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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Fenster hinaus.«
    Carlyle grinst. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie sich einen geriatrischen Ninja halten.«
    »Ich dachte immer …« Anderson verstummt. Der Verkehr gerät ins Stocken. Er steht auf und erhascht einen Blick auf weiße Uniformen. »Scheiße.« Die Soldaten des Umweltministeriums blockieren die Straße.
    Carlyle taucht neben ihm auf. »Ein Kontrollpunkt?«

    »Sieht so aus, als wären es nicht nur die Fabriken.« Anderson schaut sich um, sucht einen Fluchtweg, aber sie sind zwischen zahllosen Fußgängern und Radfahrern eingekeilt.
    »Sollten wir rennen?«
    Anderson lässt den Blick über die Menge schweifen. Neben ihnen steht ein anderer Rikschafahrer auf seinen Pedalen, sieht sich das Geschehen an und setzt sich wieder hin, wobei er verärgert seine Klingel betätigt. Der Fahrer ihrer Rikscha folgt seinem Beispiel.
    »Niemand scheint sich Sorgen zu machen.«
    Entlang der Straße feilschen Thai über Stapeln stinkender Durianfrüchte, Körben voll Zitronengras und Eimern mit blubbernden Fischen. Auch sie wirken unbekümmert.
    »Sollen wir es darauf ankommen lassen?«, fragt Carlyle.
    »Was weiß denn ich! Lässt General Pracha jetzt plötzlich seine Muskeln spielen?«
    »Ich sag Ihnen doch, dem sind alle Zähne gezogen.«
    »Sieht nicht so aus.«
    Anderson reckt den Hals und versucht zu erkennen, was bei der Straßensperre geschieht. Allem Anschein nach redet dort jemand wild gestikulierend mit den Weißhemden – ein Thai mit tief mahagonibrauner Haut; an seinen Daumen blitzen goldene Ringe. Anderson müht sich, etwas zu hören, aber die Worte sind nicht zu verstehen – immer mehr Fahrräder drängen sich in den Stau und schließen sich dem ungeduldigen Geklingel an.
    Die Thai halten das Ganze offenbar für nicht mehr als einen ärgerlichen Verkehrsstau. Keiner hat Angst, sie sind nur ungeduldig. Das Schellen der Fahrradklingeln wird immer lauter, schwillt zu einem ganzen Orchester an.
    »Heilige Scheiße«, murmelt Carlyle.
    Die Weißhemden reißen den streitbaren Mann von seinem Fahrrad. Er schlägt wild mit den Armen um sich und
geht zu Boden. Seine Daumenringe blitzen in der Sonne, und dann verschwindet er unter einem Knäuel von Weißhemden. Schwarze Schlagstöcke heben und senken sich. Blut spritzt.
    Ein Aufschrei hallt durch die Straße.
    Die Fahrradfahrer hören auf zu klingeln. Sämtliche Geräusche verstummen, als alle die Hälse recken. In der Stille trägt das Flehen des Mannes weit. Rings umher ducken sich Hunderte von Menschen und halten die Luft an. Sie blicken nach links und nach rechts, plötzlich nervös, wie eine Rinderherde, die ein Raubtier in ihrer Mitte entdeckt hat.
    Das Klatschen der Schlagstöcke nimmt kein Ende.
    Schließlich hört das Schluchzen des Mannes auf. Die Weißhemden gehen auseinander. Einer von ihnen dreht sich um und winkt den Verkehr weiter. Es ist eine ungeduldige Geste, völlig geschäftsmäßig, als wären die Leute stehengeblieben, um bei einem Volksfest zu gaffen. Zögerlich setzen sich die Radfahrer in Bewegung. Der Verkehr rollt wieder. Anderson lässt sich auf den Sitz der Rikscha fallen. »Herrgott nochmal.«
    Der Rikschafahrer richtet sich auf seinen Pedalen auf, und sie ruckeln los. Carlyles Miene ist angespannt – er hat ganz offensichtlich Angst. Sein Blick huscht hin und her. »Letzte Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen.«
    Anderson starrt gebannt die näher kommenden Weißhemden an. »Das wäre zu auffällig.«
    »Wir sind verdammte Farang. Wir fallen sowieso auf.«
    Fußgänger und Fahrradfahrer bewegen sich langsam vorwärts und strömen an dem Kontrollpunkt vorbei.
    Ein halbes Dutzend Weißhemden stehen um die Leiche herum. Unter dem Kopf des Mannes hat sich eine Blutlache gebildet. In den roten Rinnsalen summen bereits Fliegen mit klebrigen Flügeln und drohen in dem Überfluss an Kalorien zu ertrinken. Nicht weit weg kauert der Schatten einer Cheshire;
eine Barriere aus uniformierten Hosenbeinen hält sie zurück. Die Manschetten der Soldaten haben rote Flecken – frisch aufgesaugte kinetische Energie.
    Anderson starrt das Blutbad an. Carlyle räuspert sich nervös.
    Einer der Soldaten wird auf sie aufmerksam. Anderson kann nicht sagen, wie lange sie einander in die Augen schauen, aber der Hass im Blick des Thai ist unverkennbar. Er zieht eine Augenbraue hoch – eine klare Herausforderung. Als er mit seinem Schlagstock leicht gegen sein Bein schlägt, bleibt eine rote Spur zurück.
    Dann bedeutet er Anderson mit einer ruckartigen

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