Bindung und Sucht
beiden Messwerten für Alkoholismus und eine Kovarianz zwischen den Residuen von Bullying und Viktimisierung ein. Die Güte-Indizes ergaben, dass das Modell nicht gut zu den Daten passte.
Als Nächstes fügten wir direkte Pfade von den Alkoholsymptomen von Vater und Mutter zu den mittleren Bullying-Werten hinzu. Die Ergebnisse ließen eine signifikante Verbesserung erkennen: Dieses endgültige Gesamtmodell zeigte eine gute Datenanpassung. Eine stärkere Alkoholsymptomatik der Väter der 12 Monate alten Kinder war mit einer unsicheren Mutterbindung der dann 18 Monate alten Kinder assoziiert. Nicht nur diese unsichere Mutterbindung der 18 Monate alten Kinder wies auf ein höheres Maß aktiven Bullying-Verhaltens der Viertklässler voraus, sondern es gab auch einen signifikanten direkten Pfad von den Alkoholsymptomen der Väter der 12 Monate alten Kinder zu diesem aktiven Bullying-Verhalten der Viertklässler. Die Alkoholsymptome der Mütter waren weder mit einer Bindungsunsicherheit der Kinder noch auch unmittelbar mit einem späteren aktiven Bullying-Verhalten der Kinder assoziiert. Die Hinzufügung weiterer direkter Pfade von den Alkoholsymptomen der Eltern zur Peer-Viktimisierung verbesserte die Anpassungsgüte des Modells nicht. Die Bindungssicherheit war kein signifikanter Prädiktor für eine Viktimisierung.
Im nächsten Schritt überprüften wir mit Hilfe der multiplen Gruppenanalyse, ob das Geschlecht des Kindes sich auf den Zusammenhang zwischen der Zugehörigkeit von Vater/Mutter zur Alkoholikergruppe und den späteren Problemen von Bullying und Viktimisierung auswirkte. Was die Söhne anging, so verwiesen die Ergebnisse auf einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Alkoholproblem sowohl der Väter als auch der Mütter der damals 12 Monate alten Kinder einerseits und den Phänomenen von Peer-Bullying und Viktimisierung unter den Viertklässlern andererseits. Das Alkoholproblem der Väter stand in einem Zusammenhang mit höherer Bindungsunsicherheit der Kinder, was wiederum auf ein Mehr an Bullying-Verhalten der Viertklässler vorauswies. Keine der Parameterschätzungen war für die Töchter signifikant.
Als Nächstes wurden multiple Gruppenanalysen mit den beiden Gruppen der sicher gebundenen Jungen und Mädchen durchgeführt, um zu überprüfen, ob der Zusammenhang zwischen den Alkoholproblemen der Eltern und dem späteren Bullying-Verhalten in Abhängigkeit von Geschlecht und Bindungssicherheit der Kinder differierte. Wie sich herausstellte, differierte er über die vier Gruppenhinweg sogar erheblich. Ein signifikanter Zusammenhang bestand zwischen den Alkoholsymptomen der Mütter und dem Bullying-Verhalten ihrer sicher gebundenen Söhne (B = .33, p ≤ .05), nicht aber dem der unsicher gebundenen Söhne (B = .19, p ≥ .05), und ein signifikanter Zusammenhang bestand auch zwischen den Alkoholsymptomen der Väter und dem Bullying-Verhalten ihrer unsicher gebundenen Söhne (B = .61, p ≤ .05), nicht aber dem der sicher gebundenen Söhne (B = .18, p ≥ .05).
Bei den Jungen wiesen Alkoholprobleme sowohl der Väter als auch der Mütter unmittelbar auf das spätere Bullying-Verhalten voraus. Alkoholprobleme der Väter waren auch mittelbar – auf dem Weg über die Bindungssicherheit – prädiktiv für das spätere Bullying-Verhalten. Diese Ergebnisse stützen die Resultate früherer Studien, denen zufolge die Söhne von Alkoholikern ein vergleichsweise größeres Risiko für externalisierende Verhaltensprobleme haben (Loukas et al. 2001), und lassen insbesondere eine nichtnormative Entwicklung des aggressiven Verhaltens erkennen (Edwards et al. 2006 b). Die aktuellen Resultate besagen, dass das Risiko auch insoweit auf die Peerbeziehungen ausstrahlen kann, als die Söhne alkoholabhängiger Eltern ein höheres Maß an Bullying-Verhalten erkennen lassen. Neben dem Geschlecht war auch die Bindungssicherheit gegenüber der Mutter ein signifikanter Moderator des Risikos eines späteren Bullying-Verhaltens der Jungen. Ein signifikanter Zusammenhang bestand sowohl zwischen dem Alkoholproblem der Väter und dem späteren Bullying-Verhalten von Söhnen mit unsicherer Mutterbindung als auch zwischen dem Alkoholproblem der Mütter und dem späteren Bullying-Verhalten von Söhnen mit sicherer Mutterbindung. Das heißt also: Bei Vorhandensein einer pathologischen Symptomatik auf Seiten der Mutter könnte ein Zusammenhang zwischen der sicheren Mutterbindung und einem erhöhten Risiko bestehen. Mit anderen Worten,
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