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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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wieder auf ein ungleiches Paar, das doch so typisch ist für die Geschichte und die Bedeutung jener Wissenschaft, die außerhalb von Uni-Korridoren und ohne entsprechende Doktortitel funktionierte. Darwin war einer von durchaus nicht wenigen Herren, die vor allem im viktorianischen England, aber auch schon in den Jahrhunderten zuvor und andernorts, naturwissenschaftliche Studien auf eigene Faust und Rechnung betrieben. Ausgestattet mit den nötigen finanziellen Mitteln und der Freiheit, nicht für irgendwelche weißbackenbärtigen, auf Lehrstühlen sitzenden Chefs arbeiten zu müssen, gingen sie mal mehr, mal weniger hauptberuflich ihren Interessen nach. Nur wenige von ihnen brachten Substanzielles zustande. Diese revolutionierten dann aber die Wissenschaft – der Staatswirtschaftler und Bergbau-Assessor Alexander von Humboldt etwa (dem das Geld allerdings irgendwann ausging) oder Darwin. Diese „Gentleman-Forscher“ mussten nicht unbedingt Genies sein. Sie waren meist dann erfolgreich, wenn sie fleißig waren, die wissenschaftliche Methodik ernst nahmen und es schafften, sich zum Zentrum eines Netzwerkes von helfenden Daten-Zulieferern und Unterstützern im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Establishment zu machen – wenn sie ihre Wissenschaft also zumindest in gewissem Grade in einem sozialen Kontext betrieben.
    Ob man Darwin aus heutiger Sicht als Biohacker bezeichnen sollte, darüber kann man sich streiten. Der Anthropologe Christopher Kelty von der University of California in Los Angeles beschreibt Hacker als Leute, die sich daran erfreuen, „andere mit ihrer Fähigkeit zu beeindrucken, ein System so gut zu verstehen, dass sie es kontrollieren können, und es dazu zu bringen, etwas zu tun, wofür es eigentlich nicht gedacht ist“. 20 Kelty meint etwa moderne Biohacker, die gentechnisch zum Beispiel „nach Banane riechende Erdbeeren“ und dergleichen basteln. Darwin ist für ihn eher das klassische Beispiel des „viktorianischen Gentleman-Forschers“, was sicher stimmt. Doch tatsächlich war Darwin auch der Erste überhaupt, der die Prinzipien des Systems der lebenden Natur so gut verstand, dass er nicht nur andere damit beeindruckte. Er brachte dieses System, das bislang dafür da gewesen war, die Herrlichkeit Gottes und der Schöpfung zu verkörpern, auch dazu, nun ganz ohne das aktive Eingreifen einer höheren Macht auszukommen.
    Darwin war Hacker und Gentleman-Forscher in einem. Eines war er allerdings nicht: Bürgerwissenschaftler. Er trug nicht als kleiner Teilnehmer zu etwas Größerem bei, er brachte vielmehr andere dazu, zu seiner Arbeit beizutragen. Tatsächlich wob Darwin, lange bevor es so etwas wie elektronische oder auch nur elektrische Kommunikation in größerem Stil gab, ein Netzwerk von Zulieferern, die zum Teil Akademiker oder etablierte Freiberufs-Forscher waren. Viele von ihnen betrachteten sich aber nicht einmal als ernsthafte Freizeitwissenschaftler, sondern sahen es als Pflicht und Ehre an, als Gentleman einem anderen Gentleman zu helfen: ihm auf seinen Wunsch hin Beobachtungen an der eigenen Rinderherde, Erfahrungen aus der privaten Taubenzucht, ein paar interessante Exemplare vom letzten Käfer-Sammelausflug – oder auch mal ein paar theoretische Gedanken – zukommen zu lassen. Darwin wusste solche Beiträge sehr zu schätzen und würdigte sie fast täglich in persönlicher, freundlicher, höflicher, anerkennender Korrespondenz. Die Brief-Post war einer der am stärksten zu Buche schlagenden Posten im Darwin’schen Haushalt, das Haus in Down in der Grafschaft Kent verließen täglich oft mehr Kuverts, als mancher Professor heute E-Mails schreibt.
    Man muss nicht unbedingt gleich generelle Rückschlüsse ziehen, aber es ist schon interessant, sich die Faktoren, die Darwins Leben und Arbeit bestimmten, einmal vor Augen zu führen: Interesse an der Naturforschung von Kindesbeinen an, eine solide (Allgemein-)Bildung, die Möglichkeit, weitgehend frei zu forschen, Unterstützung von Freizeit-Forschern einerseits und einem kleinen, aber einflussreichen Kreis des Professoren-Establishments andererseits. Darwins Arbeit war das Ergebnis unabhängiger, aber kommunikativer Forschung, eine Mischung aus Hackertum, Gentleman-Forschung und Bürger-Wissenschaft.
    Mendel dagegen mag geistig so brillant wie Darwin gewesen sein – und so fleißig wie jener war er auf jeden Fall. Worin er weniger talentiert – oder zumindest glückloser – gewesen zu sein scheint, ist

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