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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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wie Gespenster, die ihm das Blut aussaugen möchten. Akkarat lächelt nichtsahnend, wirkt, als freue er sich, ihnen Gesellschaft zu leisten. Kanya blättert weiter in den Fotos. Männer, die sie nicht kennt. Farang, bei denen es sich vermutlich um Kaufleute handelt. Ein Fettsack, der sich mit Kalorien aus dem Ausland den Bauch vollgeschlagen hat, vielleicht ein Vertreter von PurCal oder AgriGen, der auf einen Besuch von Koh Angrit herübergekommen ist, um sich einzuschmeicheln – schließlich öffnet das Königreich seine Tore, und das Handelsministerium gewinnt immer mehr an Macht. Und dann dieser Carlyle, der sein Luftschiff verloren hat. Kanya muss lächeln. Das hat bestimmt wehgetan. Sie schiebt das Bild nach hinten … und kann ein lautes Keuchen nicht unterdrücken.
    »Was ist?«, fragt Niwat. »Was ist los?«
    »Nichts.« Kanya bemüht sich, ruhig zu bleiben. »Alles in Ordnung.«

    Es ist ein Foto von ihr selbst: Sie steht auf einem Vergnügungsschiff – neben Akkarat. Die Aufnahme ist verschwommen, aber Kanya ist deutlich zu erkennen.
    Jaidee wusste Bescheid.
    Kanya starrt das Foto lange an und zwingt sich weiterzuatmen. Ihre Gedanken kreisen um Kamma und Pflicht, während Jaidees Söhne sie mit ernster Miene mustern. Ihr Patron hat das Foto mit keinem Wort erwähnt. Jaidee wusste viel, aber preisgegeben hat er nur wenig. Er hat alles für sich behalten – und teuer dafür bezahlt. Nachdenklich betrachtet sie die Aufnahme. Schließlich zieht sie sie aus dem Stapel und steckt sie ein. Den Rest schiebt sie zurück in den Umschlag.
    »War das ein Indiz?«
    Kanya nickt ernst. Die Jungen tun es ihr nach. Sie stellen keine weiteren Fragen. Brave Jungs.
    Sie durchsucht das ganze Zimmer nach Hinweisen, die sie vielleicht übersehen hat, findet jedoch nichts. Schließlich beugt sie sich vor, um die Kiste hochzuheben. Sie ist schwer, aber noch schwerer lastet das Foto auf ihr, das jetzt in ihrer Brusttasche steckt, wie eine zusammengerollte Kobra.
    Draußen an der frischen Luft zwingt sie sich, tief durchzuatmen. Der Gestank der Schande lässt sich, jedoch nicht vertreiben. Sie ist nicht in der Lage, sich umzudrehen und zu den beiden Jungen hinüberzuschauen, die im Hauseingang stehen. Zu den Waisen, die den Preis für die unbeugsame Tapferkeit ihres Vaters entrichten. Sie büßen dafür, weil ihr Vater sich für einen Gegner entschieden hatte, der seiner wert war. Statt Garküchen und Nachtmärkte zu erpressen, suchte er sich einen echten Feind, einen unerbittlichen, unversöhnlichen. Kanya schließt die Augen.
    Ich habe versucht, es dir zu sagen. Du hättest nicht gehen sollen. Ich habe es versucht.
    Sie spannt die Kiste auf den Gepäckträger ihres Fahrrads
und radelt durch das Gelände des Ministeriums. Bis sie das Hauptgebäude der Verwaltung erreicht hat, hat sie sich wieder etwas beruhigt.
    General Pracha steht im Schatten eines Bananenbaums und raucht eine Gold Leaf. Zu ihrer Überraschung kann sie ihm nicht in die Augen blicken. Sie nähert sich ihm und verbeugt sich tief.
    Der General erwidert Kanyas Begrüßung mit einer knappen Kopfbewegung. »Haben Sie alles?«
    Kanya nickt.
    »Und haben Sie seine Söhne angetroffen?«
    Sie nickt erneut.
    Er runzelt wütend die Stirn. »Sie pissen in unser Haus. Lassen seinen Leichnam auf unserer Schwelle zurück. Das dürfte gar nicht möglich sein, und doch fordern sie uns hier heraus, in unserem eigenen Ministerium!« Er drückt die Zigarette aus.
    »Sie übernehmen jetzt das Kommando, Hauptmann Kanya. Jaidees Männer unterstehen künftig Ihnen. Es ist Zeit, dass wir so kämpfen, wie Jaidee es wollte. Das Handelsministerium soll bluten, Hauptmann. Wir haben etwas wiedergutzumachen. «

21
    Emiko steht auf dem Dach des baufälligen Hochhauses und blickt nach Norden.
    Das tut sie jeden Tag, seit Raleigh ihr bestätigt hat, dass die Aufziehmenschen sich dort niedergelassen haben. Seit Anderson-sama angedeutet hat, dass das möglich ist. Sie kann nicht anders. Selbst wenn sie in Anderson-samas Armen liegt,
selbst wenn er sie manchmal einlädt, bei ihm zu bleiben, und Raleigh tageweise dafür bezahlt, träumt sie unentwegt von jenem Ort ohne Patrone.
    Norden.
    Sie holt tief Luft, atmet den Duft des Meeres, des brennenden Dungs und der blühenden Orchideen ein. Weit unter ihr plätschert das weitläufige Delta des Chao Phraya gegen die Dämme und Deiche von Bangkok. Auf der anderen Seite schwimmt Thonburi, so gut es eben geht, auf Bambusflößen und Pfahlhäusern. Der

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