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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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Hamburger Optiker Bernhardt Schmidt, war in der Lage, große Bereiche des Nachthimmels scharf abzubilden. Mit zwei Geräten der Schmidt’schen Bauart arbeitete lange Zeit auch der Literaturwissenschaftler David Levy in sternenklarer Nacht daheim in Arizona – und entdeckte mehrere Kometen. Der bekannteste war 1993 „Schoemaker-Levy 9“, den er zusammen mit den Berufsastronomen Eugene und Carolyn Shoemaker beschrieb und der ein gutes Jahr nach der ersten Sichtung spektakulär in Einzelteilen auf den Planeten Saturn stürzte. Es war das erste Mal überhaupt, dass von der Erde aus die Kollision zweier Himmelskörper direkt beobachtet werden konnte. Wenig später, 1996, hieß einer der Autoren einer Publikation im Top-Wissenschaftsmagazin Science Donald Parker. 18 Parker hatte zwei Jahre zuvor gewaltige Stürme auf einem Planeten entdeckt. Wieder handelte es sich um Saturn, und wieder war es mit Parker ein Freizeitforscher, der in diesem Falle seine Bagels als Anästhesist an einem Krankenhaus in Miami verdiente. Und im Oktober 2012 sorgte die Entdeckung eines Planeten, der vier Sonnen hat, für Medienrummel. Gefunden hatten ihn die beiden amerikanischen Amateure Kian Jek und Robert Gagliano als Teilnehmer eines Citizen-Science-Projekts namens planethunter.org.
    Die Tradition geht allerdings viel weiter zurück. So war der Erste, der 1572 am Nachthimmel einen Stern entdeckte, der vorher nicht da gewesen war, der Wittenberger Mathematiker Wolfgang Schuler. Erst Tage später sah der dänische Astronom Tycho Brahe dasselbe Schauspiel. Brahe war der Profi, er beobachtete und beschrieb das Ereignis, das heute Supernova heißt, genau. Er ist noch heute eine Berühmtheit, aber auch der Astro-Laie Schuler wird noch immer in vielen Artikeln über Supernovae erwähnt, weil er der Erste und zudem einer von einigen Laienbeobachtern war, die Brahes Beobachtungen bestätigten und mit wichtigen Details anreicherten.
    Im Grunde ist der Fall Brahe-Schuler ein Musterbeispiel, denn hier kommen einige der typischen Merkmale von Wissenschaft zusammen, die von Profiforschern und Laien gemeinsam oder parallel betrieben wird: Der Laie ist meist der Erste, der etwas beobachtet oder beschreibt, der Profi beobachtet und beschreibt genauer und arbeitet am theoretischen Unterbau. Der Laie wird, wenn er Glück hat, anerkennend erwähnt, der Profi aber bekommt den Löwenanteil der akademischen Ehre. Dem Laien gelingt sein Coup aufgrund einer Mischung aus Glück, Fleiß, Interesse, Intelligenz und Sachverstand, beim Profi ist es genauso. Das mag banal klingen, ist aber entscheidend: 1572 haben wahrscheinlich Millionen Menschen nachts (und auch tagsüber, die Supernova war eine Zeitlang hell genug dafür) gen Himmel geschaut. Aber nur die mit einer gewissen Vorbildung sahen von Anfang an, dass im Sternbild Cassiopeia etwas Seltsames passierte, und dokumentierten es, während es anderen nicht auffiel und von wieder anderen schlicht als Zeichen für irgendetwas zwischen Weltuntergang und Wiederkehr des Heilands gedeutet wurde. Ohne Interesse keine Erkenntnis. Bei Hanny van Arkel war es genauso. Doch eines kam bei ihr hinzu: Sie kommunizierte das, was sie beobachtet hatte, ohne große Zeitverzögerung. Und sie konnte sich sicher sein, dass auch jemand kompetent reagieren würde – weshalb sie nahezu in Echtzeit die Früchte ihres nächtlichen Klickens erntete.
    Dem Augustinerpater und Freizeitwissenschaftler Gregor Mendel war das nicht vergönnt. Er kommunizierte zwar die Ergebnisse seiner „Versuche über Pflanzenhybriden“ sowohl in einer Fachzeitschrift als auch in Briefen an so eminente Naturforscher wie den Schweizer Carl Nägeli und den Briten Charles Darwin. Doch die Bedeutung von Mendels 1866 publizierter Erbsenblütenzählerei wurde erst 1900 erkannt – Darwin etwa hatte Mendels Manuskript-Paket nicht einmal aufgemacht. Der Mönch aus Brünn, der, wie sich nun herausstellte, die Gesetze der Vererbung entdeckt hatte, war da bereits seit 16 Jahren tot.
    Tatsächlich schätzen viele die Versuche des Amateurforschers Mendel als die wichtigsten naturwissenschaftlichen Experimente des 19. Jahrhunderts ein. Und auch Darwin, der die bedeutendste wissenschaftliche Idee jenes Jahrhunderts hatte (oder „aller Zeiten“, wenn man dem Philosophen Daniel Dennett 19 folgt), verfügte überkeinen Uni-Abschluss in irgendeiner Naturwissenschaft, nicht einmal in Medizin oder Philosophie, er war gelernter Theologe.
    Mit Darwin und Mendel trifft man schon

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