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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Audrey an. Audrey sah Rump an, und zwischen uns lief ein kleines Gespräch
ab. Ich drehte die Handflächen nach außen. Was soll man machen? Audrey setzte
ein mitfühlendes Lächeln auf. Tun wir der alten Lady halt den Gefallen. Rump
ließ den Kopf hängen, setzte sich dann.
    Dafür, dass wir zum ersten Mal Gäste zum Abendessen
hatten, gestaltete sich die Unterhaltung ein bisschen schleppend. Keiner von
uns war richtig vorbereitet. Wenn ich Audrey den Elefanten hätte kaufen lassen,
hätten wir Gesprächsstoff gehabt. Für einen erfolgreichen Dinnerabend, so
wurde mir klar, musste man nicht unbedingt etwas Hübsches an der Wand hängen
haben. Im Gegenteil, je furchtbarer der Gesprächsstoff, desto besser, denn
dann hätte man mehr, worüber man reden könnte. Der Elefant wäre perfekt
gewesen. Allein die Schielaugen hätten für zwei Stunden gereicht. Aber ich war
ja dagegen gewesen. Die ersten zwanzig Minuten konzentrierten wir uns aufs
Essen, obwohl so viel gar nicht mehr da war. Mein Teller sah besonders leer
aus. Zum Glück hatte Audrey so viele Gemüsekroketten gemacht, dass die Menge
ausgereicht hätte, ein Flaggschiff zu versenken. Optisch eher vulgär, waren
sie, sobald sie im Mund waren, ganz in Ordnung, das Komische war bloß, je mehr
man auf ihnen rumkaute, desto gummiartiger wurden sie. Bei meiner zweiten
stoppte ich die Zeit mit der elektrischen Uhr über der Mikrowelle.
Siebeneinhalb Minuten vom Mund bis in die Kehle. Siebeneinhalb Minuten und einen
Schluck Wein, damit es besser rutschte. Doch trotz des schmerzenden Kiefers
hatte ich, sobald ich mit einer fertig war, Verlangen nach der nächsten.
Zwanzig Minuten später verdrückte Audrey ihre dritte. Schöne Gastgeberin. Sie
hatte kaum ein Wort gesagt, seit wir am Tisch saßen. Es war an der Zeit, das
Eis zu brechen.
    »Alice hat erzählt, dass sie Ihnen Nachhilfe gegeben hat,
als Sie ein Kind waren, Inspector«, sagte ich. Alle blickten auf, erschrocken,
als hätte ich in einer öffentlichen Bibliothek einen fahren lassen. Adam legte
sein Messer hin und trank ein Glas Wasser. Er trank keinen Wein, zum Glück.
Audrey trank schon für ihn mit.
    »Richtig. Vor allem in Mathe. Sie war ganz schön streng.«
    I »Ich hab
ihm auch Klavierunterricht gegeben.« Alice' Stimme war schrill, als hätte sie
noch immer ihren iPod am Ohr. Unter dem Tisch wippte ihr Fuß wie ein
Presslufthammer.
    »Ja genau, Mrs Blackstock. Hatte ich glatt vergessen. Ich
habe seit Jahren nicht mehr Klavier gespielt.«
    »Ich habe es seit Jahren nicht mehr unterrichtet. Können
Sie Klavier spielen, Audrey?«
    »Nein. Wir haben mal für Carol ein Xylofon gekauft.«
    »Ich hab im Wohnzimmer einen Stutzflügel stehen. Ein
Geschenk von Duncan zur...«Ihre Stimme verlor sich.
    »Hochzeit?«, riet ich.
    »Scheidung. Meiner ersten und einzigen. Er hat mir den
Flügel geschenkt, als die Papiere kamen, hat obendrauf einen Stepptanz
hingelegt, während ich gespielt hab. In Steppschuhen und sonst nichts.« Adam
blickte stur auf seinen Teller. Audrey hatte Mühe, nicht zu lachen.
    »Kann mir gut vorstellen, dass Sie das noch sehr lebhaft
in Erinnerung haben«, sagte ich. »Hat der Flügel dabei sein Bein verloren?«
    Sie überging die Frage mit einem Kopfschütteln.
    »Er hatte schöne Hände.«
    »Duncan?«
    »Adam. Als Junge. Er hatte schöne Hände. Sehen Sie sie
sich jetzt an. Es gab da so einen Song, den ich immer gesungen hab.«
    Wir blickten alle auf seine Hände. Sie kamen mir ganz
normal vor, ein bisschen dick um die Knöchel herum. Wir aßen weiter. Durch das
Zusammensein mit diesen Leuten, die ich nicht gut kannte, wurde mir klar, wie
kompliziert so ein Dinnerabend war, die Esserei und gleichzeitig reden. Ich
meine, es ist wesentlich einfacher, das eine oder das andere zu machen. Essen
oder reden. Aber dieses ganze Theater an einem Tisch...
    Wir konzentrierten uns wieder aufs Essen. Die Gemüsekroketten
waren überraschend elastisch. Wenn man sie in die Soße tauchte, waren sie
leichter zu kauen, schmeckten auch leckerer. Ich verdrückte noch eine. Das
Gespräch versiegte erneut. Schnüffelnase schlug auf den Tisch.
    »Adam and the Hand Jive!«, rief sie und fuchtelte mit ihrem
Messer herum.
    »Was?«, würgte ich, weil mir ein Petersilienstiel im Hals
stecken blieb.
    »Der Song, den ich immer gesungen hab. Adam
and the Hand Jive. Der fiel mir jedes Mal ein, wenn
Adam kam.«
    »Adam war's, glaub ich, nicht«, sagte ich. »Der gekommen
ist?«
    »Der Titel von dem Song, Alice. Ich

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