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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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eröffnen. Mit den Biohackern vernetzt zu sein bedeutet für die FBI-Agenten, deren Aktivitäten und Pläne verfolgen zu können. Und die Bundespolizei will auch darüber informiert sein, ob und wie Amateurlabore vielleicht von Kriminellen, die deren Infrastruktur, Hilfsbereitschaft und Wissen für gefährliche Zwecke zu missbrauchen suchen, unterwandert werden könnten. Da die Biohacker-Bewegung von Anfang an international agiert, hofft Ermittler Head, dass sein Konzept einer Kooperation von Behörden und Biohackern nun auch international Schule macht: Denn jetzt sei die „Gelegenheit da, diese Gruppen für Sicherheitsfragen zu sensibilisieren“.
    Insgesamt ist die Zusammenarbeit von Biohackern und FBI eine Mischung aus Schattenboxen, Pokerspiel und Pragmatismus. Die Agenten müssen nett zu den Hackern sein, sonst ist es schnell vorbei mit dem Outreach. Die Hacker gehen diese Art Pakt mit dem Teufel ein, weil sie vielleicht selbst Gefahrenpotenzial und keine andere Möglichkeit sehen, mit diesem Gefahrenpotenzial umzugehen, vielleicht aber auch, weil ab und an ein bezahlter Flug nach Kalifornien inklusive Meeting mit Gleichgesinnten auch nicht zu verachten ist.
    Doch der Ansatz der amerikanischen Behörden, den mittlerweile neben dem FBI auch der Auslandsgeheimdienst CIA verfolgt, schafft möglicherweise mehr Gefahren, als er bannt. Er hat das Potenzial, die Biohacker-Bewegung in einen opportunistischen und einen jegliche vorauseilende Überwachung ablehnenden Flügel zu spalten. Er könnte die bisherige positive Tendenz der Biohacker, virtuell, in kleinen Gruppen und in Hackerspaces gemeinsam und offen zusammenzuarbeiten, untergraben und Misstrauen säen, womit er genau das Gegenteil von dem erreichen würde, was ursprünglich beabsichtigt war.
    Die Skepsis wächst. Wir wissen von europäischen Biohackern, die einer Einladung der CIA bewusst nicht mehr folgen. Wir wissen, dass die Diskussionen auf DIYbio.org inzwischen zum Teil weniger sorglos und offen als früher geführt werden, weil sich alle sicher sind, dass FBI und Co. mitlesen. Es kursieren dort zu der Zeit, als dieses Buch entsteht, bereits Entwürfe für ein sehr behördenkritisches Manifest. Kein freier, freiheitsliebender, unbescholtener Mensch lässt sich gerne von der Polizei oder einem Geheimdienst beobachten oder als Informant (oder besser: Spitzel) vor den Karren spannen. Und wer üble Absichten hat, wird diese ziemlich sicher nicht im FBI-gesponserten Hackerspace lautstark kundtun. Debbie gibt es nicht.
    Zurück in Deutschland fragen wir beim Bundeskriminalamt vergeblich nach Ansprechpartnern zum Thema Biohacking. Ein vergleichbares Programm, wie es das FBI unterhält, gebe es nicht, so eine Sprecherin. Und dass der Bundesnachrichtendienst eine offizielle „Outreach“-Kampagne startet, ist auch eher unwahrscheinlich.
    Am Berliner Robert Koch Institut, Sitz des Zentrums für Biologische Sicherheit (ZBS), ist dessen Vorsitzendem Lars Schaade die Biohacker-Bewegung immerhin ein Begriff. Als er das erste Mal davon hörte, stand zunächst die „Sorge um die Sicherheit“ an erster Stelle, erzählt der Wissenschaftler, dann „die Frage nach der wissenschaftlichen Qualität“, aber auch das „Staunen, was in Garagen alles möglich ist“. Generell sei der Versuch zu begrüßen, Berührungspunkte und Verständnis dafür zu schaffen, was in der DIY-Bewegung geschieht und was sie bewegt. Er hält es für sinnvoll, dass Aufsichtsbehörden mit Biohackern kommunizieren, um ein Bewusstsein für mögliche Risiken zu schaffen. Die Entwicklung einer vertrauensvollen Arbeitsebene, die DIY-Biologen den Zugang zu Informationen und Know-how ermögliche, bedürfe einer offenen Kommunikation. Hierzu müssten die passenden Medien gefunden werden etwa in Blogs, Twitter, Facebook anstelle von wissenschaftlichen Fachartikeln, Gesetzen oder Verwaltungsvorschriften. Auch Veranstaltungen wie „Tage der offenen Tür“ in Forschungseinrichtungen könnten seiner Meinung nach genutzt werden, um Verbindungen herzustellen und DIY-Biologen zu einem Dialog einzuladen. „Aus der DIY-Biologie-Bewegung – sofern sie nicht illegale Arbeiten durchführt – können Vorteile für den Einzelnen entstehen“, meint Schaade. Und wenn es nur dem eigenen Wissenszuwachs diene.
    Doch wenn es um gentechnische Veränderungen von Bakterien oder anderen Organismen in Deutschland geht, wie sie Biohacker in den USA legal auch in ihrem Heimlabor durchführen dürfen, wird Schaade sehr

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