den wir heute hatten...«
    »Audrey, Audrey. Ich weiß, dass du nicht dort warst.«
    »Woher weißt du das?«
    Ich holte tief Luft. Es war für mich ein großer
Augenblick, kein Sprung ins Ungewisse, sondern eine Erleuchtung, eine Art
Übergang, von einer Welt in die nächste. Ich begab mich auf ein Minenfeld, aber
ich kannte den Weg hinaus. Audrey nicht. Die Idee, wie ich sie ausmanövrieren
konnte, war mir auf der Rückfahrt gekommen, und ich fühlte mich irgendwie
toll, irgendwie unverwundbar.
    »Weil ich da war.«
    Ich konnte förmlich den Sog spüren, als sie Luft in die
Lunge saugte, den ganzen Sauerstoff, den sie brauchte. Ja, Audrey. Jetzt hab
ich dich, meine Schönheit mit den rubinroten Lippen, meine gesprungene
Porzellankönigin.
    »Du!«
    Mehr brachte sie nicht heraus, schleuderte mir das Geständnis
zurück ins Gesicht. Ich sah ihr an, wie sie angestrengt überlegte, was sie als
Nächstes sagen konnte, die möglichen Entschuldigungen durchblätterte wie
Karteikarten an einem Rolodex. Wahrheit oder Lügen? Los, schnell. Ich
beschloss, ihr mehr Zeit zu geben, sie noch etwas länger am Haken zappeln zu
lassen. Ja, möglich, dass ich mit einer neuen Audrey glücklich wäre, bereit,
meinem neuen Ich eine Chance zu geben, aber, bei Gott, ich würde drauf achten,
dass wir es diesmal von Anfang an richtig machten, mit meiner Wenigkeit auf dem
Fahrersitz, zu Hause und bei der
Arbeit.
    »Ja. Ich war auf dem Weg zum Wohnwagen. Ich wollte da
übernachten. Ich war in mieser Stimmung, du erinnerst dich.«
    »Ich erinnere mich an alle deine Stimmungen an dem Tag,
Al.« Sie fummelte an ihren Haaren herum. Ihr war offensichtlich mulmig.
    »Dann hab ich gedacht, Scheiße. Das ist nicht gut, wie es
zwischen Audrey und mir läuft. Das geht schon zu lange so. Es muss aufhören.
Also bin ich zurückgegangen.«
    »Ja. Was ich schon die ganze Zeit fragen wollte, als du zurückgekommen
bist, als du beinah ins Haus getobt bist, da hast du was Merkwürdiges gesagt,
was ganz Seltsames.«
    Clever von ihr, der Versuch, den Spieß umzudrehen, um mehr
Zeit zum Überlegen rauszuschlagen, wie sie sich aus der Affäre ziehen könnte.
Ich tat ihr den Gefallen.
    »Hab ich das?«
    »Ja. Du hast gesagt, >Bonsai!<«
    »Bonsai? Nie im Leben.«
    »Den ganzen Abend, während wir, du weißt schon, ist es mir
durch den Kopf geschwirrt, Bonsai! Bonsai!, so als hätte Tonto sich in dem
Rhythmus bewegt. Seitdem wollte ich dich schon die ganze Zeit fragen, warum
Bonsai.«
    Ich schloss die Augen. Oh mein Gott, dieser Bonsai-Moment,
was für ein tolles Gefühl das war, was für ein unglaublich, unersetzlich
tolles Gefühl. Zu toll, um wahr zu sein. Das war mir inzwischen klar.
    »Um ehrlich zu sein, Audrey, ich weiß es nicht genau.
Vielleicht war es nur das Nachhausekommen, weißt du, mit diesem neuen Ich im
Schlepptau.«
    »Und da lag ich und wartete auf dich, in Stimmung.«
    »Und in was für einer

Weitere Kostenlose Bücher