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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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Methoden und den gesellschaftlichen Folgen einer solche Techniken aufgreifenden DIY-Biologie. Zu einem Seminar dort wurde im Herbst 2012 auch der deutsche Biohacker Rüdiger Trojok eingeladen und um Stellungnahme gebeten. Ein Bericht soll im Frühjahr 2013 erscheinen und den Politikern gegebenenfalls eine Grundlage für neue Gesetze und Regularien sein. 55
    Dem Bundestagsabgeordneten der Linken Jan van Aken, der lange Jahre für die inzwischen nicht mehr existierende Organisation Sunshine Project gegen die Verbreitung und Erforschung von Biowaffen aktiv war, ist unwohl beim Gedanken an Scharen von Heimwerker-Gentechnikern: „Die Gefahr, dass man im Labor etwas zusammenschustert, von dem man nicht weiß, was es ist, ist sehr groß“, meint van Aken, ein ausgebildeter Biologe. Zwar hat er keine Angst vor Bioterror-Küchen in Garagen, denn „dafür ist das noch immer zu schwierig“. Aber wenn Amateure gentechnisch arbeiten und die Organismen dann im Abfluss landen, wäre das eine ständige Freisetzung von genetischem Material. „Das macht in 99,9 Prozent der Fälle sicher kein Problem, aber wir wissen nicht, was mit den 0,1 Prozent passiert.“ Jedem Biostudenten im zweiten Semester zuzutrauen, auch Biowaffen konstruieren zu können, sei jedoch Unsinn: „Man kann noch so gute Rezepte haben, man braucht die Leute, die das schon mal gemacht haben, um zu lernen, wie man es wirklich machen muss“, so van Aken. Nur weil etwas im Internet stehe, „heißt das nicht, dass man es auch reproduzieren kann“.
    Auch Piers Millet von der Genfer Implementation Support Unit der Biowaffenkonvention (Biological and Toxin Weapons Convention BTWC 56 ) der Vereinten Nationen ist derzeit „nicht besonders beunruhigt, dass die DIY-Bio- oder Citizen-Science-Bewegung Biowaffen konstruieren könnte“. Vielleicht werde das in der Zukunft ein Thema, falls sich die bisherige Entwicklung hin zu billigeren Materialien und einfacheren Methoden fortsetzt. Millet hofft für diesen Fall, „dass die DIY-Bio-Bewegung dann helfen kann sicherzustellen, dass ihre Ressourcen nicht missbraucht werden von Leuten mit bösartigen Absichten“.
    Offiziell haben die Mitgliedsstaaten der BTWC noch keine abschließende Haltung zur Citizen Science, so Millet. Doch immerhin ist das Interregional Crime and Justice Research Institute der Vereinten Nationen im Rahmen einer Sicherheitseinschätzung von Synthetischer Biologie und Nanotechnologie zu dem Schluss gekommen, dass Sorgen um versehentliche oder absichtliche Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen aus Garagen-Labors derzeit nicht angemessen sind: „Angesichts des gegenwärtigen Entwicklungsstands und der Möglichkeiten der Amateur-Gemeinde erscheinen beide Szenarien übertrieben und das Gefahrenpotential eher gering“, heißt es im Report. 57 Da das Phänomen DIY-Bio jedoch real und nicht aufzuhalten sei, so die an dem Bericht beteiligten internationalen Experten, sei es besser, „die Entwicklung der Bewegung zu formen und Kommunikationskanäle aufzubauen, als sie gegen sich aufzubringen und in den Untergrund zu drängen“.
    Sogar das Outreach-Programm des FBI schätzt Millet in diesem Zusammenhang grundsätzlich positiv ein. Die Gesellschaft habe zwei Möglichkeiten, mit der Entwicklung umzugehen. Man könne „sich entweder auf sie einlassen, Kommunikationskanäle aufbauen und gemeinsame Interessen und Vorgaben entwickeln, oder sie als eine Gefahr für die Sicherheit behandeln, unabhängig davon, ob sie es jetzt ist oder in der Zukunft sein wird“. Auch Millet sieht die Gefahr, dass strenge Kontrolle samt geheimdienstlicher Infiltrierung wahrscheinlich viele Biohacker in den Untergrund treiben würde, was letztlich eine noch weniger sichere Situation schaffen würde. Er setzt auf die Eigeninitiative der Akteure, in ihrem eigenen Interesse angemessen auf Sicherheitsfragen zu reagieren. „Ich weiß von Fällen, wo neue Mitglieder Arbeiten mit Krankheitserregern erwogen haben, und sie wurden von anderen Mitgliedern der Bewegung von diesem Vorhaben abgebracht, ohne dass externe Kräfte involviert werden mussten“, so Millet. Regierungen könnten diese Selbstregulierungskräfte stärken, indem sie Biohackerspaces unterstützen, reibungslosen Austausch mit den staatlichen Aufsichtsstrukturen sicherstellen und die regulatorischen Behörden auf die nicht-traditionellen Strukturen von Citizen Scientists vorbereiten.
    Wie gut Biohacker daran tun, sich über Biosicherheits-Standards

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