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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Hock Seng ein Zeichen. »Kümmern Sie sich darum.«
    Hock Seng scheint erst widersprechen zu wollen, doch Anderson starrt ihn wütend an. Der alte Mann steht auf.
    Ein lauter Trompetenstoß hindert ihn daran, irgendwelche Einwände vorzubringen. Das Aussichtsfenster klappert in seinem Rahmen.
    »Was zum …«
    Ein weiterer ohrenbetäubender Klagelaut erschüttert das Gebäude, gefolgt von einem mechanischen Kreischen: Das Räderwerk blockiert. Anderson springt auf und rennt zum Fenster, aber Hong Seng erreicht es vor ihm. Mit offen stehendem Mund starrt der alte Mann durch die Scheibe.
    Tellergroße gelbe Augen starren aus gleicher Höhe zurück. Der Megodont hat sich auf die Hinterbeine aufgerichtet und schwankt hin und her. Die vier Stoßzähne der Bestie sind aus Sicherheitsgründen abgesägt. Dennoch handelt es sich um ein Monstrum mit einer Schulterhöhe von fünf Metern – zehn Tonnen Muskeln und geballte Wut. Der Megodont zerrt an den Ketten, die ihn an die Spindel fesseln. Der Rüssel hebt sich, darunter kommt ein gewaltiger Rachen zum Vorschein. Anderson presst sich die Hände auf die Ohren.
    Das Gebrüll brandet durch die Scheibe über ihn hinweg.
Anderson fällt betäubt auf die Knie. »Herrgott!« Ihm klingeln die Ohren. »Wo ist dieser Mahout?«
    Hock Seng schüttelt den Kopf. Anderson bezweifelt, dass er ihn überhaupt gehört hat. Auch für ihn klingen alle Geräusche gedämpft und weit entfernt. Er taumelt zur Tür und reißt sie auf – und in dem Moment kracht der Megodont auf die Spindel Nummer 4 herab. Die Antriebsspindel zerbricht. Teakholzsplitter stieben in alle Richtungen. Anderson zuckt zusammen, als sie an ihm vorbeischießen; seine Haut brennt wie von Nadelstichen.
    Unten lösen die Mahout fieberhaft die Ketten ihrer Tiere und ziehen sie von dem rasenden Ungeheuer fort; mit lauten Rufen versuchen sie, den elefantenartigen Kreaturen ihren Willen aufzuzwingen. Die Megodonten schütteln die Köpfe und wehren sich ächzend, zerren, von dem instinktiven Verlangen getrieben, ihrem Artgenossen zu helfen, an ihrem Geschirr. Die übrigen Thaiarbeiter fliehen auf die Straße.
    Der rasende Megodont stürzt sich erneut auf die Spindel. Speichen zerbrechen. Der Mahout, der die Bestie hätte unter Kontrolle halten sollen, ist nur noch eine breiige Masse aus Blut und Knochen auf dem Boden.
    Anderson hastet in das Büro zurück. Er schlängelt sich zwischen den leeren Schreibtischen hindurch, springt auf eine Tischplatte, schlittert über sie hinweg und landet vor dem Tresor der Firma.
    Seine Finger rutschen ab, während er am Zahlenschloss dreht. Schweiß rinnt ihm in die Augen. 23 rechts. 106 links … Seine Hand gleitet zur nächsten Nummernscheibe, und er betet, dass er sich nicht vertut und wieder von vorne anfangen muss. Unten in der Fertigungshalle geht noch mehr Holz zu Bruch, und jemand schreit vor Schmerz.
    Hock Seng taucht dicht neben seinem Ellenbogen auf.
    Anderson vertreibt den alten Mann mit einer Geste. »Sag
den Leuten, sie sollen machen, dass sie hier rauskommen! Alle! Alle sollen das Gebäude verlassen!«
    Hock Seng nickt, bleibt jedoch stehen, während sich Anderson weiter mit den Zahlenschlössern abplagt.
    Anderson sieht ihn wütend an. »Na los!«
    Hock Seng nickt zustimmend und rennt laut rufend zur Tür; seine Stimme verliert sich zwischen den Schreien der fliehenden Arbeiter und dem Bersten des Hartholzes. Anderson dreht an der letzten Scheibe und reißt den Tresor auf: Akten, Stapel von bunt schillerndem Geld, geheime Unterlagen, ein Luftgewehr … eine Federpistole.
    Yates.
    Er verzieht das Gesicht. Heute scheint der alte Saubär überall zu sein, als würde sein Phii auf Andersons Schulter hocken. Mit einer fließenden Handbewegung zieht Anderson die Feder der Handfeuerwaffe auf und steckt sie sich in den Gürtel. Dann greift er nach dem Luftgewehr. Überprüft, ob es geladen ist, während hinter ihm ein weiterer Schrei ertönt. Wenigstens war Yates auf so etwas vorbereitet. Der Mistkerl mochte naiv gewesen sein, aber dumm war er nicht. Anderson pumpt Luft in den Gewehrkolben und eilt mit großen Schritten zur Tür.
    Unten in der Fertigungshalle spritzt Blut auf die Antriebssysteme und die QK-Laufbänder. Es ist nur schwer zu erkennen, wer umgekommen ist. Keinesfalls nur der eine Mahout. Der süßliche Gestank menschlicher Eingeweide breitet sich aus. Gedärme zieren die Spindel, die der Megodont umrundet hat. Das Tier erhebt sich erneut auf die Hinterbeine, ein Berg

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